Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
Treffen mit James Knoll erfahren hatte.
»Klingt nicht, als wäre das etwas, das wir verwenden könnten«, sagte Frank, als Herb geendet hatte. »Beweise, dass Dr. Castle einen brutalen Ehemann erschossen hat, als sie noch ein Teenager war, dürften kaum als Indiz dafür zugelassen werden, dass sie jetzt Menschen entführt und ermordet hat.«
»Ich würde zustimmen, wenn ich nicht noch mehr gefunden hätte. Gil Manning war für einhunderttausend Dollar versichert. Als die Polizei Castle für unschuldig erklärte, zahlte die Versicherung das Geld aus. Sie benutzte es, um ihr Studium in Dartmouth zu finanzieren. In ihrem Abschlussjahr heiratete sie einen wohlhabenden Kommilitonen, und nach dem Diplom zogen sie nach Denver. Acht Monate später war der Ehemann tot.«
»Wollen Sie mich verarschen?«
»Es war ein Autounfall ohne Fremdeinwirkung. Der Mann war stark betrunken. Er war außerdem sehr gut versichert und hatte einen dicken Treuhandfonds. Castle erbte das Geld aus dem Treuhandfonds und bekam das Geld von der Versicherung.«
»Das klingt interessant.«
»Ich habe die Eltern dieses toten Ehemanns in Chicago angerufen. Sie schwören, dass ihr Sohn nur in Gesellschaft und dann recht mäßig trank. Sie drängten damals auf eine Ermittlung, aber die Polizei sagte ihnen, man sei überzeugt, dass der Tod ihres Sohnes ein Unfall war. Castles Schwiegereltern glauben, dass Justine nur hinter dem Geld her war. Sie hatten etwas gegen die Heirat.«
»Gab es irgendwelche Hinweise auf Manipulationen?«
»Die Unterlagen habe ich mir noch nicht angesehen. Soll ich nach Denver fahren?«
»Nein, kommen Sie nach Hause!«
»Ich glaube, ich bin da was auf der Spur, Frank. Ich glaube, wir sollten der Sache nachgehen.«
»Das ist nicht mehr nötig. Ich habe den Antrag auf Nichtzulassung durchbekommen. Cardoni ist frei, und es ist unwahrscheinlich, dass er noch angeklagt wird.“
»Was? Wie ging denn das?«
»Wenn Sie ein paar Minuten Zeit haben, erzähle ich es Ihnen.«
25
Granitene Engel und Dämonen spähten von der reich verzierten Fassade des Stockman Building, einem vierzehnstöckigen Gebäude, das kurz nach dem Ersten Weltkrieg im Zentrum Portlands errichtet wurde, auf die Passanten herab. Die Anwaltskanzlei von Jaffe, Katz, Lehane and Brindisi hatte den achten Stock gemietet. Frank Jaffes geräumiges Eckbüro war üppig mit Antiquitäten ausgestattet. Er saß hinter einem mächtigen Schreibtisch, den er für einen Apfel und ein Ei bei einer Vorsteigerung erworben hatte. Stiche von Currier und Ives schmückten eine Wand und ihm gegenüber hing über einem bequemen Sofa ein Ölgemälde der Columbia-Schlucht aus dem neunzehnten Jahrhundert, das Frank bei einer anderen Versteigerung entdeckt hatte. Das einzig Unpassende war der Computermonitor, der am Rand von Franks Schreibtisch stand.
Vincent zeigte kein Interesse für die Einrichtung des Büros. Die Aufmerksamkeit des Chirurgen war ausschließlich auf seinen Anwalt gerichtet, und er rutschte nervös in seinem Sessel hin und her, während Frank Fred Scofields jüngsten Schachzug erläuterte. »Das heißt also, dass wir doch wieder vor Gericht müssen?« »Ja. Richter Brody hat die Anhörung für den nächsten Mittwoch angesetzt.« »Was soll denn diese Scheiße? Wir haben doch gewonnen, oder?« »Scofield hat beantragt, meinen Antrag auf Nichtzulassung von Beweismitteln nochmals zu verhandeln. Er hat eine neue Theorie, unvermeidliche Entdeckung.«
»Was hat das zu bedeuten?«
»Die Theorie leitet sich aus Nix gegen Williams her, einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der Vereinigten Staaten. An Weihnachten 1968 verschwand ein zehnjähriges Mädchen aus einem YMCA-Gebäude in Des Moines, Iowa. Kurz nach seinem Verschwinden wurde beobachtet, wie Robert Anthony Williams mit einem großen, in eine Decke gewickelten Bündel das Gebäude verließ. Ein kleiner Junge, der Williams half, die Autotür zu öffnen, sah zwei dünne weiße Beine unter dieser Decke. Am nächsten Tag wurde Williams' Auto einhundertsechzig Meilen östlich von Des Moines in Davenport, Iowa, gefunden. Später wurden Kleidungsstücke, die dem Kind gehörten, und eine ähnliche Decke wie die, die Williams aus dem YMCA getragen hatte, in einer Raststätte zwischen Des Moines und Davenport gefunden. Die Polizei schloss daraus, dass Williams die Leiche des Mädchen irgendwo zwischen Des Moines und der Raststätte hatte verschwinden lassen.«
Jaffe machte eine Pause.
»Die Polizei setzte
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