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Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Titel: Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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vermasselt.
    Dabei wollte er alles richtig machen. Aus dem Hof sollte ein moderner landwirtschaftlicher Betrieb werden. Er wollte nicht so ärmlich leben wie seine Eltern. Modern sollte alles werden, und jetzt verlor er Grund und Boden, Haus und Hof. Er hatte sich beraten lassen. Konzentration war das Thema gewesen. Konzentration auf die Schweinezucht.
    Er war ein guter Schweinezüchter gewesen. Er ist immer noch ein guter Schweinezüchter. Früher, noch vor fünf Jahren, als sein Vater noch lebte, liefen die Schweine im Freien rum. Eine Sau bekam damals 15 Ferkel im Jahr. Jetzt produziert er 30 Ferkel pro Sau und Jahr. Er hat gebaut. Die Bank hat ihm Geld geliehen. Neue große Ställe. Die Muttersäue sind jetzt acht Monate im Jahr fixiert, können sich nicht mehr bewegen. Aber auch kein Ferkel mehr totdrücken, wie das früher vorkam. Alles modern. In den Stallungen reicht jetzt eine Handvoll Stroh pro Schwein. EU -Norm. Sein Vater hat noch den Boden richtig mit Streu ausgelegt.
    Zemke hat alles so gemacht, wie die Berater es gesagt haben. Nach vier Wochen kommen die Ferkel weg von der Mutter, dann wird sie wieder gedeckt. Zwei Würfe pro Jahr. Der Vater war skeptisch, aber die Mutter sagte immer: Lass den Jungen jetzt mal machen.
    Sechs Monate dauert ein Schweineleben. 750 Gramm nimmt es am Tag zu. Sie brauchen das richtige Futtermittel. Eiweißhaltig muss es sein. 750 Gramm Gewichtszunahme pro Tag. Besser 800 Gramm. Damals lag der Schweinepreis noch bei 1,80 Euro das Kilo.
    Der Steuerberater erstellte diese Tabelle. Jeder Posten genau aufgelistet: Ferkelkosten, Futterkosten, Tierarzt, Medikamente, Hygiene, Impfungen, Einstreu, Strom, Heizstoffe, Wasser, Lohnkosten für Aushilfskräfte, Tierkennzeichnung, Desinfektion, Transport. Dann der Strich und die Summe der Kosten: 172 Euro pro Schwein.
    Aber die Schlachter zahlten immer weniger. Irgendwann lag der Kilopreis unter 1,80 Euro.
    Erst sagte der Steuerberater: »Sie verdienen nichts mehr mit ihren Schweinen.« Dann sagte er: »Sie legen drauf. Sie müssen ja noch Steuern zahlen. Und sie wollen schließlich selbst auch was essen.« Und dafür schuftete er von morgens bis abends. Und Julia auch. Dann sagte man ihm, mit Puten könne man richtig Geld verdienen. Was sollte er machen? Also ging er noch einmal zur Bank. Die Berater machten Geschäftspläne. Die Bank sagte, da habe er eine Perspektive. Eine gute Perspektive.
    So wurde er Putenmäster. Es war ein gutes Geschäft, das er neben den Schweinen laufen lassen konnte. Drei Hallen mit jeweils 10000 Puten. Zwei Durchgänge im Jahr pro Halle. Ein Trupp Hilfskräfte kam und verlud die Tiere. Dann entfernte er den Mist aus der Halle und desinfizierte sie. Und schon kamen neue Puten. Futter kam automatisch aus der Futteranlage. Er konnte zusehen, wie sie wuchsen.
    Er war so froh gewesen.
    Aber er war nicht der Einzige, der jetzt auf Geflügel machte. Putenmästereien schossen überall aus dem Boden.
    Der Putenpreis fiel.
    Er fiel sehr tief.
    Er hört noch die Stimme des Steuerberaters, als der sagte: »Mit Ihren Puten verdienen Sie im Augenblick auch nichts.«
    Der Banker kam auf den Hof.
    Dann bot die Schlachterei ihm den Treuhandvertrag an. Er soll den Hof seiner Eltern treuhänderisch führen. Er wird nicht mehr ihm gehören.
    Wie sollte er das Julia beibringen?
    Dann kam die andere Idee, der böse Vorschlag.
    Fahr ein paar Tage weg, mach mal Urlaub, entspann dich, das tut auch Julia gut. Und es rettet deinen Hof. Wir zahlen dir gutes Geld. Fahr einfach weg. Das hatten sie zu ihm gesagt. Fahr weg, den Rest erledigen wir.

33. Hof des Bauern Zemke, Nähe Oldenburg, nachts
    Sie sitzen zusammen in der Küche. Marcus trommelt mit den Fingern auf den Tisch. Er ist nervös.
    »Das Wetter macht uns einen verdammten Strich durch die Rechnung.«
    »Ewig können wir nicht warten«, sagt Kevin.
    Er streicht sich über seinen Kinnbart. Ronnie hasst diese Geste an ihm. Dieses arrogante Arschloch! Spielt sich auf wie ein Chef. Und ist doch nur ein Arsch. Bei dieser Aktion sind nur Members zugelassen. Er ist genauso ein Member wie Kevin.
    Trotzdem, beunruhigend ist das schon. Der Scheißregen. Hat man im Mai schon mal so einen Dauerregen gehabt? Muss irgendwie mit der Klimakatastrophe zusammenhängen. Killt ihre Pläne.
    »Wir warten«, sagt Marcus. »Zurück können wir ohnehin nicht.«
    »Hoffentlich vermisst die Pisser nicht schon jemand«, sagt Kevin.
    »An dieser Front ist alles klar. Bislang vermisst die niemand.«
    »Die

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