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Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Titel: Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Namen rief; und sofort war sie umringt von einer Meute durcheinander rufender Reporter. Eine attraktive Brünette fragte Amanda, ob sie nur für ihren berühmten Vater einspringe, und ein klein gewachsener, ungepflegter Reporter des Oregonian wollte wissen, ob es eine Verbindung zwischen den Morden im Farmhaus und dem berüchtigten Fall Cardoni gebe. Amanda wich so gut es ging den Mikros und den grellen Scheinwerfern aus und antwortete auf jede Frage nur mit »Kein Kommentar«. Als die Tür des Gerichtssaals sich hinter ihr schloss und die Presse aussperrte, seufzte sie erleichtert auf.
    Der Gerichtssaal war gesteckt voll. Anwälte saßen neben ihren Mandanten. Ängstliche Mütter schaukelten Kinder auf den Knien und versuchten verzweifelt, sie stillzuhalten, damit die Aufsicht sie nicht des Saales verwies, bevor ihre Ehemänner vorgeführt wurden. Mütter und Väter hielten sich an den Händen und hielten nervös nach ihren Kindern Ausschau, die auf die schiefe Bahn geraten waren. Freundinnen und Bandenmitglieder rutschten auf ihren Plätzen hin und her und fanden es spannend, jemanden, den sie kannten, vor Gericht zu sehen, fast so, als wäre dies ein Auftritt im Fernsehen.
    Eine Stuhlreihe innerhalb der Gerichtsschranken war reserviert für Pflichtverteidiger und private Anwälte, die auf eine Berufung durch das Gericht warteten, sowie mandatierte Verteidiger. Amanda nahm auf einem dieser Stühle Platz und wartete, bis Justines Fall aufgerufen wurde. Bei der Anklageeröffnung, dem ersten Auftritt des Beschuldigten vor Gericht, informierte der Richter den Angeklagten über die Art der gegen ihn erhobenen Vorwürfe und über sein Recht auf einen Anwalt. War der Angeklagte mittellos, wurde ihm bei der Anklageeröffnung ein Anwalt gestellt. Manchmal wurden auch Entscheidungen über eine Freilassung getroffen. Amanda hatte schon an vielen Anklageeröffnungen teilgenommen, und sie ähnelten sich alle sehr. Den ersten paar Fällen schenkte sie noch Aufmerksamkeit, um sich zu beschäftigen, doch schon bald verlor sie das Interesse und sah sich gelangweilt im Zuschauerraum um.
    Sie wollte sich eben wieder zum Gericht umdrehen, als sie spürte, dass jemand sie beobachtete. Sie überflog die Gesichter und wollte die Sache schon als Einbildung abtun, als ihr ein großer, muskulöser Mann mit sehr kurz geschnittenen blonden Haaren auffiel. Der Mann saß mit hochgezogen Schultern und im Schoß gefalteten Händen da und machte den Eindruck, als fühle er sich im Gerichtssaal nicht wohl. Er trug ein bis zum Kragen zugeknöpftes Flanellhemd, Kakis und einen fleckigen Trenchcoat. Irgendwie kam er Amanda bekannt vor, aber sie hatte keine Ahnung, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte oder ob überhaupt. Die Saaltür ging auf und Mike Greene bahnte sich einen Weg durch die Reporter. Als er dann im Saal stand, überflog er die Anwesenden mit einem Blick, was ihm dank seiner Größe nicht schwer fiel, und schnell entdeckte er Amanda. Greene trug noch immer das braune Tweedsakko, das zerknitterte weiße Hemd und die graue Bundfaltenhose, die er schon um drei Uhr morgens angehabt hatte.
    »Wie ich sehe, waren Sie zu Hause«, sagte Mike, als er schließlich neben Amanda saß.
    »Ich habe mich umgezogen, aber nicht geschlafen.«
    »Dann sind wir zu zweit - was das Nichtschlafen angeht, meine ich.«
    Mike gab Amanda einen dicken braunen Umschlag.
    »Die Klageschrift, ein paar der Polizeiberichte und ein Satz Tatortfotos. Sagen Sie also nicht, dass Sie von mir nie was bekommen.«
    »Danke, dass Sie nicht den Sturkopf spielen.«
    Mike lächelte. »Das ist ja das Mindeste, was ich tun kann, nachdem ich Ihnen die Ekelbrühe vorgesetzt habe, die sie im Morddezernat Kaffee nennen.«
    »Haben Sie noch einmal über eine Freilassung nachgedacht?«
    »Kann ich nicht machen. Zu viele Leichen, zu viele Indizien.«
    »Der Staat gegen Justine Elizabeth Castle«, rief der Gerichtsdiener.
    Mike Greene ging zu einem langen Tisch, an dem ein weiterer Stellvertretender Bezirksstaatsanwalt saß. Die Tischplatte verschwand fast völlig unter drei grauen Metallkisten mit den Fallakten. Während Mike Greene Justines Akte herauszog, ging Amanda zur anderen Seite des Saals. Eine Wache führte ihre Mandantin vor. Sie trug kein Make-up, sah aber in ihrem dunklen Kostüm und der Seidenbluse trotzdem gut aus.
    Danach ging alles ziemlich schnell vonstatten. Amanda gab ihren Namen als Prozessbevollmächtigte zu Protokoll und verzichtete auf eine förmliche Verlesung der

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