Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
eine wunderbare Frau. Sie hat mir befohlen, zurückzufliegen und dir zu helfen.«
»Vielen Dank für den Vertrauensbeweis«, entgegnete Amanda sarkastisch. »Ich war durchaus in der Lage, Doolings Arsch ganz allein zu retten. Wie kommst du drauf, dass ich nicht kompetent genug bin, Justine Castle zu helfen?«
»Moment mal!«, sagte Frank und hob abwehrend die Hand. »Niemand sagt, dass du inkompetent bist, also sei doch nicht gleich so eingeschnappt! Du weißt ganz genau, dass zwei Anwälte nötig sind, um einen so komplexen Fall zu bearbeiten.«
»Und du wirst dabei der Hauptanwalt?«, fragte Amanda und machte sich auf das Schlimmste gefasst.
»Ich würde nicht mal im Traum daran denken.«
Amanda versuchte, ihre Überraschung zu verbergen, aber offensichtlich schaffte sie es nicht, denn Franks Lippen zuckten, als müsse er ein Grinsen unterdrücken.
»Aber es könnte sein, dass Justine dich als Hauptanwalt will«, sagte Amanda vorsichtig. »Als sie verhaftet wurde, hat sie nach dir gefragt.«
»Ist sie bis jetzt zufrieden mit dir?«
»Ich glaube, schon.«
»Dann lass uns doch mal schauen, wie es läuft. Im Augenblick ist es dein Fall. Aber du könntest mich ins Bild setzen.«
Zwischen Schlucken von ihrem Kaffee und Bissen vom Kuchen erzählte sie Frank die Details des Falls, wobei sie mit Justines nächtlichem Anruf anfing. Als sie Frank von ihrem Besuch im Farmhaus berichtete, ließ sie ihr Treffen mit Vasquez unerwähnt.
»Es wäre mir lieber, wenn du da nicht reingegangen wärst, Amanda«, sagte Frank, als sie geendet hatte. »Das war ein polizeilich versiegelter Tatort.«
»Ich weiß, aber die Spurensicherung hatte bereits alles abgesucht, und ich musste mir das Haus ansehen, bevor sich dort zu viel änderte.«
Frank lehnte sich zurück. »Was war dein Eindruck?«
»Es ist entweder derselbe Mörder oder jemand, der verdammt viel über den Fall Cardoni weiß. Da bin ich mir ganz sicher.«
Amanda hielt kurz inne und überlegte sich, wie sie das Thema Vasquez am besten zur Sprache bringen solle.
»Als ich mir den Keller im Farmhaus ansah, tauchte plötzlich Bobby Vasquez auf.«
»Der Polizist, der bei unserem Antrag auf Nichtzulassung gelogen hatte?«
Amanda nickte. »Er will mit uns an dem Fall arbeiten. Er ist überzeugt, dass Cardoni vor vier Jahren seinen Tod nur vorgetäuscht hat und für diese neuen Morde verantwortlich ist.«
»Hast du gewusst, dass Vasquez einer der Hauptverdächtigen bei Cardonis Verschwinden war? Er war besessen von Cardoni. Es gibt die Theorie, dass er zur Selbstjustiz griff, als das Gericht Cardoni auf freien Fuß setzte.«
Amanda versuchte, sich Vasquez als Cardonis Mörder vorzustellen.
»Warum sollte Vasquez mir erzählen, dass Cardoni die Leute auf der Farm umgebracht hat, wenn er weiß, dass Cardoni tot ist? Warum sollte er mir ins Farmhaus folgen? Warum sollte er anbieten, für uns an dem Fall zu arbeiten?«
»Ich weiß es nicht, und es ist mir auch egal«, blaffte Frank.
»Du hast natürlich jedes Recht, wütend zu sein wegen dem, was Vasquez in Cardonis Fall abgezogen hat. Aber das sollte dich nicht davon abhalten, dir zu überlegen, was er in diesem Fall für uns tun kann.«
»Er ist unehrlich, Amanda. Und er ist ein Säufer.“
»Er sagt, dass er nicht mehr trinkt, und er wirkte auch nüchtern. Ich glaube, du solltest daran denken, warum Vasquez unter Eid gelogen hat. Er tat es, weil er dachte, dass es die einzige Möglichkeit sei, einen sehr schlechten Menschen ins Gefängnis zu bringen.«
»Das entschuldigt nicht, was er getan hat.«
»Das sage ich auch gar nicht. Ich denke nur, du solltest unvoreingenommen an die Sache herangehen. Vasquez weiß alles, was die Polizei über Cardoni wusste, und er hat bereits etwas herausgefunden, was uns weiterhelfen könnte.«
»Und das wäre?«
Amanda erzählte Frank von Vasquez' Nachforschungen über die Besitzverhältnisse der Farm.
»Das ist nichts, was Herb oder die Polizei nicht auch herausgefunden hätte«, sagte Frank abschätzig. »Ich weiß, warum Vasquez diesen Fall bearbeiten will, aber ich werde mich nicht mit einem Lügner und Säufer einlassen.«
Amanda nahm ihren Mut zusammen. Dann sah sie ihrem Vater direkt in die Augen.
»Entweder bin ich die Hauptanwältin oder ich bin es nicht. Wenn ich es bin, dann suche ich mir mein Team selbst aus.«
Frank war nicht gewöhnt, dass man ihm sagte, was er tun solle, und Amanda sah deutlich, dass ihm das ganz und gar nicht passte.
»Ich bin mir ja selber
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