Am Strand von Malibu
sich auf die Suche nach der Gästetoilette.
Sie entschied sich, nach links zu gehen. Der Flur schien endlos. Das Haus musste riesig sein. Olivia war überwältigt von dem großzügigen Esszimmer und den verschiedenen Salons. Plötzlich stand sie vor einem Schwimmbad unter einem hohen Glasdach, das sich anscheinend öffnen ließ. Die Wände waren aus Glas und wurden von Säulen unterbrochen.
Auch hier war die Aussicht überwältigend. Ein gepflegter, mit Palmen bestandener Garten zog sich terrassenförmig bis zum Strand hinunter.
Joe hatte zwar gesagt, sie solle sich umsehen, dennoch kam sich Olivia wie ein Eindringling vor. Wo, in aller Welt, befand sich nur die Gästetoilette?
Sie musste ihr Äußeres unbedingt wieder in Ordnung gebracht haben, bevor das Hausmädchen mit dem Tee zurückkehrte. Was sollte dieses sonst von ihr denken? Es schien ohnehin schon Verdacht geschöpft zu haben.
Vielleicht war ja wenigstens in einem der Salons ein Spiegel. Sie öffnete die erste Tür rechts. Auch dieses Zimmer war äußerst geschmackvoll mit Mahagonimöbeln eingerichtet.
Über dem Sofa, das mit rostrotem Wildleder bezogen war, hingen moderne Gemälde. Ein Spiegel war jedoch weit und breit nicht zu sehen.
Olivia entdeckte eine in die Vertäfelung eingearbeitete Tür. Energisch ging sie darauf zu. Der dicke Perserteppich dämpfte ihre Schritte, und die Tür ließ sich zu Olivias Erleichterung geräuschlos öffnen. Olivia fand sich in einem Schlafzimmer mit ausgesprochen männlicher Note wieder. Die Wände waren in einem dunklen Gelbton gestrichen, der mit dem honigfarbenen Teppich vollendet harmonierte. Am Fenster stand ein riesiges Doppelbett mit kunstvoll gedrechseltem Kopfteil. Die gesteppte Tagesdecke war aus schwerem goldfarbenem Brokat.
Olivia hielt erstaunt den Atem an. Auf dem Bett verstreut lagen Kleidungsstücke, und jetzt hörte sie auch, dass im Badezimmer Wasser lief. Schlagartig wurde ihr klar, wohin sie sich verlaufen hatte. Sie stand in Joes Zimmer!
Olivia geriet in Panik. Das Haus hatte so viele Räume, und ausgerechnet hierher musste sie sich verirren! Wenn Joe sie hier fand, würde er ihr nie glauben, dass sie sich verlaufen hatte. Er würde annehmen, sie wäre ihm hinterhergelaufen!
Glücklicherweise hatte er sie ja noch nicht bemerkt. Sie musste sofort zurück in den Wintergarten. Vielleicht fand sie auf dem Weg dorthin ja doch noch irgendwo einen Spiegel. Als sie sich zur Tür schlich, sah sie ein Bild in silbernem Rahmen auf dem Nachttisch stehen. Sie konnte erkennen, dass es eine Frau zeigte.
Olivias Neugier war übermächtig. Sie wusste, es ging sie nicht das Geringste an, aber sie hätte zu gern gewusst, ob es Diane oder Anna war. Bestimmt Diane. Er konnte sie, Olivia, schließlich schlecht zu sich einladen und das Bild einer anderen Frau neben seinem Bett stehen haben. Sie lauschte. Das Wasser lief noch immer. Sie hatte also etwas Zeit.
Im Nu hatte sie das Foto in der Hand. Es zeigte weder Diane noch Anna. Die Frau auf dem Bild war viel älter. Groß und schlank, das dunkle Haar zu einem strengen Knoten zusammengesteckt, ließ sich ihre Ähnlichkeit mit Joe nicht übersehen. Es musste seine Mutter sein. Äußerst geschickt von ihm, ihr Bild neben sein Bett zu stellen!
„Sind Sie hier, Madam?"
Wie konnte das Hausmädchen nur so laut sprechen! Olivia drehte sich so unkontrolliert um, dass ihr das Bild aus den Händen glitt und zu Boden fiel, natürlich mit gehörigem Krach. Glücklicherweise war das Glas nicht gesprungen und der Rahmen unbeschädigt.
Hastig stellte Olivia es wieder an den alten Platz. Dann bedeutete sie dem Hausmädchen mit einer stummen Geste, das Zimmer zu verlassen.
Dieses verstand sie sofort und zog sich taktvoll zurück. Gerade noch rechtzeitig. Denn schon öffnete sich die Tür, und Joe kam aus dem Bad. Seine Haut glänzte feucht. Ganz offensichtlich hatte er sich nicht abgetrocknet. Das Badetuch um die Hüften geschlungen, sah er Olivia unwillig an.
„Olivia! Was, um alles, in der Welt, geht hier vor sich?"
11. KAPITEL
„Was haben Sie denn gestern Nachmittag gemacht?" Diane sah Olivia fragend an.
Im Gegensatz zu ihrer sonstigen Gewohnheit hatte Diane Olivia heute vor der Arbeit zu einer Tasse Kaffee eingeladen. War das reiner Zufall? Es war wirklich ungewöhnlich, dass sich Diane dafür interessierte, wie sie ihren Tag verbracht hatte. Normalerweise wollte Diane ausschließlich über sich und ihre Belange reden.
Olivia atmete tief ein. War alles wirklich
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