.Am Vorabend der Ewigkeit
zum Kampf. Angstvoll blickten seine bleichen Augen auf die beiden Gegner und ihre tödlichen Fangarme. Die Mordweiden waren blitzschnell. Eine von ihnen schlug zu und der Oktopus fiel auf den Rücken. Aber er richtete sich wieder auf und ging nun seinerseits zum Angriff über. Das Ufer des Meeres war nicht weit, und ein Instinkt sagte ihm, daß er dort sicherer war, aber ihm war der Rückweg abgeschnitten. Mit seinen kräftigen Armen wirbelte er Sand und Kies in die Höhe, um seine Gegner abzuwehren. Aber die Mordweiden waren nicht so leicht einzuschüchtern. Mit ihren Peitschen fielen sie über ihr Opfer her.
Fasziniert starrten die Menschen auf das grausige Schauspiel und vergaßen zu fliehen. Dann aber zuckten einige der peitschenden Zweige auf sie zu.
»Lauft!« schrie Toy.
Sie begannen zu rennen.
»Sie haben Fay erwischt!« rief Driff erschrocken, lief aber weiter.
Fay war verloren. Sie verschwand in dem Gewirr suchender und kämpfender Arme. Noch einmal hörte die Gruppe ihren Schrei, dann schwieg sie.
Das Gras wurde wieder höher. Toy warf sich zu Boden, denn sie war außer Atem. Die anderen lagen neben ihr. Sie hätten jetzt keinen einzigen Schritt mehr laufen können, so erschöpft waren sie.
»Fay – sie ist jetzt tot.«
»Der Oktopus ist auch bald tot«, sagte Poyly nur. Und Toy nickte.
Sie konnten bis hierher hören, wie die beiden Mordweiden ihr Opfer zerrissen.
9
Lange nachdem die schrecklichen Geräusche des ungleichen Kampfes verstummt waren, setzte Toy sich aufrecht hin und sagte:
»Es ist alles nur geschehen, weil ihr meine Führung nicht anerkennen wollt und nicht das tut, was ich euch befehle. Gren ist fort. Fay ist tot. Wir werden bald alle tot sein.«
»Wir müssen weg vom Niemandsland«, schlug Veggy vor. »Die Schuld an allem hat nur der Wurzelvogel.« Er wußte genau, daß an Fays Tod nur er allein schuld hatte. Und May natürlich auch. Hätte sie ihn nicht in den Sandstreifen hinausgezogen ...
»Wir werden hierbleiben«, sagte Toy energisch. »So lange, bis ihr mir gehorcht. Besonders du, Veggy. Hast du verstanden?«
»Ja.«
»May?«
»Ja.«
»Und ihr, Driff und Shree?«
»Ja.«
Toy nickte zufrieden.
»Gut, dann wartet hier. Poyly und ich werden Gren suchen gehen.«
Die beiden Mädchen hatten sich noch nicht weit von dem Lager entfernt, als sie Grens Rufen hörten. Sie rannten zu ihm und fanden ihn unter einem Käfig, der von einem Baum herabgelassen worden war. Unter so einem ähnlichen Baum hatten sie vorher auch gelagert.
»Gren!« rief Poyly. »Wo bist du nur gewesen? Warte, ich hole dich.«
Vom Baum herab kam eine armdicke Wurzel und näherte sich dem Käfig. Ihr Ende war ein rotgefärbter Mund, aufgerissen und hungrig. Langsam nur pendelte er hin und her, und so fiel es Poyly nicht schwer, schneller zu sein.
Sie stürzte sich mit gezogenem Messer auf den Parasiten und schnitt den fleischigen Stengel einfach ab. Hilflos lag der Mund dann auf dem Boden, öffnete sich sinnlos einigemal und wurde dann still.
»Achtung – über dir!« schrie Toy und rannte herbei.
Der Parasitbaum hatte die Gefahr bemerkt. Er schickte mehr als ein Dutzend seiner Maultentakel zur Erde hinab. Zum Glück waren sie nicht schnell. Toy und Poyly konnten sie alle unschädlich machen, ehe auch nur eine gefährlich wurde.
Immer noch außer Atem, kümmerten sie sich dann um Gren, der noch unter seinem Käfig lag.
»Könnt ihr mir helfen?« fragte er ängstlich.
»Ich führe euch, darum kann ich dir helfen«, sagte Toy. »Der Käfig gehört zu dem Baum. Wir werden ihn anheben, damit du herauskriechen kannst.«
Der Parasitbaum hatte in alter Zeit einmal Eiche geheißen. Auch er hatte sich gewandelt und war zu einem Räuber geworden. Seine Früchte hatten sich in Käfige verwandelt, die er auf seine Beute hinabfallen ließ und sie so gefangennahm. Er fraß sie nicht, sondern ließ sie einfach verhungern. Der Boden hier am Meer war unfruchtbar, aber Leichen gaben einen guten Dünger.
Toy und Poyly begannen mit ihren Messern die Käfigstäbe zu bearbeiten, denn er war zu schwer für sie. Sie konnten ihn nicht anheben. Sie mußten den Baum zwingen, das für sie zu tun. Und er tat es. Als einige der Stäbe große Verletzungen aufwiesen, schnellte der Käfig plötzlich in die Höhe und verschwand im dichten Laubwerk der Eiche.
Die beiden Mädchen griffen Gren und liefen mit ihm zum Versteck zurück. Dort erholte sich der Junge schnell von seinem Schrecken und berichtete stolz von seinem
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