Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
umgebracht hat, Dad.«
»Ich fühle mich bei diesem Fall auch nicht so recht wohl«, gab Frank zu.
»Wenn er schuldig ist, kann ihm kein Prozess gemacht werden, oder?«
»Nein. Dafür habe ich zu gute Arbeit geleistet. Vincent ist frei und unbelastet.«
»Was, wenn er es wieder tut?«
Frank legte Amanda den Arm um die Schultern. Seine Nähe war tröstend, aber das Video und die Fotos der neun Leichen konnten sie Amanda nicht vergessen machen.
»In meinem dritten Jahr als Anwalt arbeitete ich als Assistent für Phil Lomax an einem grässlichen Fall. Zwei kleine Kinder und ihre Babysitterin waren von einem Einbrecher ermordet worden. Es handelte sich um ein brutales Verbrechen. Der Angeklagte war ein sehr schlechter Schauspieler. Ohne jede Reue, grausam, mit einer langen Liste früherer Gewalttaten. Die Staatsanwältin war sicher, dass sie den richtigen Mann hatte, aber die Beweislage war hauchdünn. Wir kämpften bis zum Letzten, und am Ende standen die Chancen einer Verurteilung fünfzig zu fünfzig.
Nachdem die Jury sich zur Beratung zurückgezogen hatte, gingen Phil und ich in eine Bar, um auf die Entscheidung zu warten, und die Staatsanwältin und ihre Leute in eine andere. Vier Stunden später kam die Jury mit einem Schuldspruch zurück. Ungefähr einen Monat später traf ich zufällig einen der Ermittler der Staatsanwältin. Er erzählte mir, dass sie und ihre Assistenten in der Bar, in der sie warteten, über Phil und mich gesprochen hatten. Ihrer Ansicht nach waren wir sehr moralische Anwälte, die hart, aber fair gekämpft hatten. Sie respektierten uns als Menschen und waren zu dem Schluss gekommen, dass wir mit einem Schuldspruch besser schlafen könnten als mit einem Freispruch. Ich war tatsächlich erleichtert, dass wir verloren hatten, obwohl ich mich für unseren Mandanten zu hundertzehn Prozent eingesetzt hatte.«
»Fühlst du dich jetzt schlecht?«
»Hörst du mich mit unserem Sieg prahlen, Amanda? Als Anwalt bin ich stolz, dass ich meine Arbeit gut gemacht habe. Als Rechtsvertreter vor Gericht macht es mich froh, dass ich den Meineid eines Mannes, der geschworen hat, uns zu beschützen und die Verfassung zu wahren, aufgedeckt habe. Was Vasquez getan hat, war unentschuldbar. Aber ich bin auch ein Mensch, und als solcher mache ich mir Sorgen. Ich bete deshalb, dass Vincent Cardoni ein Unschuldiger ist, der zu Unrecht angeklagt wurde. Wenn er schuldig ist, bete ich, dass diese Erfahrung ihm so viel Angst eingejagt hat, dass er nie wieder jemandem etwas zu Leide tut.«
Frank drückte Amandas Hand.
»Unser Beruf ist nicht einfach, Amanda. Ganz und gar nicht einfach.«
23
Martin Breach saß über einen Riesenteller mit Spareribs gebeugt an seinem Tisch, als Art Prochaska das Restaurant betrat. Er befahl Prochaska mit soßenverschmierter Hand auf einen Stuhl.
»Willst du auch einen Teller?«, fragte er. Er hatte den Mund voller Fleisch, und die Frage war kaum zu verstehen.
»Ja.«
Breach winkte. Sofort erschien ein Kellner.
»Eine Deluxe Combo und noch einen Krug Bier«, sagte Breach. Der Kellner eilte davon.
»Und?«, fragte Breach.
»Cardoni ist frei.«
»Gute Arbeit. Ich hatte schon befürchtet, dieser Arsch würde mit dem Staatsanwalt eine Absprache treffen, falls er verknackt würde.“
Breach riss einen Fetzen Fleisch von einem langen Knochen. Sein Mund war dunkelrot verschmiert. »Jetzt will ich mein Geld. Setz Eugene Pritchard und Ed Gordon auf Cardoni an. Die sollen sich ihn bei der ersten Gelegenheit schnappen.«
Prochaska nickte. Breach reichte Prochaska eine fette Rippe. Der Schläger wollte protestieren, aber sein Chef ließ sich nicht abwimmeln.
»Nimm, Arty! Ich nehme mir dann eine von dir, wenn dein Teller kommt.«
Breach wischte sich mit seiner Serviette das Gesicht ab und nahm sich dann eine neue Rippe.
»Ich will Cardoni in einem Zustand, in dem er noch reden kann«, sagte er zwischen zwei Bissen zu Prochaska. »Keine Hirnverletzungen. Sag das den beiden! Wenn Cardoni zu fertig ist, um mir zu sagen, wo mein Geld ist, nehm' ich mir die beiden vor.«
24
Auf dem Anrufbeantworter war eine Nachricht von Herb Cross, als Frank und Amanda aus Cedar City nach Hause kamen. Frank zog Sakko und Krawatte aus, goss sich ein Glas Scotch ein und wählte eine Nummer in Vermont.
»Was gibt's?«, fragte Frank, als er mit Cross' Hotelzimmer verbunden war.
»Ich bin da vielleicht an was dran.«
»Ach so?«
Frank hörte schweigend zu, während Herb ihm erzählte, was er bei seinem
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