.Am Vorabend der Ewigkeit
soll uns das helfen?« schnaubte Veggy verächtlich.
»Du tust, was er sagt!« Toys Stimme war schrill und befehlend. Sie wußte genausowenig wie Veggy, was Gren bezwecken wollte, aber sie hatte ihre Autorität zu wahren. »Diese Wand hier – schnell und fest.«
In der klebrigen Finsternis war das leichter gesagt als getan. Toy überzeugte sich durch Handabtasten, daß alle derselben Wand gegenüberstanden.
»Fertig?« fragte sie.
Auf dem glatten Boden rutschten sie aus. Toy feuerte sie immer wieder an. Dann begann der Baumstamm zu rollen. Wieder stießen sie. Wieder rollte der Stamm ein Stück, und dann hörte er überhaupt nicht mehr auf zu rollen. Es war genauso gekommen, wie Gren es gehofft hatte. Immer wilder wurden die sieben Menschen durcheinander gewirbelt.
»Wir müssen aufpassen«, rief Gren. »Es kann sein, daß der Stamm auseinanderbricht.«
Der Stamm erreichte den Sand und wurde langsamer. Ein Stück vom Fuß des Hügels entfernt blieb er liegen. San Partner, das gefiederte Blättervieh, war die ganze Zeit hinter ihm hergelaufen. Jetzt hohe es auf, sprang auf den Stamm und versenkte seine Gliedmaßen in die Runen der sonst glatten Rinde. Aber es kam nicht mehr dazu, sich zu putzen.
Irgend etwas unter dem Stamm bewegte sich.
Eine weiße, dünne Gerte erschien, dann eine andere. Zuerst peitschten sie ziellos hin und her, aber dann fanden sie den Baumstamm. Sie umschlangen ihn, während die gefiederte Kreatur erschrocken davonratterte. Eine Mordweide kam aus dem Sand. Die Dickbauchulme war hilflos, denn womit hätte sie sich schon wehren können. Ihre Rinde begann an mehreren Stellen zu brechen.
»Macht euch fertig!« rief Gren, als erste Lichtstrahlen in das Dunkel schossen.
Mit einem Krach zerbarst der mörderische Stamm.
Um die Gruppe herum wurde es plötzlich hell. Alle sprangen auf und rannten davon.
Nur Driff konnte nicht davonlaufen. Sie wurde durch ein Stück des geborstenen Stammes festgehalten. Sie schrie entsetzlich, während sie mit Armen und Beinen versuchte, sich aus der Klemme zu befreien. Die anderen – noch weit vom sicheren Gras entfernt – blieben stehen und sahen zurück.
Toy und Poyly blickten sich wortlos an, dann liefen sie, um Driff zu helfen.
»Kommt sofort zurück, ihr Dummköpfe!« rief Gren. »Sonst seid ihr verloren.« Sie kümmerten sich nicht darum und rannten zu dem Sandstreifen. Ohne zu überlegen, lief Gren hinter ihnen her.
Keine drei Meter von ihnen entfernt war der Hauptkörper der Mordweide. An seinem oberen Ende schimmerten die gleichen Gewächse, die Gren schon bei den Termiten gesehen hatte. Er begriff nicht, warum die anderen bei diesem schrecklichen Anblick nicht flohen. Verzweifelt versuchte er, Toy zurückzuziehen und in Sicherheit zu bringen.
Toy achtete nicht auf ihn. Ohne sich um die peitschenden Ranken der Weide zu kümmern, versuchte sie mit Poylys Unterstützung Driff zu befreien. Endlich gelang es den beiden Mädchen das abgesplitterte Stück Holz anzuheben und Driff aus dem Stamm zu ziehen. Sie nahmen sie zwischen sich und rannten zu den hohen Gras, wo die anderen bereits auf sie warteten. Gren lief mit ihnen.
Es dauerte fast fünf Minuten, ehe sie sich von ihrem Schreck erholten. Alle waren über und über mit der klebrigen Flüssigkeit bedeckt.
Toy richtete sich plötzlich auf. Sie zeigte mit dem Finger auf Gren und sagte mit wütender Stimme:
»Gren, ich stoße dich aus der Gruppe aus; von nun an gehörst du nicht mehr zu uns.«
Gren sprang auf die Füße. Mit Tränen in den Augen gab er ihre Blicke zurück. Verbannung war die schrecklichste Strafe, die ausgesprochen werden konnte. Sie wurde nur in den seltensten Fällen verhängt; bisher war noch nicht bekannt geworden, daß sie jemals gegen ein männliches Mitglied einer Gruppe angewandt worden war.
»Das kannst du nicht tun! Warum solltest du auch? Du hast keinen Grund dazu!«
»Du hast mich daran gehindert, Driff zu retten. Du hättest sie sterben lassen, obwohl wir sie befreien konnten. Immer willst du deinen eigenen Kopf durchsetzen. Du willst dich nicht von mir führen lassen, also mußt du gehen.«
Die anderen hatten sich erhoben und standen um die beiden herum.
»Du lügst«, sagte Gren.
»Nein, ich lüge nicht!« Sie sah ihn an, dann starrte sie in die anderen Gesichter, die sich ihr zuwandten. »Habe ich gelogen?«
Driff, die sich ihr verwundetes Bein hielt, schüttelte sofort den Kopf. Ihre Freundin Shree tat dasselbe. Veggy und May gaben Toy nur zögernd recht.
Weitere Kostenlose Bücher