Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
speziell für Verteidiger.«
Amanda biss ein Stück von ihrem Ahornsirupriegel ab, um den bitteren Geschmack des Kaffees aus ihrem Mund zu vertreiben.
»Was halten Sie von einer wie auch immer gearteten Freilassung von Dr. Castle?«
Greene schüttelte den Kopf. »Unmöglich.«
»Kommen Sie, Mike! Sie ist Ärztin. Sie hat Patienten, um die sie sich kümmern muss.«
»Das ist bedauerlich, aber Sie haben ja keine Ahnung, worum es hier geht.«
»Dann sagen Sie's mir!«
Greene sah DeVore an. Der Detective nickte. Greene lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
»Ihre Mandantin hat das Farmhaus als Folterkammer benutzt.«
Greene wartete auf Amandas Reaktion. Als sie keine zeigte, fuhr er fort.
»Wir haben im Keller einen Mann gefunden.« Greene schüttelte den Kopf und das freundliche Lächeln verschwand. »Seien Sie froh, dass Sie sich nur die Fotos ansehen müssen. Und was die Sache noch schlimmer macht, ist das Tagebuch.«
»Was für ein Tagebuch?«
»Ihre Mandantin hat auch andere Opfer entführt. Das Tagebuch ist ein Bericht über ihre Foltersitzungen mit jedem Einzelnen. Sie fügte ihnen tagelang Schmerzen zu. Mich erschüttert so leicht nichts, aber dieses Tagebuch konnte ich nicht an einem Stück durchlesen.«
»Ist das Tagebuch in Dr. Castles Handschrift?«
Greene schüttelte den Kopf. »Nein, die Seiten wurden mit einem Computer geschrieben. Ihr Name steht auch nicht drin. Es wäre einfacher für uns, wenn Dr. Castle das Ganze unterschrieben hätte, aber das hat sie nicht.«
»Wie können Sie dann so sicher sein, dass sie es geschrieben hat?«
»Als wir spätnachts eine richterlich angeordnete Durchsuchung von Castles Haus durchführten, fanden wir dort einen Teil dieses Tagebuchs. Es ist eine drastische Beschreibung dessen, was sie dem armen Kerl angetan hat, den wir in dem Keller fanden. Eine Kopie davon geht Ihnen zusammen mit den anderen Ermittlungsunterlagen zu. Ich würde die Seiten allerdings nicht gleich nach dem Essen lesen. Übrigens, nach dem vorläufigen Bericht des Leichenbeschauers hat unser Mister X Selbstmord begangen, indem er sich die Adern an seinem Handgelenk aufbiss. Wenn Sie den Tagebucheintrag lesen, werden Sie verstehen, warum er sich selbst umbrachte. Können Sie sich vorstellen, wie verzweifelt und verängstigt ein Mensch sein muss, um so etwas zu tun?«
Das Blut wich aus Amandas Gesicht.
»Gibt es sonst noch Spuren am Tatort, die Dr. Castle mit dem Mord in Verbindung bringen?«, fragte sie leise.
»Sie bekommen Ihren Bericht, wenn wir fertig sind.«
»Dr. Castle glaubt, dass irgendjemand ihr die Sache anhängen will.«
»Hat sie auch einen Verdächtigen?«, fragte Greene skeptisch.
»Genau genommen haben wir beide einen. Sie haben Justine gesagt, dass die Polizisten auf Grund eines anonymen Anrufs zu dem Farmhaus fuhren. Das Haus ist eine Viertelmeile von der Straße entfernt, nicht? Wie kam dieser anonyme Anrufer so nahe heran, dass er Schreie hören konnte?«
»Gute Frage. Ich bin mir sicher, Sie werden die Geschworenen bitten, darüber nachzudenken.«
»Kommen Sie, Mike! Klingt das für Sie nicht auch wie ein Komplott? Die Polizei erhält zufällig einen Anruf, der sie zum Schauplatz eines Mordes schickt, und zwar genau zu dem Zeitpunkt, als der Mörder aus dem Haus stürzt.«
»Auch das können Sie vor Gericht anführen.«
Amanda zögerte kurz, bevor sie fortfuhr: »Sie haben noch andere Opfer auf der Farm gefunden, nicht?«
DeVore hatte nur halb zugehört, aber diese Frage erregte wieder seine volle Aufmerksamkeit.
Mike zog die Augenbrauen in die Höhe. »Wissen Sie das von Ihrer Klientin?«
»Dann habe ich also Recht.«
»Woher wissen Sie es?«
»Das sage ich Ihnen, wenn Sie mir sagen, ob Sie Justine Castle verhaftet haben, weil Sie in dem Farmhaus Gegenstände mit ihren Fingerabdrücken fanden.«
Der Detective und der Staatsanwalt warfen sich wieder einen Blick zu.
»Ja«, antwortete Greene.
»Auf welchen Gegenständen?«
»Auf einem Skalpell mit dem Blut des Opfers und auf einem halb vollen Kaffeebecher.«
Amanda gab sich Mühe, ihre Aufregung zu verbergen. »Wurde der Becher in der Küche gefunden?«
»Woher wissen Sie das?«, fragte DeVore.
Sie ignorierte die Frage. »Wurde sonst noch etwas mit Spuren darauf gefunden?«
»Wir fanden einen OP-Kittel samt Haube und Überschuhen in einem Schrank im Schlafzimmer. Sie sind im Forensiklabor, wo die Techniker sie eben nach Haaren und Fasern untersuchen. Jetzt sind aber Sie dran, ein paar Fragen zu
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