Am Tor zu Atlantis
mächtigen Gestalt, die von den Künstlern auf die Wand gemalt worden war.
Bereits beim ersten Blick hatte ich festgestellt, dass es sich bei ihr um eine übergroße, wenn nicht gewaltige Gestalt handelte, die man hier der Nachwelt überlassen hatte.
Ich ging weiter und leuchtete sie jetzt direkt und aus Nähe an.
Kein Mensch.
Es war auch kein fleischlicher Leib, sondern einer, der nur aus dunklen Knochen bestand.
Es gab nur einen, der so aussah und den ich kannte. Der war erst vor kurzem wieder zurückgekehrt.
Der Schwarze Tod!
***
Dass Purdy Prentiss und auch Suko hinter mir standen, merkte ich erst, als ich das leise Aufstöhnen hörte. Ich drehte mich allerdings nicht um, sondern leuchtete hoch bis zu diesem Knochenschädel, bei dem natürlich die glühenden Augen fehlten.
»Den haben sie also auch hier gekannt«, flüsterte Suko. »Das ist kaum zu fassen.«
»Er gehört dazu«, murmelte ich und drehte mich um. »Der Schwarze Tod ist ein Teil von Atlantis.«
Suko schüttelte den Kopf. »Ich weiß es ja, John, aber trotzdem habe ich meine Probleme damit.«
»Kann ich mir denken.«
»Und ich stelle mir vor, keiner will, dass der Schwarze Tod hierher zurückkehrt.«
»Stimmt, Purdy. Aber die Menschen haben hier das hinterlassen, was sie auch gesehen haben. Sie sind in Atlantis gewesen. Man hat sie freigelassen, damit sie der Nachwelt etwas überlassen können. So sehe ich das und nicht anders.«
»Hinweise und das Tor, das wir noch finden müssen«, erklärte die Staatsanwältin. »Hätte mir das jemand vor zwei Tagen gesagt, ich hätte ihn für verrückt erklärt.«
Ich gab keine Antwort. Dafür ging ich zwei Schritte weiter und leuchtete die Wand ab.
Auch die Skelette waren da, die den Schwarzen Tod so oft begleitet hatten. Den Künstlern hier war in der Tat ein Blick tief in den alten Kontinent hinein vergönnt gewesen.
»Er hat immer Eindruck gemacht«, murmelte Suko, »auch vor so langer Zeit. Mal sehen, ob wir es schaffen, ihn zur Hölle zu schicken, John.«
»Keine Ahnung.« Ich wollte mir darüber nicht den Kopf zerbrechen, sondern den Zugang nach Atlantis finden, das geheimnisvolle Tor.
Wo befand es sich? Wirklich am Ende des Ganges, das wir noch nicht erreicht hatten?
Aber gab es nur diesen einen Gang und keine Quergänge? Wir hatten keine gesehen, was aber nichts besagen musste, denn auch in den Pyramiden gab es genügend geheime und versteckte Tunnel, wobei immer wieder neue entdeckt wurden.
Hier aber hatten wir Glück. Wir brauchten nur weiter der Nase nach zu gehen, und das Ende war zu sehen.
Nicht ich hatte es geschafft, es war der Strahl aus Suko’s Lampe, der einen hellen Kreis auf einem Hindernis zauberte, das erst aussah wie eine Mauer.
Suko hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Zu dritt standen wir im Gang und schauten nach vorn. Noch war nichts Besonderes an diesem Ende oder dem Tor zu erkennen. Um etwas sehen zu können, mussten wir näher herangehen.
Nein, nein, ich spürte kein Zittern in den Knien, obwohl ich schon nervös war. Man fand schließlich nicht jeden Tag einen Zugang in die Vergangenheit. Auch für mich waren Zeittunnel noch immer etwas Besonderes und Ungewöhnliches.
Es war keine Tür, die wir sahen, sondern wirklich ein Tor. Sehr groß, breit und auch hoch. Selbst der Eingang in einen Dom war nicht so breit wie dieses Tor.
Natürlich war es geschlossen. Es wurde von zwei Säulen eingerahmt, die nicht vorstanden, sondern flach in die Wand integriert waren.
Die Säulen waren mit Kreisen verziert, auf denen wir seltsame Reliefs sahen. Es konnte sich um eine Schrift handeln, die uns ebenso unbekannt war wie den Ägyptern. Aber Schriftzeichen waren es auch nicht, sondern Symbole.
Das Tor selbst war ebenfalls nicht glatt. Aber einen Kreis sahen wir nicht. Dafür eingravierte Linien und...
Nein, doch nicht.
Beim Näherkommen erkannte ich, dass sich die Form der beiden Säulen schwach innerhalb des Tores wiederholte. Das hatte etwas zu bedeuten, wobei mir der Sinn nicht klar war.
Wir standen vor einem Rätsel. Aber vier Menschen war es gelungen, das Tor zu öffnen. Was sie geschafft hatten, würden auch wir packen. Wir mussten in die Vergangenheit reisen, um die drei Verschollenen zu finden.
»Da stehe ich nun, ich armer Tor...«, sagte ich.
»... und bin so klug wie zuvor«, vollendete Purdy den Satz. »Hat das nicht Goethe geschrieben?«
»So ähnlich. Es kam bei ihm noch ein ›als‹ hinzu.«
»Das bringt uns auch nicht weiter.«
»Aber jemand
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