.Am Vorabend der Ewigkeit
immer warm gewesen, und die Sonne hatte stets hoch über ihren Köpfen gestanden. Er sah in den Himmel.
Jetzt stand die Sonne nicht mehr über ihm. Sie war dem Horizont nähergerückt, und es war kälter geworden.
»Ich friere«, sagte er.
»Wärme dich an mir.«
Sie saßen eng beieinander und spürten ihre Körperwärme. Es war ein eigenartiges Gefühl, und Gren genoß es. Sie kümmerten sich nicht um die verzagten Fischer, die sie verständnislos anstarrten und nichts begriffen. Yattmur wurde Grens Frau.
Das Boot aber trieb weiter, einem unbekannten Ziel entgegen. Es gelang Gren, einige Fische zu fangen, und sie brauchten nicht zu hungern. Zum erstenmal erlebte er, wie die Sonne langsam tiefer sank, aber er verstand es nicht.
Der Strom wurde immer breiter, bis seine Ufer so weit auseinandertraten, daß man sie nicht mehr sehen konnte.
Das Boot trieb hinaus auf den Ozean.
Es war die Breite der Mündung, die sie vor dem Angriff des mörderischen Seegrases bewahrte. Nichts markierte die Grenze zwischen Strom und Meer, denn das braune Wasser schob sich weit in den Ozean hinaus. Erst ganz allmählich veränderte sich seine Farbe. Die heranrollenden Wogen wurden tiefblau.
Der Wind frischte auf und trieb das Boot parallel zur Küste dahin. Der große Wald war nur noch ein dunkler Streifen am fernen Horizont. Einer der Fischer erhob sich. Er kroch bis vor die Füße Grens und sagte:
»Oh, ihr Hirten, darf ich sprechen?«
»Habt keine Angst vor uns«, erwiderte Gren scharf. »Wir sitzen genauso in der Falle wie ihr. Wir haben euch helfen wollen, und es ist nicht unsere Schuld, wenn es euch nun schlechter ergeht. Was willst du?«
»Wir haben Hunger.«
»Wir auch. Ihr seid Menschen wie wir, also sorgt auch für euch.«
»Sollen wir sterben?«
»Dummköpfe«, sagte Yattmur. »Sie sollen ihre Netze auswerfen, damit wir Fische fangen.«
Gren sprang auf und erteilte den Fischern seine Befehle. Sie gehorchten. Das Meer wimmelte nur so von Lebewesen, und kaum war das Netz über Bord, als etwas Schweres daran zu ziehen begann. Das Boot neigte sich tief über, dann erschien am Bordrand der Kopf eines riesigen Hummers. Auf den langen Stielen saßen forschende Augen, die Gren ansahen. Dann ließ der Hummer los, fiel ins Wasser zurück und versank in der Tiefe.
Zögernd warfen die Fischer das Netz wieder aus, und als es diesmal an Bord gehievt wurde, war es voller Fische und anderer, unbekannter Lebewesen.
»Wunderbar – wir werden nicht verhungern«, rief Yattmur entzückt aus. »Und bald wird auch das große Wasser zu Ende sein.«
Aber immer weiter trieb das Boot. Eine sehr lange Zeit verging. Eine Schlafperiode reihte sich an die andere, und dann, eines Tages, erwachten Gren und Yattmur. Um sie herum war alles still.
Das Boot schaukelte nicht. Es lag auf einem feinen Sandstrand. Von den Fischern war nichts zu sehen.
»Morchel!« rief Gren. »Du schläfst doch nie. Warum hast du mich nicht geweckt? Nun sind die Fischer davongelaufen.«
»Sie werden nicht weit sein«, erwiderte die Morchel. »Außerdem ist es gut, wenn sie für uns die Gefahren entdecken, die hier auf uns lauern.«
Ein Felskegel ragte an Land auf. Yattmur betrachtete ihn mit Schaudern. Hoch oben am Himmel zogen Traverser dahin, von ihren silbrigen Fäden gehalten.
»Ich gehe nicht an Land«, sagte Yattmur.
Gren sprang auf den weichen Sand. Er reichte dem Mädchen seine Hand, und sie folgte ihm. Ihre Zähne klapperten vor Angst. Beide standen sie unschlüssig am Strand und warteten.
Ein Flugsamen näherte sich von der See her. Er hatte Land erspäht und verlor an Höhe. Gren zog Yattmur in die nächsten Büsche, denn ein Flugsamen konnte unangenehm werden, wenn er angriff.
Sie waren die Nachfolger der Vögel, die längst ausgestorben waren. Mit hölzernen Schwingen zogen sie dahin und suchten geeignete Landeplätze, wo sich ihre Art fortpflanzen ließ.
Jetzt legte er die Flügel an und begann zu stürzen.
»Hat er uns gesehen?« flüsterte Yattmur zitternd.
Gren gab keine Antwort. Er beobachtete, wie der Flugsamen immer schneller fiel. Wenn er den Sturz nicht abfing, würde er an dem Kegelfelsen zerschmettert werden. Sekunden später verschwand der Pflanzenvogel hinter einem Baum, aber der erwartete Aufschlag blieb aus. Dabei mußte der Flugsamen keine fünfzig Meter vom Boot entfernt die Erde oder den Felsen getroffen haben.
»Etwas muß ihn vorher verschluckt haben«, sagte Gren.
Vergeblich versuchte er, sich ein Wesen
Weitere Kostenlose Bücher