Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
kippte zur Seite. Im Fallen brach Cardoni ihm noch die rechte Schulter. Vor Schmerz kniff Pritchard unwillkürlich die Augen zusammen, er wäre beinahe ohnmächtig geworden. Als er die Augen wieder öffnete, stand Cardoni über ihm und klopfte sich mit einem Montiereisen auf die Handfläche.
»Hi«, sagte der Chirurg. »Wie geht's?«
Pritchard hatte zu starke Schmerzen, um zu antworten. Cardoni erhöhte den Schmerz noch, indem er ihm auch die linke Kniescheibe zerschmetterte.
»Regel Nummer eins: Hol deinen Gegner von den Beinen.«
Cardoni ging langsam um Pritchard herum. Der lag auf dem Rücken, biss die Zähne zusammen und versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben.
»Ein Schlag auf die Kniescheibe ist eins der schmerzhaftesten Erlebnisse, die man haben kann. Kommt einem Tritt in die Genitalien gleich. Sollen wir einen Vergleichstest machen?«
Cardonis Fuß schoss nach vorne. Als Boxer war Pritchard an Schmerzen gewöhnt, aber dies war eine neue Ebene des Schmerzes.
Er versuchte erst gar nicht, seinen Schrei zu unterdrücken.
»Möchte wetten, dass das wehgetan hat. Eigentlich weiß ich es ja. Ärzte kennen jede Stelle des menschlichen Körpers, die Leiden verursachen kann.«
Als Erwiderung auf Cardonis Spott wollte Pritchard etwas Tapferes sagen, aber er war zu schwach vor Angst. Er wusste, wenn Cardoni ihm noch mehr Schmerzen zufügen wollte, konnte er nichts dagegen tun.
»Weißt du, wo du bist, kleiner Mann?« Als Pritchard nicht antwortete, schlug Cardoni ihm nur leicht auf die rechte Kniescheibe. Pritchard bog den Rücken durch wie bei einem starken Stromschlag.
»Du bist im Haus des Schmerzes, und ich leite den Laden. Im Haus des Schmerzes gibt es nur eine Regel: Was ich sage, wird gemacht. Ungehorsam wird sofort bestraft. Und hier ist meine erste Frage. Sie ist einfach. Wie heißt du?«
»Leck mich ...«, setzte Pritchard an, aber ein Schrei ersetzte den Rest des Satzes, als Cardoni ihn am linken Handgelenk packte und ihm den Arm so verdrehte, dass er sich umdrehen musste und auf den zertrümmerten Kniescheiben landete.
»Die Hand ist ein großartiges Werkzeug, von Gott so geschaffen, dass wir die wunderbarsten Dinge mit ihr tun können«, sagte Cardoni. »Ich benutze meine Hand, um Instrumente zu fuhren, die Leben retten können. Ich wette, du benutzt deine, um in der Nase zu bohren und zu wichsen.«
Pritchard versuchte, sich zu wehren, aber Cardoni machte ihn sich mit einem leichten Druck auf das Handgelenk wieder gefügig. Dann packte der Chirurg den Zeigefinger des Mannes mit festem Griff. Pritchard versuchte, ihn zu krümmen, aber Cardoni hatte keine Mühe, ihn wieder gerade zu biegen.
»Die Hand hat siebenundzwanzig Knochen. Das gibt mir siebenundzwanzig Möglichkeiten, dir Schmerzen zuzufügen.“
Cardoni verstärkte den Griff um Pritchards Zeigefinger.
»Die Knochen in den Fingern und Daumen nennt man Phalangen. Eine Phalange ist das Stück Knochen zwischen einem Gelenk und dem nächsten. In deinem Zeigefinger hast du drei Phalangen.« Cardoni bog den Zeigefinger durch. »Ich werde dir jeden einzelnen brechen, wenn du nicht ein bisschen kooperativer wirst.«
Pritchard schrie auf.
»Also, wie heißt du? Sogar so ein Trottel wie du sollte sich doch an seinen Namen erinnern können.«
Cardoni übte noch mehr Druck aus.
»Gene, Gene Pritchard«, keuchte er.
»Braver Junge.«
Unvermittelt machte Pritchard einen Satz. Cardoni wich zurück und riss an seinem Handgelenk. Pritchards Füße klappten nach außen und er heulte wie ein Hund. Cardoni brach ihm den Zeigefinger. Als der Knochen splitterte, sackte der Mann in sich zusammen und war wieder nahe einer Ohnmacht.
»Wenn du dir das nächste Mal jemanden vornehmen willst, dann sieh zu, dass du auch Manns genug dafür bist«, sagte Cardoni, während er Pritchards kleinen Finger gerade bog. »Also, Gene, wer hat euch geschickt?«
Pritchard zögerte eine Sekunde und bezahlte dafür. Soweit er sich erinnerte, hatte er mit acht Jahren das letzte Mal geweint. Jetzt liefen ihm Tränen über die Wangen.
»Martin Breach«, keuchte er, ohne dass die Frage wiederholt werden musste.
»Ein sehr braver Junge. Und was solltet ihr tun, außer mich zu beschatten?«
»Wir ... sollten Sie ... zu ihm ... bringen.«
»Tot oder lebendig?«
»Lebendig, in gutem Zustand.«
»Warum?“
»Wegen dem Geld, das er für das Herz bezahlt hat. Er will es zurück.«
Cardoni musterte Pritchard so lange, dass es dem verkrüppelten Schläger vorkam wie eine
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