Am Tor zu Atlantis
hörte hinter meinem Rücken ein Geräusch. Jemand bewegte sich über den staubigen Boden, auf dem kein Grashalm wuchs. Als ich mich drehte, sah ich Suko, der mir zuwinkte und gleichzeitig Purdy Prentiss auf die Beine half, die noch etwas benommen war. Sie schüttelte den Kopf und fuhr durch ihr Gesicht.
»Du bist okay, John?«
»So wie du.«
»Dann ist alles klar.«
Die Staatsanwältin hatte sich wieder gefangen. Sie trat etwas von Suko weg, stemmte die Hände in die Seiten und schaute sich um.
Wir ließen sie in Ruhe und sahen auch, dass sie ihren Kopf schüttelte, bevor sie sagte: »Das ist es also.«
»Dein Land, Purdy.«
Sie lachte mich an. »Meinst du wirklich, dass Atlantis mein Land ist?«
»Gewesen ist. Du hast hier gelebt.«
»Das schon. Nur möchte ich nicht darüber nachdenken, denn dann fange ich an, es zu hassen. Außerdem bin ich damals eine ganz andere Person gewesen. Eine Gehetzte, eine Gejagte, die auf einer dieser Jagden umgebracht wurde, ebenso wie Eric La Salle, der sich damals an meiner Seite befand. Ich kann diesem Land nichts Positives mehr abgewinnen.«
»Das verstehe ich, Purdy. Trotzdem muss ich dich noch etwas fragen.«
»Tu das.«
»Kennst du dich aus?«
»Wie meinst du das denn?«, fragte sie.
»Ganz einfach. Ich möchte nur wissen, ob du hier schon mal gewesen bist.«
Sie hob die Schultern und ließ ihren Blick durch die leere Umgebung gleiten.
»Auch wenn ich noch so intensiv darüber nachdenke«, sagte sie nach einer Weile, »ich muss leider passen. An diese Umgebung habe ich wirklich keine Erinnerung.«
»Hätte ja sein können. Dann hätten wir zumindest gewusst, wie es möglicherweise weitergeht.«
» Sorry , da muss ich dich enttäuschen.«
»Wir sollten lieber von etwas anderem reden«, schlug Suko vor. »Wenn ihr mal genau hinschaut, müsste euch etwas auffallen.«
Der Gedanke kam Purdy und mir zugleich. Nur sprach Purdy ihn aus. Der Klang ihrer Stimme ließ erahnen, wie schockiert sie war.
»Wenn ich abzähle, sind wir zu dritt. Sollte ich mich nicht getäuscht haben, ist noch jemand mit uns auf die Reise gegangen. Freund Ofru. Wo steckt er denn?«
»Ich habe ihn nicht gesehen.«
Meine Antwort sparte ich mir, denn auch ich wusste nicht, wo sich der Ägypter aufhielt.
»Man könnte das Schlimmste befürchten«, murmelte Purdy. »Erinnert euch daran, welche Angst er gehabt hat. Er hat sich selbst als Verräter angesehen. Er wollte nicht mit, weil er höchstwahrscheinlich ahnte, was ihm widerfahren würde. Wenn er nicht tot ist, könnten wir ihn vielleicht woanders treffen.«
»Denkst du an den Ort dort unten?«, fragte Suko.
»Genau daran.«
Suko und ich schauten uns an. Es gab keine Alternative. Wenn wir etwas über diesen Teil des alten Kontinents herausbekommen wollten, mussten wir uns Informationen beschaffen. Wir wussten beide, dass in Atlantis Menschen gewohnt hatten. Gute und schlechte. Das war schon immer so gewesen und nicht ein Phänomen unserer Zeit.
In der kleinen Stadt würden wir vielleicht Auskunft erhalten. Allerdings wurde meine Hoffnung etwas gedämpft, wenn ich mir die Siedlung und auch die Umgebung anschaute. Es ist ja oft so, dass sich an und in den Städten Menschen aufhalten. Städte ziehen Menschen an. Sie wollen hin, weil sie sich in den Häusern und hinter den Mauern geborgen fühlen. Diese Stadt in der Ebene schien tot zu sein. Es gab keine Bewegung zu sehen, und auch vor ihr hatten keine Menschen Hütten aufgebaut oder Zelte aufgeschlagen. So kam mir diese Ortschaft immer mehr wie eine Oase in einem Niemandsland vor.
Ich machte mir auch Gedanken über die wie im dünnen Nebel liegenden Berge. Nicht erst einmal hatte ich mich in diesen gefährlichen Gegenden des Kontinents herumschlagen müssen. Zuletzt zusammen mit Purdy und Eric La Salle, der auch in einer solch unwirtlichen Umgebung sein Leben verloren hatte.
Es konnte durchaus sein, dass sich in den Bergen das Grauen versteckt hielt, um irgendwann einen Angriff zu starten. Flugvampire, Monstervögel, fliegende Skelette. Ich hatte das alles schon erlebt. Und immer wieder als einen schaurigen Mittelpunkt den Schwarzen Tod.
Aber den hatte ich auch auf der anderen Seite des Tores in meiner Welt erlebt, wo er versuchte, seine Fäden zu ziehen und so etwas Ähnliches wie eine neue Mordliga zu gründen. Ein Anfang war gemacht, denn er hatte es geschafft, bereits einige Getreue um sich zu scharen.
Suko gefiel es nicht besonders, dass wir hier standen und nachdachten. »Eine
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