Am Strand von Malibu
es selbst im südlichen Kalifornien empfindlich kühl werden konnte. Deshalb hatte er sich für ein Glasdach entschieden, das man aber bei entsprechendem Wetter leicht zur Seite schieben konnte.
Als sie den Weg zum Strand einschlugen, sah Olivia erst richtig wie schön der terrassenförmige Abhang war. Die Bäume und Sträucher waren ihr schon vom Haus aus aufgefallen. Aber erst jetzt bemerkte sie, dass hier auch ein Bach floss, der an den Steilstellen richtige Wasserfälle bildete.
„Es ist einfach traumhaft hier!" Olivia wandte ihr Gesicht der Sonne zu. „Es ist unfassbar, dass dies für Sie lediglich ein Strandhaus ist. Wenn es mir gehörte, wäre ich ständig hier."
„So?" Er lächelte ironisch, und Olivia hatte schon wieder das Gefühl, Unsinn geredet zu haben. „Auf alle Fälle ist es ein Haus und liegt am Strand." Sein Ton war jetzt milder. „Ich bin auch sehr gern hier. Aber ich liebe auch mein Haus in San Francisco und finde das Klima dort weitaus angenehmer."
Olivia rang sich ein Lächeln ab und nickte. Wieder hatte sie das Gefühl, dass er sie am liebsten los gewesen wäre. Es war reine Höflichkeit, dass er sich überhaupt mit ihr abgab.
Ganz der vollendete Gastgeber, blieb er des öfteren stehen, um ihr eine seltene Blume zu zeigen oder sie auf eine besonders schöne Aussicht hinzuweisen. Er war ein amüsanter Unterhalter. Obwohl sich Olivia fest vorgenommen hatte, sich keine Illusionen zu machen, hatte sie ab und zu doch den Eindruck, dass auch er gern mit ihr zusammen war.
Die Luft war unbeschreiblich würzig, eine Mischung aus Blumenduft und salziger Brise vom Pazifik. Unter anderen Umständen hätte Olivia es gar nicht abwarten können, sich endlich in die Wellen des Ozeans stürzen zu können. Das kühle Wasser auf der erhitzten Haut zu spüren musste einfach köstlich sein.
Am Strand befand sich ein langer, hölzerner Anleger. Joe erzählte ihr, dass er eine Yacht in Marina del Rey liegen habe. Olivia fragte nicht nach der Größe. Bestimmt war es eine Luxusyacht. Wenn sie heute eines über Joe gelernt hatte, war es, dass er einen ausgezeichneten Geschmack besaß.
Sie saßen eine Zeit lang auf dem Steg, ließen die Beine baumeln und blickten in die Wellen. Dann gingen sie am Spülsaum entlang und hinterließen ihre Fußabdrücke im feuchten Sand. Obwohl sich Olivia fest vorgenommen hatte, Joes Charme nie wieder zu erliegen, sprach sie schon bald mit ihm offen und ehrlich über ihre Arbeit.
Später sagte sie sich, dass er bestimmt im Umgang mit Menschen geschult sei und wisse, wie man deren Vertrauen gewinnt. Aber zu jenem Zeitpunkt fühlte sie sich durch sein Interesse geschmeichelt und war froh, dass er ein Gebiet angesprochen hatte, auf dem sie sich auskannte.
„Was hat Sie veranlasst, über Diane zu schreiben?", wollte er wissen, nachdem sie sich über Eileen Cusack und deren tragischen Tod unterhalten hatten. „Ich meine ..." Es war das erste Mal, dass sie ihn unsicher erlebte. „Ich kann mir nicht so recht erklären, wieso Diane Ihr Angebot angenommen hat. Schließlich sind Sie die Exfrau ihres Mannes. Da liegt doch jede Menge Zündstoff drin."
„Warum?" Sie sah ihn fragend an, konnte aber seinem Blick nicht standhalten und senkte den Blick. „Es war umgekehrt. Nicht ich habe Diane, sondern Diane hat mich gefragt."
„Das kann nicht sein!"
„Doch!" Olivia war entrüstet, dass er ihr nicht glaubte. „Ich muss gestehen, anfangs war ich auch überrascht und unsicher. Aber mittlerweile läuft es gut."
„Aber Diane musste doch damit rechnen, dass Sie den Auftrag nur angenommen haben, um ihre eigenen Ziele zu verwirklichen. Woher wusste sie, dass Sie Ihre Einstellung nicht geändert hatten?"
„Meine Einstellung geändert?" Olivia schüttelte verständnislos den Kopf. Sie wusste wirklich nicht, worauf er hinauswollte.
„Worüber?"
Sein Mund wirkte streng, doch seine Stimme klang weich. „Olivia, ich bin mir sicher, Sie wissen, wovon ich spreche. Sie selbst haben mir gesagt, dass Richard glaubt, sie würden ihn noch immer lieben. Sie könnten es also durchaus darauf abgesehen haben, Richard zurückzuerobern. Aber ich nehme an, Diane wollte unbedingt Sie als Autorin für ihre Biografie haben. Dafür hat sie das Risiko in Kauf genommen."
„Nicht so schnell!" Olivia blieb stehen und strich sich ungeduldig ihre widerspenstigen Haare zurück, die sich schon wieder lösten. „Diane hat nicht das Geringste von mir zu befürchten. Ich weiß nicht, was Sie Ihnen erzählt
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