Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
Bezirksstaatsanwalts von Multnomah County arrangierte für ihn ein Bewerbungsgespräch. Bald darauf zog Mike in eine Eigentumswohnung am Willamette in der Nähe der Broadway Bridge mit Blick auf das Rose-Garden-Stadion, wo die Trailblazers spielten.
Als Greene nach der Anklageerhebung im Fall Castle vom Justice Center zum Bezirksgericht ging, träumte er davon zu duschen, etwas Leichtes zu essen und sich dann in die weichen Baumwollbezüge seines Doppelbetts zu legen. Doch dieser Traum löste sich in Luft auf, als er im Vorzimmer des Staatsanwaltschaftsbüros Sean McCarthy sah, der mit der Nase in einem Buch auf ihn wartete.
»Ein Bulle, der Steinbeck liest«, sagte Greene. »Ist das nicht ein Kündigungsgrund?«
McCarthy sah grinsend zu ihm hoch. Er war noch so hager wie vor vier Jahren, nur seine roten Haare waren schütterer geworden.
»Wie geht's, Mike?“
»Miserabel. Wenn ich nicht bald eine Mütze Schlaf bekomme, können Sie Ermittlungen über mein Ableben anstellen.«
McCarthy legte ein Lesezeichen in die Fr üchte des Zorns und folgte Greene durch ein hüfthohes Gatter und einen schmalen Gang in dessen Büro. An einer Wand hing ein Poster des Mount-Hood-Jazzfestivals vom letzten Jahr. Es zeigte ein Tenorsaxofon über dem schneebedeckten Berg. Mike hatte bei diesem Festival mit einem örtlichen Trio gespielt. Auf einem Bücherschrank unter dem Fenster stand ein Schachspiel. In seiner Freizeit bosselte der Stellvertretende Bezirksstaatsanwalt an einer Variante der königsindischen Verteidigung, und auf dem Brett war der Stand nach dem dreizehnten Zug zu sehen.
Sean McCarthy setzte sich in einen Sessel vor dem Schreibtisch. Greene schloss die Tür und ließ sich auf seinen Bürostuhl fallen.
»Vor ungefähr vier Jahren wurde ein Arzt namens Vincent Cardoni beschuldigt, in einem Wochenendhaus in Milton County mehrere Opfer gefoltert zu haben. Das war Ihr Fall, nicht?«
»Es war ein Fall für die Milton County, aber ich habe mitgeholfen«, erwiderte McCarthy.
»Frank Jaffe verteidigte damals Cardoni. Seine Tochter Amanda verteidigt jetzt Justine Castle, Cardonis Exfrau, in einem Fall, der eine Reihe von Ähnlichkeiten mit diesem früheren Fall aufweist. Amanda glaubt, dass Cardoni ihrer Mandantin eine Falle gestellt hat.«
»Cardoni ist tot.«
»Das hat auch DeVore gesagt, aber Amanda behauptet, dass seine Leiche nie gefunden wurde.«
»Das stimmt.«
»Und ...?«
McCarthy zögerte einen Augenblick. »Wie ähnlich sind sich die Tatorte?«
»Amanda sagt, sie sind fast identisch.“
»Wirklich? Inwiefern identisch?«
Greene suchte sich die Tatortfotos heraus und gab sie McCarthy. Der Detective blätterte sie langsam durch. Dann zog er ein Foto heraus und legte den Rest wieder auf den Schreibtisch.
»Was denken Sie?«, fragte der Staatsanwalt.
McCarthy drehte das Foto herum, das er in der Hand hielt. Es zeigte den halb vollen Kaffeebecher, den man auf dem Abtropfblech in der Küche des Farmhauses gefunden hatte.
»Hat das Labor Justine Castles Fingerabdrücke auf diesem Becher gefunden?«, fragte McCarthy.
Greene nickte. »Sie waren auch auf einem Skalpell mit dem Blut von einem der Opfer.«
»Das bereitet mir wirklich Kopfzerbrechen.«
»Warum?«
»Vor vier Jahren haben wir in dem Haus in Milton County mehr oder weniger das Gleiche gefunden. Die Presse wusste über das Skalpell Bescheid, aber über den Kaffeebecher gelangte nie irgendwas an die Öffentlichkeit.«
»Was war mit dem Antrag auf Nichtzulassung von Beweismitteln?«
»Dem Gericht wurde eine Liste der sichergestellten Gegenstände vorgelegt, jedoch ohne Erwähnung von irgendwelchen darauf gefundenen Fingerabdrücken.«
»Sie glauben also, dass jemand, der über den Becher Bescheid wusste, Justine Castle diese Sache anhängen will?«
»Oder sie hat bei der Arbeit einen Kaffee getrunken. Ungefähr ein Jahr nach dem Verschwinden des Chirurgen traf ich mich auf einen Drink mit Frank Jaffe. Irgendwann kam das Gespräch auf den Fall Cardoni. Frank erzählte mir, dass Justine Castle Cardoni den Kaffeebecher geschenkt hatte und dass Cardoni behauptete, der Becher sei aus seinem Büro im St. Francis gestohlen worden. Cardoni glaubte, Justine Castle habe die Tasse und das Skalpell benutzt, um ihm die Mordserie anzuhängen.«
39
Die Schlechtwetterfront, die Oregon seit einer Woche heimsuchte, schlug wieder zu. Heftige Regenschwaden bombardierten Amandas Auto. Obwohl die Scheibenwischer auf der höchsten Stufe arbeiteten, war die Sicht
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