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Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Titel: Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Amanda hob die Taschenlampe und wich zurück.
    »Ich bin nicht hier, um Ihnen was zu tun«, sagte der Mann und zeigte ihr seine leeren Hände. »Ich bin Bobby Vasquez.«
    Amanda brauchte einige Augenblick, bis sie den Eindringling wiedererkannte. Sein Gesicht war aufgedunsen. Regenwasser tropfte ihm aus den langen, ungekämmten schwarzen Haaren; ein buschiger Schnurrbart bedeckte die Oberlippe. Unter dem offenen Regenmantel sah Amanda ausgewaschene Jeans, ein Flanellhemd und ein fadenscheiniges Sportsakko.
    »Ich wollte Ihnen keine Angst einjagen«, sagte Vasquez. »Ich habe schon im Justice Center versucht, mit Ihnen zu sprechen, aber bei all den Reportern bin ich nicht bis zu Ihnen durchgekommen.«
    Vasquez hielt inne. Er sah, dass Amanda verängstigt und argwöhnisch war.
    »Erinnern Sie sich an mich?«, fragte er.
    »Der Antrag auf Nichtzulassung von Beweismitteln.«
    »Nicht gerade meine Sternstunde«, sagte Vasquez mit einem grimmigen Grinsen. »Aber ich hatte Recht. Cardoni hat diese Leute in Milton County umgebracht. Und er hat auch die Leute hier umgebracht. Sie wissen es, nicht? Das ist der Grund, warum Sie hier sind.«
    Amanda vergaß ihre Angst. »Wie kommen Sie darauf, dass er noch am Leben ist?«
    »Sehen Sie sich hier um! Als ich von dem Gräberfeld und dem Operationsraum las, wusste ich Bescheid.«
    »Was ist mit der Hand? Cardoni war Chirurg. Er würde sich nie selbst die Hand abschneiden.«
    »Cardoni setzte darauf, dass jeder so denken würde, dass sich nämlich ein Chirurg niemals selbst die Hand amputieren würde. Aber Chirurgen werden normalerweise nicht von einem Verrückten wie Martin Breach gejagt.«
    »Oder müssen mit der Todesstrafe rechnen.«
    »Auch das. Außerdem ist dieser Kerl schlicht wahnsinnig.«
    Amanda schüttelte den Kopf. »Ich würde gern glauben, dass Cardoni das hier getan hat. Die Tatorte sehen sich so ähnlich. Aber ich komme immer wieder auf die Hand zurück. Wie konnte er es überhaupt tun? Wie konnte er sich selbst die Hand abschneiden?«
    »Das ist nicht so schwierig, wie Sie vielleicht denken. Cardoni musste sich nur eine Adernpresse um den Bizeps binden und sich ein lokales Anästhetikum in den Unterarm spritzen. Dann konnte er sich die Hand amputieren, ohne irgendwas zu spüren. Danach hat er wahrscheinlich den Stumpf mit einem sterilen Tuch abgedeckt, bis die Blutung aufhörte, ihn dann verbunden und sich noch einmal ein Betäubungsmittel gegen die Schmerzen gespritzt.«
    Amanda überlegte, was Vasquez eben gesagt hatte, und traf dann eine Entscheidung.
    »Okay, Mr. Vasquez, ich will ehrlich sein. Ich bin wegen Cardoni hier.«
    »Ich wusste es. Also sagen Sie mir, was sonst noch in den Polizeiberichten steht. Sie sind doch nicht nur wegen eines unbestimmten Gefühls hier.«
    Amanda zögerte.
    »Hören Sie, Miss Jaffe, ich kann Ihnen helfen. Wer weiß mehr über Cardoni als ich? Ich habe nie geglaubt, dass er tot ist. Ich habe noch immer meine Akte über ihn. Ich kenne Cardonis Lebensgeschichte; ich kann Ihnen sagen, was die Polizei vor vier Jahren wusste. Sie brauchen einen Ermittler.«
    »Unsere Kanzlei hat einen Ermittler.«
    »Für den ist das doch nur irgendein Fall. Für mich wäre das eine Chance zur Rehabilitierung. Cardoni hat mein Leben ruiniert.«
    »Sie haben sich Ihr Leben selbst ruiniert.«
    Vasquez senkte den Kopf. »Sie haben Recht. Ich bin für das verantwortlich, was ich getan habe. Ich brauchte nur eine Weile, um das zu begreifen.« Er deutete auf den Operationstisch. »Ich bin auch für das verantwortlich. Wenn ich nicht Mist gebaute hätte, wäre Cardoni im Gefängnis und diese Leute wären noch am Leben. Ich muss das wieder gutmachen. Außerdem, wenn wir beweisen, dass Cardoni diese Leute umgebracht hat, kommt Ihre Mandantin frei.«
    Vasquez klang verzweifelt, aber auch ernsthaft. Amanda sah sich ein letztes Mal im Operationsraum um.
    »Ich will hier raus«, sagte sie. »Lassen Sie uns oben weiterreden!«
    Amanda zog an der Schnur, die an der Glühbirne befestigt war, und tauchte den Operationsraum in Dunkelheit.
    »Was können Sie mir sagen?«, fragte Vasquez, als sie die Treppe hochstiegen. »Gibt es noch andere Ähnlichkeiten zwischen den Tatorten?«
    »Ich glaube nicht, dass ich mich darüber auslassen sollte.«
    »Sie haben Recht. Tut mir Leid. Ich bin einfach neugierig. Sie haben ja keine Ahnung, wie ich mich gefühlt habe, als ich heute Morgen Dr. Castles Namen in der Zeitung sah und von dem Operationsraum las. Plötzlich hatte ich

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