Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
Mr. Scofield, denn Ihr Hauptzeuge ist ein verdammter Lügner.«
Wieder starrte Richter Brody Vasquez wütend an.
»Neun Menschen wurde abgeschlachtet, Detective. Auf entsetzlichste Weise. Ich treffe hier keine Entscheidung bezüglich der Schuld oder Unschuld von Dr. Cardoni. Ich kenne die Beweise in diesem Fall nicht. Ich weiß allerdings, dass die Person, die diese Menschen umbrachte, nun wegen Ihres Verhaltens wahrscheinlich ihrer gerechten Strafe entgehen wird. Ich hoffe, Sie können damit leben.«
Frank erhob sich. »Euer Ehren, darf ich Sie bitten, Ihre Entscheidung bezüglich der Kaution für Dr. Cardoni noch einmal zu überdenken? Um in einem Fall heimtückischen Mordes Freilassung auf Kaution zu verweigern, muss das Gericht es als erwiesen ansehen, dass der Staatsanwalt seine Anklage in der Hauptverhandlung mit klaren und überzeugenden Beweisen untermauern kann. Da das Gericht aber nun alle Beweise des Staates für nicht zulässig erklärt hat, ist es unwahrscheinlich, dass die Hauptverhandlung überhaupt eröffnet wird. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Mr. Scofield ernsthaft erwägt, gegen Ihre Entscheidung Einspruch einzulegen. Ich bitte deshalb das Gericht, Dr. Cardoni ohne Sicherheitsleistung freizulassen. Außerdem gebe ich Mr. Scofield zur Kenntnis, dass ich einen Antrag auf Klageabweisung stelle mit der Begründung, dass die Klage sich auf illegal erlangte Beweise und den Meineid eines Polizisten stützt.«
Frank händigte das Original seines Antrags, den er bereits vor der Anhörung vorbereitet hatte, Richter Brody aus und gab dem Staatsanwalt eine Kopie. Brody überflog den Antrag kurz und senkte dann den Kopf. Als er ihn wieder hob, funkelten seine Augen vor Zorn.
»Wegen Ihres unprofessionellen Verhaltens sind mir jetzt die Hände gebunden, Mr. Scofield. Ich habe keine Ahnung, wie Vasquez Sie übertölpeln konnte. Ihre Vorbereitung auf diesen Antrag zur Nichtzulassung von Beweismitteln grenzt ans Kriminelle. Ihrem Antrag zur Verweigerung einer Freilassung auf Kaution wurde entsprochen, weil Sie ankündigten, alle möglichen Beweise gegen Dr. Cardoni vorzulegen. Jetzt können Sie keinen einzigen vorlegen. Dem Antrag auf Freilassung ohne Sicherheitsleistung wird entsprochen, Mr. Jaffe. Über den Antrag auf Klageabweisung wird beraten. Mr. Scofield, Sie haben dreißig Tage Zeit, um Einspruch gegen meine Entscheidungen einzulegen, danach werden sie rechtsgültig. Die Sitzung ist geschlossen.«
Der Richter floh in sein Amtszimmer.
»Danke, Frank«, sagte Cardoni zu Amandas Vater. Dann schaute er sie an. »Und Ihnen danke ich auch, Amanda. Ich weiß, dass Sie mich für schuldig halten, aber Frank hat mir gesagt, wie hart Sie für mich gearbeitet haben, und das weiß ich zu schätzen.«
Amanda war überrascht, wie ernsthaft Cardoni klang, aber das konnte ihre Meinung nicht ändern. Was eben passiert war, machte ihr Angst. Frank war ein Zauberer im Gerichtssaal, aber dieser letzte Trick konnte grauenhafte Konsequenzen haben.
Auf dem Korridor vor den Verhandlungssaal wurde Frank von Reportern bestürmt. Amanda, die in den Trubel ebenfalls mit hineingezogen wurde, vergaß ihre Befürchtungen. Einige Journalisten befragten auch sie, und es dämmerte ihr, dass sie jetzt eine Berühmtheit war, wenn auch nur einige Sekunden lang. Danach gingen Vater und Tochter zu Stokely's zum Abendessen. Frank war ungewöhnlich still nach seinem spektakulären Sieg.
»Was passiert jetzt mit Cardoni?«, fragte Amanda.
»Er wird aus dem Gefängnis entlassen, einer unserer Mitarbeiter fährt ihn nach Hause, und dann wird er versuchen, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.«
»Dann ist jetzt alles vorbei?«
»Sollte es sein. Art Prochaskas Aussage war das juristische Äquivalent einer Atombombe. Der Staat hat keine Beweise mehr, die er benutzen könnte.«
»Seit wann wusstest du das mit Prochaska schon?«
»Er rief mich am Freitag an.«
»Dann hast du also von vornherein gewusst, dass du gewinnen würdest?«
»Nichts ist hundertprozentig, aber so sicher war ich mir noch nie.« Frank bemerkte Amandas Miene und fügte hinzu: »Ich hoffe, du bist mir nicht böse, weil ich dir von Art nichts gesagt habe.«
»Nein, das ist schon okay«, erwiderte Amanda, aber sie ärgerte sich doch. Einen halben Block gingen sie schweigend nebeneinander her. Amandas Gedanken kehrten zu Cardoni zurück.
»Ich weiß, dass ich mich freuen sollte, weil wir gewonnen haben, aber ich ... ich glaube, dass er diese Leute
Weitere Kostenlose Bücher