Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
.Am Vorabend der Ewigkeit

.Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: .Am Vorabend der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: .Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
zurückblieb. Die anderen hatten eben falsch gehandelt, weil sie nicht auf ihn hören wollten.
    Vorsichtig blickte er nach allen Seiten, ehe er einen leisen Pfiff ausstieß. Er lauschte. Es kam keine Antwort, aber das Schweigen schien sich zu verdichten.
    Panik ergriff Gren.
    »Toy!« schrie er hemmungslos und vergaß alle Gefahren. »Veggy! Poyly! Wo seid ihr ...?«
    Noch während er nach ihnen rief, senkte sich aus den Zweigen über ihm ein Astkäfig herab.
    Gren erkannte, daß es keinen Ausweg mehr gab.
     
    Als Toy und ihre sechs Gefährten den Strand und das hohe Gras erreichten, warfen sie sich nieder und erholten sich von den Schrecken der Wanderung. Die Schlacht der Pflanzen im Küstengewässer hatte sie völlig durchnäßt. Der Schreck saß ihnen noch in den Gliedern. Besonders der Schreck darüber, daß Gen nicht bei ihnen war. Er war ein Knabe und daher doppelt wertvoll. Natürlich konnte niemand zurückgehen, um ihn zu holen. Aber man konnte hier auf ihn warten. Man mußte einen sicheren Platz finden.
    »Lange werden wir nicht warten«, sagte Veggy. »Gren hatte keinen Grund, einfach zurückzubleiben. Vergessen wir ihn einfach.«
    »Wir brauchen ihn aber«, erwiderte Toy. »Er ist bald ein Mann.«
    »Bin ich kein Mann?« fragte Veggy und warf sich in die Brust. »Solange ihr mich habt ...«
    May sprang auf und rannte zu ihm.
    »Du bist bald erwachsen«, erklärte sie. »Genauso erwachsen wie Gren.«
    Sie nahm Veggy bei der Hand und zog ihn mit sich.
    Aber sie kamen nicht weit.
    Aus dem Sand schoß ein Arm hoch und ringelte sich um Mays schlanken Körper. Noch während sie schrie und stürzte, kamen weitere Arme aus dem Sand und zogen sie nieder. May lag auf dem Gesicht und stieß mit den noch freien Beinen verzweifelt um sich. Veggy hatte sofort sein Messer aus dem Gürtel gezogen und stürzte sich auf den unheimlich beweglichen Gegner. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis auch er von den Armen umschlossen und wehrlos gemacht wurde.
    Als die Pflanzen die Erde für sich erobert hatten, waren die Tiere des Meeres am wenigsten beeinflußt und verdrängt worden. Ihr Lebenselement war das Wasser, und hier ging die Veränderung am langsamsten vor sich. Aber dann entwickelte sich das bisher harmlose Seegras zum gefräßigsten aller Räuber und verdrängte die Tiere aus den Küstengewässern. Sie flohen in die See hinaus, oder sie zogen sich aufs Land zurück.
    Im Verlauf einer Jahrmillion gab es keine Krabben mehr im Meer. Am meisten hatten die Kraken darunter zu leiden, deren Hauptnahrung damit verschwunden war. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich den neuen Bedingungen anzupassen. Der Zug aufs Land bot zwei Vorteile für sie: sie fanden neue Nahrungsquellen, und gleichzeitig entkamen sie ihrem gefährlichsten Gegner – dem Seegras.
    So entstand der Sandoktopus.
    Toy und die anderen sahen, daß der letzte verbleibende Mann in Gefahr war. Sie stürzten sich mit ihren Messern in den Kampf.
    Der Sand wurde weit aufgewirbelt. Aber der Oktopus hatte mehr Arme, als die sieben Menschen bewältigen konnten. Außerdem waren sie so hart und spröde, daß mit einem Messer nichts gegen sie auszurichten war. Sie wurden alle ergriffen und langsam in die Höhle hinabgezogen, in der das Ungeheuer hauste. Der Sand erstickte ihre Schreie.
     
    Gerade im Niemandsland, wo der Kampf um die nackte Existenz am ausgeprägtesten war, kam der Imitationsprozeß besonders häufig vor. Die Weiden waren dafür ein besonders anschauliches Beispiel. Sie ahmten den Oktopus nach und waren so zu den grausamsten Geschöpfen des furchtbaren Küstenstreifens geworden.
    Die Mordweiden lebten im Sand, in den sie sich eingruben. Manchmal waren von ihnen nur die obersten Spitzen der Zweige zu sehen, und dann konnte man sie leicht für harmlose Büsche halten. Doch gerade diese Zweige waren es, die zusammen mit ihren Wurzeln stahlharte und geschmeidige Fangarme geworden waren.
    Toy und ihre Gruppe verdankten ihr Leben einer solchen Mordweide.
    Der Oktopus war daran interessiert, seine Opfer möglichst schnell stumm zu machen, denn ein lärmender Kampf zog die Aufmerksamkeit seiner Feinde auf sich. Besonders die Aufmerksamkeit der Mordweide, die sein tödlichster Feind war, weil sie ihn imitierte. Und es waren zwei Mordweiden, die sich nun langsam auf ihn zubewegten. Hinter ihnen war eine Spur aufgewühlten Sandes. Sie griffen den Oktopus ohne Warnung an.
    Das Tier erkannte die Gefahr. Es ließ seine siebenfache Beute fahren und stellte sich

Weitere Kostenlose Bücher