Am Tor zu Atlantis
hörten ein leises Knirschen und schauten zu, wie Suko die Tür im großen Tor öffnete.
»Alles klar«, meldete er.
Ich ging auf ihn zu. »Ist diese Ansiedlung wirklich ausgestorben?«
»Ich habe keinen Menschen gesehen.«
»Gut.«
Purdy und ich betraten die Ansiedlung und sahen unter unseren Füßen das Pflaster, das aus recht großen Steinen bestand, die aber eine unterschiedliche Höhe aufwiesen, sodass wir Acht geben mussten, nicht zu stolpern.
Es war eine fremde und stille Welt, die uns empfing. Unsere Blicke glitten über die Häuser hinweg, und da sahen wir kaum Unterschiede in der Bauweise.
Sie alle besaßen die gleiche Grundform und sahen aus wie unterschiedlich hohe Kartons mit viereckigen Löchern, den Fenstern eben. Es gab kein Licht, denn nirgendwo sahen wir auch nur den tanzenden Widerschein eines Feuers. Menschen liefen uns auch nicht über den Weg. Wenn es welche gab, dann hatten sie sich verkrochen.
»Das ist mehr als seltsam«, murmelte ich und drehte mich dabei leicht im Kreis.
»Warum?«
»Weil ich keinen Menschen sehe.«
»Ist das denn so unnatürlich?«, fragte Purdy.
»Ja, denn bei meinen anderen Besuchen in Atlantis hat es anders ausgesehen. Da herrschte Leben und Treiben. Da waren die Menschen voll aktiv.«
»Ich sollte euch vielleicht noch etwas mitteilen«, sagte Suko. »So tot kann diese Ansiedlung nicht sein.«
»Warum nicht?«
»Als ich oben auf der Mauer lag und nach unten schaute, konnte ich den Weg gut sehen, den wir gegangen waren. Und da habe ich die Abdrücke im Staub entdeckt. Ich denke mal, dass es die Abdrücke irgendwelcher Räder waren, die der Wind noch nicht zugeweht hat. Wenn ich also weiter darüber nachdenke, komme ich zu dem Schluss, dass diese Ansiedlung schon Besuch bekommen hat.«
»Oder man von hier aus weggefahren ist«, meinte Purdy Prentiss. »Vielleicht sind die Bewohner geflüchtet.«
»Vor wem?«
Sie winkte ab. »Bitte, John, du weißt selbst, dass es in Atlantis Feindseligkeiten gab. Hier war die Magie präsent. Sowohl die weiße als auch die schwarze. Ich kann mich erinnern, dass du selbst mal davon gesprochen hast.«
»Stimmt leider.«
»Okay, dann schauen wir uns mal um.«
Purdy Prentiss hatte die Worte locker gesprochen, aber das war Tünche. In Wirklichkeit war sie ebenso angespannt wie Suko und ich. Nur konnte sie das gut verbergen.
Wir blieben auch bei der Durchsuchung der Ansiedlung dicht beisammen. Es gab keine Straßen. Was wir erlebten, konnte man mit gutem Gewissen als Gassen bezeichnen. Schmale Wege, eingerahmt von den Mauern der Bauten. Diese wiederum waren mit recht kleinen Fenstern bestückt, die man mehr als Luken bezeichnen musste.
Normalerweise schaue ich nicht eben in fremde Häuser hinein. Hier tat ich es mit dem größten Vergnügen und einer ebenfalls großen Neugierde. Ich wollte sehen, ob die Stadt tatsächlich unbewohnt war.
Kein Licht. Kein Feuer flackerte in einem Kamin. Richtig dunkel war es in diesen Bauten trotzdem nicht. Aber das Licht, das durch die offenen Fenster drang, verlor sich bald.
Auch irgendwelche Möbelstücke waren nur schwer zu erkennen. Bisher hatte ich nicht auffallen wollen, nun nahm ich meine Lampe zu Hilfe und leuchtete in die Häuser hinein.
Doch es gab keine Person, die ich geweckt hätte.
»Verstehst du das?«, fragte Purdy.
»Nein.«
»Aber in den Räumen sah es aus, als würden hier Menschen leben. Und Tiere sehe ich auch nicht.«
»Wenn ich alles recht bedenke, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass sie geflüchtet sind.«
»Gut, bleiben wir mal dabei. Vor wem und warum?«
»Wenn ich an Atlantis denke, fällt mir immer wieder der Schwarze Tod ein. Er hat Angst und Schrecken gebracht. Er war immer damit beschäftigt, sein Reich auszudehnen. Er blieb nicht auf seine Umgebung beschränkt, er wollte den gesamten Kontinent beherrschen, aber dazu ist es nicht mehr gekommen, der Untergang war schneller.«
»Daran habe ich mich inzwischen auch gewöhnt«, sagte Purdy.
Während wir gingen, blickte sie sich immer wieder um, wie jemand, der nach bestimmten Merkmalen sucht, und ich wollte wissen, warum sie sich so verhielt.
»Das ist ganz einfach, John. Ich möchte herausfinden, ob mir irgendetwas bekannt vorkommt. Ob ich schon mal hier gewesen bin. Aber nichts ist da.«
»Deine damalige Heimat war woanders.«
»Das ist wohl wahr.«
Uns war noch etwas aufgefallen. Es gab mehrere Gassen innerhalb der Mauern. Alle führten sternförmig auf ein bestimmtes Ziel zu.
Suko, der
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