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.Am Vorabend der Ewigkeit

.Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: .Am Vorabend der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: .Brian W. Aldiss
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Ihre Füße würden endlich wieder festen Boden spüren.
    Sogar die kleinmütigen Fischer schöpften neuen Mut, als sie die Insel sahen. Willig folgten sie den beiden Menschen und sprangen ohne Aufforderung über den schmalen Spalt dunklen Wassers, der den Eisberg von der Insel trennte. Sie landeten auf nacktem Fels und gelangten darüber sicher ans Ufer.
    Nein, die Insel war kein Paradies. Sie bestand aus Felsen und riesigen Steinbrocken. In den kleinen Buchten trieben angeschwemmte Eisberge. Aber gerade die geringe Größe der Insel war ihr Vorteil. Sie war zu klein, um die Drohungen des Festlandes entwickelt zu haben. Hier gab es keine Ungeheuer, und mit den kleineren Feinden wurden Gren und Yattmur leicht fertig. Allerdings schienen die Fischer enttäuscht zu sein, daß keiner ihrer geliebten Bauchbäume hier wuchs. Die Morchel beklagte sich bitter darüber, daß sie auch weiterhin allein bleiben mußte – vorerst wenigstens. Sie selbst war noch nicht wieder groß genug, um sich zu teilen, obwohl es höchste Zeit wurde, auch Yattmur und die primitiven Fischer unter Kontrolle zu bekommen.
    Gren und Yattmur bedauerten, hier nicht auf Menschen gestoßen zu sein, mit denen sie sich hätten zusammentun können.
    Aber es gab eine sprudelnde Quelle herrlichen Wassers. Sie entsprang in den Felsen und stürzte in wunderbaren Kaskaden über die Terrassen, um endlich weiter unten ins Meer zu fließen. Gren und Yattmur rannten zu einem Becken und erfrischten sich. Dann wuschen sie die Salzkruste ab.
    Es wurde Zeit, sich um eine Unterkunft zu kümmern, denn hier war es nicht so warm wie in den Wäldern, wo die Sonne immer über ihnen am Himmel stand. Höhlen wurden schnell gefunden; es gab deren genug auf der Insel. Gren und Yattmur richteten sich häuslich ein und zeigten dann den Fischern, wie auch sie ihre Höhle mit Zweigen und Blättern auspolstern konnten.
    Das Inselleben begann.
     
    In den Regionen des ewigen Sonnenunterganges war es kalt. Oft kamen dichte Nebelfelder vom Meer und hüllten die Insel ein. Die Sonne war dann nur verschwommen zu sehen und wärmte nicht mehr. Dann wieder schien sie und erwärmte die Felsen, auf denen die Menschen lagen und sich in ihren Strahlen badeten. Eisberge zogen vorüber und verschwanden unter dem Horizont. Das Leben war stehengeblieben auf der kleinen Insel.
    Wenn der Pflanzenwuchs in den Felsen auch spärlich war, so entfaltete er doch die übliche Vielseitigkeit. Da gab es Schlingwurzeln, die wie Eidechsen aussahen und sich auch so verhielten. Schien die Sonne nicht, zogen sie sich in Steinspalten zurück. Stand aber die Sonne dicht über dem Horizont, kamen sie hervorgekrochen und genossen die Wärme. Andere wiederum hatten sich zu Schmetterlingen entwickelt; sie lebten von der Photosynthese ihrer Flügel. Trotz aller Variationen aber war das Leben auf der Insel im Vergleich zu dem auf dem Festland armselig – und ohne Gefahr.
    Gren und Yattmur hätten hier bis an das Ende ihrer Tage glücklich sein können, und sicherlich wären sie niemals auf den Gedanken gekommen, die Insel verlassen zu wollen, wenn die Morchel nicht gewesen wäre.
    »Wir können nicht immer hier bleiben, Gren. Ihr habt euch nun ausgeruht und Kräfte gesammelt. Wir müssen weiter, bis wir Menschen finden. Nur dann können wir unser neues Reich errichten.«
    »Du redest Unsinn, Morchel. Wir haben kein Boot. Wir müssen auf der Insel bleiben. Es ist kalt hier, aber wir waren schon in schlechteren Gegenden. Hier sind wir zufrieden. Ich will nicht mehr fort.«
    Gren und Yattmur wanderten am Strand entlang. Obwohl sie sich meist mit großen Blättern bedeckten, um die Kälte abzuhalten, gingen sie oft nackt spazieren. Sie wateten durch kleine Pfützen. Yattmur war fröhlich und sang. In Grens Kopf sprach die tonlose Stimme der Morchel. Allmählich begann er sie zu hassen.
    Yattmur schrie plötzlich auf. Irgend etwas, das wie eine Hand mit sechs Fingern aussah, klammerte sich um ihren Fuß. Gren sprang hinzu und befreite sie von dem kleinen Lebewesen. Es machte alle Anstrengungen, wieder auf den Boden zu gelangen.
    »Es war dumm von mir, Angst zu haben.« Yattmur deutete auf das Tier. »Die Fischer nennen es Kriechhand. Sie leben im Wasser, kommen aber oft aufs Land. Man kann sie mit einem Stein aufschlagen und essen. Sie schmecken sogar gut.«
    Gren setzte das Wesen in den Sand. Sofort begann es fortzukriechen und verschwand Sekunden später im Gras.
    »Die Morchel will, daß wir die Insel verlassen.« Gren

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