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.Am Vorabend der Ewigkeit

.Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: .Am Vorabend der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: .Brian W. Aldiss
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von grünen Seilen kamen aus knolligen Verdickungen und wanden sich wie Schlangen durch das Gras. Die meisten verschwanden im Wasser des Flusses.
    Die Morchel zwang Poyly, näher an die Bäume heranzugehen, und dort entdeckte das Mädchen die Wahrheit. Die Fischer waren durch ihre Schwänze mit den Bäumen fest verbunden.
    Von hinten legte sich eine Hand auf Poylys Schulter. Sie drehte sich um und starrte in das Gesicht eines Fischers.
    »Ihr dürft nicht unter die Bäume gehen«, sagte er. »Ihr Schatten ist heilig. Geh zurück zu deinen Freunden.«
    »Gehorche ihm«, befahl die Morchel. »Aber nimm ihn mit. Wir werden ihn aushorchen. Wir müssen versuchen, das Rätsel zu lösen.«
    Das wird Ärger geben, dachte Poyly, aber der Wille der Morchel war stärker. Als sie Gren und Yattmur erreichten, stürzten sich alle auf den Fischer und warfen ihn zu Boden. Im gleichen Augenblick stellten die anderen auf dem Boot ihre Arbeit ein und kamen herbeigelaufen.
    Gren nahm sein Messer und schnitt den Schwanz des Fischers ab.
    Als die Befehlsimpulse seines Baumes ausblieben, gab der Fischer jede Gegenwehr auf. Der abgeschnittene Schwanz rollte sich zusammen und wurde von dem Baum eingezogen. Die anderen Fischer drehten sich wie auf ein Kommando um und kehrten zu ihrem Boot zurück.
    Jetzt erst begriff Yattmur, was geschehen war.
    »Warum hast du das getan, Gren? Die Fischer haben uns nie angegriffen. Sie sind harmlos.«
    »Sie sind nicht wie wir, Yattmur. Sie sind nicht einmal Menschen wie wir. Sie sind die Sklaven der Bäume. Sie arbeiten für sie, denn wenn sie es nicht tun, müssen sie sterben. Wir haben ihn befreit und werden ihm jetzt Fragen stellen.« Gren wandte sich an den Gefangenen, der zitternd auf dem Boden saß. »Warum bist du der Diener des Baumes? Wie hat er dich eingefangen?«
    Die Antwort des armen Kerls klang verworren. Manche Worte wiederholten sich, und seine ganze Ausdrucksweise war so primitiv, daß man sich den Sinn kaum zusammenreimen konnte. Soviel jedenfalls erfuhren sie, daß sie sich ein Bild machen konnten. Wenn ein Fischer zur Welt kam, wurde er unter einen »Bauchbaum« gelegt. Kurze Zeit darauf war er durch das grüne Seil mit ihm verbunden und konnte laufen. Das war alles.
    »Ich verstehe das nicht«, murmelte Yattmur. »Vorher hat er vernünftiger gesprochen.«
    »Der Baum ist sein Gehirn, er denkt für ihn«, sagte die Morchel und spielte damit auf ihre eigene Existenz an. »Trotzdem ist er ein Sklave.«
    »Wir werden euch befreien«, versprach Gren, aber davon wollte der Fischer nichts wissen.
    »Nein, nicht! Ich will zurück zum Bauchbaum. Wir sind seine Früchte.«
    »Sie wollen nicht befreit werden«, stellte Yattmur fest. »Warum lassen wir sie nicht so leben, wie sie es wünschen. Sie sind glücklich.«
    Hinter allem steckte die Morchel. Sie lenkte die beiden von ihr befallenen Menschen und zwang ihnen ihren Willen auf. Sie zogen ihre Messer und schritten auf das Boot zu. Die Fischer saßen alle darin und ließen ihre Schwänze auf der einen Seite über Bord ins Wasser hängen. Sie sahen erstaunt auf, als Gren und die beiden Mädchen ins Boot sprangen.
    Sie entfernten sich vom Ufer. Das Boot wurde durch ein kräftiges Seil in der Strömung gehalten. Es reichte von einem Ufer zum anderen, und die Fischer zogen daran das Boot in die Mitte des Stromes.
    Der Bauchbaum lernte schnell. Er gab seinen Sklaven den Befehl zum Angriff. Ehe Gren und die beiden Mädchen recht begriffen, stürzten sich die Fischer auf sie und entrissen ihnen die Messer und Schwerter. Ein wildes Handgemenge entstand.
    Sogar die Morchel wurde überrascht. Dann aber sagte sie zu Gren:
    »Los – nimm ein Messer! Dann zum Bootsrand. Du mußt ihnen die Schwänze abschneiden, dann sind sie hilflos. Schnell!«
    Gren schüttelte seine Gegner ab. Einem entriß er das Messer. Mit einem Satz war er dort, wo die Schwänze ins Wasser hinabhingen. Wild hieb er mit dem Messer auf sie ein und zerschnitt sie. Sie waren weich wie die Stengel junger Pflanzen.
    Im Boot gab es einen Ruck. Die Fischer fielen hin und griffen nicht mehr an. Hilflos lag das Boot mitten im Strom. Das Halteseil straffte sich. Aber der Kampf war noch nicht vorüber.
    Poyly sah die flüchtige Bewegung am Ufer. Zuerst begriff sie nicht, was dort geschah, aber dann erstarrte sie vor Schreck. Die lanzenförmigen Blätter der Bauchbäume lösten sich von ihren Stämmen, als würden sie mit explosiver Kraft davongeschleudert. Wie Schwerter kamen sie durch die Luft

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