Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
wieder Hoffnung, dass dieser Albtraum doch noch zu einem Ende kommen könnte.«
Amanda schaltete das Kellerlicht aus und schloss die Tür. »Hören Sie, Mr. Vasquez, lassen Sie uns ganz offen miteinander reden, okay? Ich habe nach Ihrer Entlassung Gerüchte gehört. Mein Vater kennt sie auch. Wenn ich meinen Vater bitte, Sie an diesem Fall für uns arbeiten zu lassen, wird er wissen wollen, ob Sie zuverlässig sind.«
Vasquez machte ein Gesicht, als hätte er diese Situation schon öfter erlebt.
»Was wollen Sie wissen?«, fragte er seufzend.
»Was haben Sie getan, nachdem Sie entlassen wurden?«
»Ich habe getrunken. Das wollen Sie doch wissen, oder? Polizist sein war mein ganzes Leben. Von einem Moment zum anderen war ich es nicht mehr. Ich hielt das nicht aus. Das waren eineinhalb Jahre, die in meiner Erinnerung noch immer sehr verschwommen sind. Aber ich bin darüber hinweggekommen und habe es ohne fremde Hilfe geschafft, mit dem Trinken aufzuhören. Jetzt trinke ich gar nicht mehr, nicht einmal mehr ein Bier. Sagen Sie Ihrem Vater, dass ich amtlich zugelassener Privatdetektiv bin. Damit verdiene ich jetzt meinen Lebensunterhalt. Ich mache das gut, und ob es Sie es glauben oder nicht, bei der Polizei gibt es immer noch ein paar Leute, die mit mir reden.«
»Wir werden sehen.«
»Wenn Sie sich überlegen, ob Sie mich engagieren wollen, denken Sie an eins: Ich habe gegenüber den Bullen einen Vorsprung.«
»Wie meinen Sie das?«
»Vor vier Jahren dachte ich mir, ich könnte Cardoni festnageln, indem ich ihn mit dem Haus in Milton County in Verbindung brachte. Sie wissen schon, den Kaufvertrag einsehen, beweisen, dass ihm das Haus wirklich gehört. Aber ich konnte es nicht. Er war sehr gerissen. Das Anwesen gehörte einer Gesellschaft, die von einem halbseidenen Anwalt gegründet wurde, und zwar im Auftrag von jemandem, den er nie zu Gesicht bekam und der ihn mit Bankschecks bezahlte. Die ganze Sache erwies sich als Sackgasse, weil wir die Person nicht identifizieren konnten, die die Schecks ausgestellt hatte. Aber immerhin weiß ich jetzt eine Menge. Als ich heute Morgen von dem Farmhaus las, sah ich mir sofort den Grundbucheintrag für dieses Anwesen an. Und was meinen Sie, was ich gefunden habe?«
»Der Besitz gehört einer Gesellschaft und wurde von einem Anwalt gekauft.«
»Genau. Der Verkauf ging vor zwei Jahren vonstatten, da hatte Cardoni genug Zeit gehabt, sich eine neue Identität zuzulegen und seine Rückkehr nach Portland vorzubereiten.«
»Ist der Eigentümer dieselbe Gesellschaft, die auch das Land in Milton County gekauft hat?«
»Nein. Und auch der Anwalt ist ein anderer. Aber die Vorgehensweise ist identisch.«
»Warum glauben Sie, dass Sie diesmal beweisen können, wer der eigentliche Käufer dieses Anwesens war?«
»Ich weiß nicht, ob ich es kann, aber Cardoni hat vor vier Jahren schon einmal Mist gebaut, und wir hätten ihn beinahe geschnappt. Ich hoffe, dass er noch einmal Mist baut.“
41
In dieser Nacht schlief Amanda wie eine Tote und überhörte morgens sogar ihren Wecker. Da sie zu spät dran war für Morgengymnastik oder Frühstück, duschte sie nur schnell und kaufte sich unterwegs einen latte und ein Stück Mokkakuchen zum Mitnehmen. Als sie um halb neun ihr Büro betrat, saß ihr Vater an ihrem Schreibtisch und las die Akte über Justine Castle. Er hob den Kopf und lächelte. Amanda erstarrte im Türrahmen.
»Guten Morgen, Amanda.«
»Du solltest doch eigentlich im Urlaub sein. Was tust du hier?«, fragte sie und versuchte, sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
»Hast du nicht erwartet, dass ich mich für deinen neuesten Fall interessieren würde?«
»Ich war mir sicher. Deshalb habe ich auch die Anweisung gegeben, dass dir niemand etwas sagen soll, falls du anrufst.«
»Es hat auch niemand etwas gesagt.«
»Woher weißt du es dann?«
»Es stand in Kalifornien in den Zeitungen. Irgendjemand fand die Verbindung zum Fall Cardoni heraus, und peng, schon haben wir eine neue Sensation auf dem Hals. Hast du deine Anrufaufzeichnungen schon angesehen?«
»Noch nicht.«
»Ich habe sie durchgeblättert. Wenn du ein Medienstar werden willst, 20/20 , 60 Minutes , Larry King und Geraldo stehen Schlange.«
»Du machst Witze.«
Amanda deponierte ihren Aktenkoffer, den Kaffee und die Tüte mit dem Kuchen auf dem Rand ihres Schreibtisches und setzte sich auf einen der Besucherstühle.
»Ist Elsie nicht sauer, dass du ihr den Urlaub verdorben hast?«
»Elsie ist
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