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Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Titel: Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Junkie war gerissen und argwöhnisch, und Vasquez hatte allmählich das Gefühl, dass er nur seine Zeit vergeudete. Er schrieb eben einen Bericht über ihr letztes Treffen, als die Telefonistin ihn anrief.
    »Ich habe hier einen komischen Anrufer in der Leitung.«
    »Geben Sie ihn jemand anderem.«
    Vasquez hatte noch immer die fleckigen Jeans, das zerrissene Flanellhemd und das rot-schwarze T-Shirt der Portland Trailblazers an, die er seit zwei Tagen ununterbrochen trug. Die Klamotten stanken, und er stank, und er wollte im Augenblick nicht mehr vom Leben als eine Dusche, einen Sechserpack und das Spiel der Blazers im Fernsehen.
    »Es ist sonst niemand da.«
    »Dann lassen Sie sich die Nummer geben, Sherri. Ich habe zu tun.«
    »Detective Vasquez, ich habe ein komisches Gefühl bei diesem Anrufer. Die Person verzerrt ihre Stimme mit irgendeinem elektronischen Gerät.«
    Sherri war noch sehr unerfahren in dem Job und sie behandelte jeden neuen Fall, als ginge es um den nächsten OJ. Simpson. Vasquez merkte, dass es einfacher war, den Anruf entgegenzunehmen, als mit ihr zu streiten, und kurzweiliger, als diesen Bericht zu schreiben, war es auf jeden Fall. Er ließ sich den Anruf durchstellen.
    »Hier Detective Vasquez. Mit wem spreche ich?«
    »Hören Sie zu, ich sage es nur einmal«, sagte der Anrufer durch ein Gerät, das eine gespenstisch monotone, unmenschliche Stimme produzierte. »Dr. Vincent Cardoni, ein Chirurg am St. Francis Medical Center, hat vor kurzem von Martin Breach zwei Kilo Kokain gekauft. Cardoni versteckt das Kokain in einer Berghütte. Er hat vor, es in der nächsten Woche an zwei Männer aus Seattle zu verkaufen.«
    »Wo ist diese Hütte?«
    Der Anrufer beschrieb Vasquez die Lage.
    »Das ist sehr interessant«, erwiderte Vasquez, doch der Anrufer hatte bereits aufgelegt. Bobby starrte erst den Hörer an und dann ins Leere. Dieser geheimnisvolle Informant hatte das Zauberwort ausgesprochen: Irgendein koksender Arzt war Vasquez ziemlich egal, doch bei Martin Breach war das ganz anders.
    Vor zwei Jahren hätten sie Breach beinahe geschnappt, als Mickey Parks, ein Polizist, den sie sich von einer Dienststelle im südlichen Oregon ausgeliehen hatten, Breachs Organisation infiltriert hatte. Vasquez war Parks' Vorgesetzter gewesen, und zwischen den beiden hatte sich eine Freundschaft entwickelt. Eine Woche vor Breachs geplanter Verhaftung verschwand Parks. Im Verlauf des nächsten Monats erhielten das Sitten- und das Drogendezernat anonyme Päckchen mit Körperteilen des Polizisten. Jeder wusste, dass Breach Parks umgebracht hatte, weil er herausgefunden hatte, dass er Polizist war, aber es gab auch nicht die Spur eines Beweises, der Breach mit dem Mord in Verbindung gebracht hätte. Man hatte ihn verhört, aber alle, Vasquez eingeschlossen, hatten hilflos zusehen müssen, wie Breach seine Spielchen mit ihnen trieb.
    Vasquez rotierte in seinem Drehstuhl und stellte sich einen Arzt in Handschellen vor, der vornüber gebeugt, mit offener Krawatte, zerknittertem Hemd und schweißnasser Stirn in einem Verhörzimmer saß. Ein Arzt in einer solchen Situation war sehr verletzlich.
    Man brauchte ihm nur vor Augen zu führen, wie es wäre, seine Zeit mit verrückten Motorradfahrern, weißenhassenden Brothers und geifernden Schwulen zu verbringen, und der Doktor trank lieber Benzin, als ins Gefängnis zu gehen. Und es wäre sehr leicht, ihn zu überzeugen, dass es immer noch einfacher war, Martin Breach zu verpfeifen, als Super Bleifrei zu schlucken.
    Vasquez drehte sich wieder zu seinem Schreibtisch um und beschäftigte sich mit dem ersten Problem, das er voraussah. Um den Arzt verhaften zu können, brauchte man Beweise. Das Kokain würde reichen, aber wie sollte er Cardonis Versteck finden? Nach diversen Gerichtsbeschlüssen war eine anonyme Information kein hinreichender Grund für einen Durchsuchungsbefehl. Wenn der Informant seinen Namen nicht nennen wollte, konnte er ein Lügner sein, der einem anderen etwas anhängen wollte, oder ein Witzbold. Informationen aus anonymer Quelle mussten zuerst bestätigt werden, bevor ein Richter sich überhaupt mit ihnen beschäftigte. Einen Durchsuchungsbefehl für die Berghütte würde Vasquez nur bekommen, wenn er Beweise vorlegen konnte, dass das Kokain sich in der Hütte befand. Das würde zwar nicht einfach werden, aber Breach festzunageln war einige Anstrengung wert.

9
    Der Kies auf dem Parkplatz der Rebel Tavern knirschte unter den Reifen von Bobby Vasquez'

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