Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Titel: Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
Vom Netzwerk:
wurde es verwirrend. Cardoni schien ziellos durch die Gegend zu fahren. Zuerst kurvte er im Zentrum herum, dann fuhr er auf der Burnside stadtauswärts. Nach ein paar Meilen bog er auf den Skyline Boulevard ein und folgte ihm vorbei am Friedhof bis zu einem holprigen Feldweg, der am Forest Park, einem ausgedehnten Waldgebiet, abrupt endete.
    Gordon schaltete die Scheinwerfer aus und folgte in sicherer Entfernung. Cardoni stieg aus seinem Auto und ging einen schmalen Pfad hinunter.
    »Was will er denn hier?«, fragte Pritchard.
    »Vielleicht hat er hier im Wald noch ein paar Leichen vergraben.«
    Pritchard schüttelte den Kopf. »Das ist vielleicht ein perverses Arschloch.«
    »Rede nicht so abfällig über jemanden, der uns die Arbeit so leicht macht. Wir schnappen ihn uns hier. Einsame Gegend, und es gibt keine Zeugen.«
    Pritchard nahm eine Taschenlampe und ging hinter Cardoni her.
    Der Wildwood Trail führt über mehr als zwanzig Meilen durch die Parks von Portland. Das Teilstück des Pfads, auf dem Cardoni jetzt ging, führte tief hinein in den Forest Park, wo es weder Straßen noch Häuser gab. Obwohl Pritchard sich mitten in einer Großstadt befand, hatte er das Gefühl, im dunklen Herzen eines unerforschten Dschungels zu stehen. Gordon kannte Waldmärsche und Zeltlager vom Militär her, aber Pritchard war ein Stadtmensch, der lieber fernsah und in Bars trank als durch Urwald zu laufen. Und in der Dunkelheit gefiel ihm das noch viel weniger.
    Es war leicht, dem schwachen Schein von Cardonis Taschenlampe zu folgen, Pritchard ließ seine deshalb ausgeschaltet. Der verfaulende Stamm eines Baums, den die Winterstürme gefällt hatten, blockierte einen Teil des Pfads, und Gordon stolperte über eine Wurzel. Er fluchte leise und senkte den Kopf, um den Waldboden in der Dunkelheit besser erkennen zu können. Pritchard drehte sich um und sagte seinem Partner, er solle den Mund halten und besser darauf achten, wo er hintrete. Als er wieder nach vorne schaute, konnte er Cardonis Licht nicht mehr sehen. Die Männer erstarrten. Die einzigen Geräusche, die sie hörten, waren das Rascheln von Blättern und das Trappeln winziger Pfoten im Unterholz.
    Dann hörte Pritchard ein Krachen, ein Aufstöhnen und dann einen zweiten festen Schlag. Er wirbelte herum und schaltete seine Taschenlampe ein. Gordon lag auf dem Boden, Blut quoll unter ihm hervor. Pritchard tastete am Hals seines Partners nach dem Puls. Gordon atmete, aber er rührte sich nicht.
    »Es ist unheimlich nachts im Wald.«
    Cardoni war hinter ihm. Pritchard zog seine Waffe und wirbelte herum.
    »Fühlt ihr euch wie Hansel und Gretel allein im Wald der bösen Hexe?«
    »Du kannst aufhören mit den Spielchen«, sagte Pritchard mit mühsam unterdrückter Angst in seiner Stimme.
    »Ihr seid doch diejenigen, die schon die ganze Woche Verstecken spielen, oder meint ihr, ich habe das nicht gemerkt?«, antwortete Cardoni aus einer anderen Richtung. Pritchard hatte keine Bewegung gehört. Er zielte mit seiner Taschenlampe in die Richtung von Cardonis Stimme. Der Strahl fiel zwischen eine Hemlocktanne und einen Virginiawacholder, aber der Chirurg war nirgends zu sehen.
    »Lassen wir doch die Scheiße!«, rief Pritchard in die Dunkelheit. Er wartete auf eine Antwort, aber es kam nichts. Pritchard drehte sich langsam im Kreis und richtete Waffe und Taschenlampe auf die Bäume. Ein Zweig brach, und er hätte beinahe geschossen. Zwei Äste rieben aneinander, und er sprang seitwärts vom Pfad.
    »Das reicht, verdammt noch mal! Komm raus!«, schrie Pritchard, aber er hörte nichts als seinen eigenen schweren Atem. Rückwärts wich er auf dem Pfad in Richtung Auto zurück und schwang die Waffe von einer Seite zur anderen, sooft er ein Geräusch hörte. Die Muskeln in Schultern und Armen schmerzten vor Anspannung. Mit der Ferse blieb er an einer Wurzel hängen. Er wedelte mit den Armen, um den Sturz abzufangen, und dabei flog ihm die Waffe aus der Hand. Er landete auf fest gestampfter Erde und rollte auf die Waffe zu. Er wartete auf einen Messerstich oder auf einen Knüppelschlag auf den Rücken, während er nach seiner Waffe tastete, doch er hörte nur die Geräusche, die er selbst machte.
    Seine Waffe konnte Pritchard nicht finden, und auf Händen und Knien war er zu ungeschützt. Er stand auf und drehte sich im Kreis, die Taschenlampe vor sich ausgestreckt, damit er sie als Waffe benutzen konnte. Etwas Hartes traf ihn an der rechten Kniescheibe. Seine Beine gaben nach, und er

Weitere Kostenlose Bücher