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.Am Vorabend der Ewigkeit

.Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: .Am Vorabend der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: .Brian W. Aldiss
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geflogen, genau auf das Boot zu.
    »Hinlegen!« schrie Poyly und warf sich auf den hölzernen Bootsboden.
    Gren und Yattmur erkannten die Gefahr und suchten ebenfalls Deckung.
    Die ersten Lanzen trafen ihr Ziel. Die Blätter waren spitz und hart. Holzfetzen flogen. Nicht mehr lange, dann entstand ein Leck im Boot, und sie wurden alle ertrinken.
    Vorsichtig richtete Poyly sich hoch. Sie begriff die verzweifelte Wut der Sklavenbäume nicht, aber sie ahnte, daß etwas geschehen mußte, wenn sie nicht sterben wollten. Sie brauchte nicht einmal den Befehl der Morchel. Sie entriß dem nächsten Fischer das Messer und sprang auf. Mit einem wilden Satz war sie im Heck des Bootes, beugte sich weit über den Rand und zerschnitt das Seil, an dem sie alle festhingen.
    Das Boot drehte sich und begann stromabwärts zu treiben.
    Poyly stieß einen triumphierenden Ruf aus und richtete sich auf, um in die Sicherheit des Bootes zurückzukehren. Sie stand für einen Augenblick ohne Deckung. Ein Lanzenblatt kam herbeigeschwirrt und traf sie an der Brust.
    »Poyly!« Gren und Yattmur schrien es wie aus einem Mund, sprangen vor, erreichten aber das Mädchen nicht mehr zur rechten Zeit.
    Poyly hatte das Gleichgewicht verloren. Sie fiel rückwärts gegen die Bordwand, sah Gren noch einmal mit weitaufgerissenen Augen an – und stürzte in das aufbrodelnde Wasser.
    Gren und Yattmur beugten sich weit hinüber. Dort, wo Poyly verschwunden war; kreiste ein Strudel. Einmal noch reckte sich die Hand des Mädchens aus dem Wasser, versank aber sofort wieder. Gren schrie in ohnmächtiger Wut:
    »Morchel – es ist deine Schuld!« Er schlug sich mit den Fäusten vor die Brust. »Du bringst uns nichts als Unglück! Warum hast du ihr nicht geholfen?«
    Lange schwieg die Morchel, dann endlich antwortete sie:
    »Was willst du? Ich habe die andere Hälfte meines Ichs verloren!«

16
     
    Langsam drehte sich das Boot im Kreis und glitt stromabwärts. Die gefährlichen Bäume entfernten sich immer mehr. Ihre Lanzenblätter konnten die Strecke nicht mehr überbrücken.
    Die Fischer begannen zu jammern. Yattmur drohte ihnen mit ihrem Messer und achtete nicht auf ihre Bitten. Als sie sich endlich beruhigten, ging sie zu Gren und setzte sich neben ihn. Sie schmiegte sich an ihn und versuchte ihn zu trösten.
    »Trauere nicht um Poyly. Sie war ein gutes Mädchen, aber einmal müssen wir alle sterben. Ich will von nun an deine Frau sein.«
    »Willst du nicht zurück zu deinem Stamm?«
    »Wie sollte ich das? Sieh das Ufer dort, dann weißt du, wie schnell wir davongetragen werden. Schon ist der Große Mund kaum noch zu sehen. Es gibt keinen Weg zurück. Frage deine Zauberin Morchel, was wir tun sollen.«
    Ehe Gren antworten konnte, begannen die Fischer zu rufen. Sie deuteten stromabwärts, wo ein anderes Boot in der Mitte des Flusses stand, voll besetzt mit Fischern. Es gab also noch mehr Bauchbäume und Sklaven.
    »Wir werden sie rammen«, sagte Gren.
    »Das nicht«, widersprach Yattmur. »Aber vielleicht bleiben wir in ihrem Netz hängen und können das rettende Ufer erreichen.«
    »Unsere Fischer – diese Narren! Sie kriechen alle auf die eine Seite. Wir werden umschlagen. He, setzt euch! Wollt ihr ins Wasser fallen und ertrinken?«
    Sein Rufen wurde von ihren Schreien übertönt. Im nächsten Augenblick stießen sie gegen das quergespannte Netz der anderen.
    Das Boot ruckte. Einige der Fischer stürzten über Bord. Einem gelang es, das Netz zu fassen. Es gab einen zweiten Ruck. Als das Boot endlich weitertrieb, hatte es außer Gren und Yattmur nur noch wenige der seltsamen Pflanzenmänner an Bord.
    Es glitt in eine weite Biegung, dann trat der Dschungel weiter an die Ufer heran. Rechts und links war nun der Wald. Vom Sandstrand war nichts mehr zu sehen.
    »Was nun?« Yattmur zitterte an allen Gliedern.
    Gren wußte keine Antwort. Er spürte, wie die Morchel wieder einmal in seiner erloschenen Erinnerung herumstöberte. Waren seine Vorfahren Fischer gewesen? Waren sie mit Booten gefahren? Wenn ja, würde die Morchel es bald wissen und Rat erteilen können.
    »Wir sollten das Boot steuern können«, sagte sie endlich.
    »Aber ich sehe nichts, womit wir es tun könnten. Warten wir ab.«
    Das war eine glatte Niederlage.
    Gren saß mit Yattmur im Heck des Bootes. Er hatte seine Arme um sie geschlungen und drückte sie an sich. Seine Gedanken gingen zurück in die Tage seiner Kindheit. Wie schön war das Leben damals gewesen, nur hatte er es nicht gewußt. Es war

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