Am Strand von Acapulco
als sie aufstehen wollte, kam er mit einem Tablett in den Händen zurück.
„Bleib bloß, wo du bist!"
Er stellte das Tablett aufs Bett, goss Tee in zwei Tassen und setzte sich dann auf den Korbstuhl am Fußende des Bettes. Dank bar nippte Ruth an ihrem Tee, obwohl es ihr unangenehm war, dass sie ihn nicht einmal selbst hatte machen können. Morgen früh musste sie unbedingt frühstücken. Sie wollte nicht, dass Patrick sie noch einmal so hilflos vorfand.
„Geht es dir jetzt besser?"
„Ja, danke." Sie räusperte sich. „Kommst du mittags eigentlich nach Hause?"
Patrick runzelte die Stirn.
„Bisher habe ich meistens im Club gegessen."
„Und abends?"
„Deinen Fragen nach zu urteilen, hast du jetzt wohl doch beschlossen zu bleiben."
Traurig sah Ruth ihn an. „Willst du denn, dass ich gehe?"
Patrick stand auf. „Ich habe nur festgestellt, dass du dich offensichtlich in die Situation fügst."
Über diese Bemerkung war Ruth so verwundert, dass sie erst nicht wusste, was sie Patrick darauf antworten sollte. Aber dann platzte sie heraus: „Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, mein Lieber, und ich bin vielleicht deine Frau, aber nicht dein Eigentum!" Doch Patrick zuckte nur die Schultern und wollte offensichtlich den Raum verlassen. „Wohin gehst du?"
„Nachsehen, was wir noch zu essen haben", antwortete Patrick kurz angebunden und stellte die Teetassen aufs Tablett zurück.
„Das kann ich doch machen!" Ein wenig schwankend kam Ruth auf die Beine.
„Ich schlage vor, du nutzt den heutigen Tag, um dich an das Klima hier zu gewöhnen.
Ich will mich nicht auch noch um eine kranke Frau kümmern müssen!"
„Ach so!" Verärgert sah Ruth ihn an. „Weißt du, was du bist?"
Patrick zuckte die Schultern. „Ist mir völlig egal, was du von mir hältst. Und Rücksicht zu nehmen brauche ich jetzt wohl auch nicht mehr - schließlich bist du ja eine moderne, aufgeklärte Frau, wie du mir gerade eben deutlich gemacht hast, und vor allem nicht schwanger."
Ruth ballte die Hände zu Fäusten, sagte aber nichts. In Momenten wie diesen wünschte sie, Patricks beißendem Spott etwas entgegensetzen zu können.
Sie folgte ihm in die Küche und sah zu, wie er den Kühl-und den Vorratsschrank inspizierte. Schließlich förderte er eine Konservenbüchse zu Tage auf der „hervido"
stand. Den Inhalt, der sich als Eintopf aus Fleischstückchen vom Huhn und Rind sowie Yucca, Jamswurzeln und Kürbis erwies, schüttete Patrick in einen Topf und sah sich dann zu Ruth um. „Hier im Camp gibt es einen Laden, in dem praktisch alles verkauft wird."
„Ich weiß, John hat mir schon davon erzählt", erklärte Ruth spontan. Doch als sie sah, wie sich Patricks Miene verfinsterte, wünschte sie, sie hätte den Mund gehalten.
„Ich schlage vor, wir gehen heute Nachmittag einkaufen."
„Einverstanden!"
Der Eintopf schmeckte erstaunlich gut, und Ruth brauchte sich nicht zu zwingen, ihren Teller zu leeren. Danach ging es ihr wieder so gut, dass sie einen Espresso machen konnte. Aber trotz allem setzte ihr die Hitze zu, ganz im Gegensatz zu Patrick. Aber er war ja auch daran gewöhnt.
Während er einige Unterlagen durchsah, saß Ruth in einem Sessel und fächelte sich Luft zu. „Erzähl mir doch ein bisschen von deiner Arbeit", forderte sie ihn schließlich auf. „Gehst du heute überhaupt noch einmal hin?"
Patrick sah auf. „Nein, heute erwartet man mich in der Raffinerie nicht zurück."
Ruth neigte den Kopf. „Bestimmt denken sie, du brauchst ein bisschen Zeit für deine neue Frau."
„Kann schon sein."
„Und, ist es so?"
„Was mich angeht, existiert unsere Beziehung nicht mehr. Habe ich mich klar ausgedrückt?"
„Das meins t du doch nicht ernst?" rief Ruth erschrocken aus.
„O doch!"
„Aber letzte Nacht..."
„Letzte Nacht habe ich mich benommen wie ein Weichei, doch das passiert mir nicht wieder."
„Aber du ... du hast mich doch begehrt. Ich meine ..."
Sein Blick wurde eiskalt. „Das stimmt, aber wie ich schon sagte, auch ich bin nur ein Mensch und ein Mann noch dazu. Sollte mir allerdings wieder einmal danach sein, mir eine derartige Be friedigung zu verschaffen, gehe ich zu einer Professionellen. Die kann ich wenigstens bezahlen, und ich muss nicht meine Freiheit opfern!"
„Wie ... Wie kannst du nur so etwas sagen!" Ruth war außer sich.
„Lass uns mal eins klarstellen: Wir sind verheiratet, das kann, oder besser gesagt, will ich nicht ändern. Aber ich sehe dich nur als jemanden, der mir
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