Amarilis (German Edition)
ausgereicht hätten.«
Er wies die anderen auf die Kopien hin, die er ihnen vorher
ausgehändigt hatte. »Es mußte also eine andere Gattung der Saurier sein, die
sich die später chemosynthetische Pflanze als Nahrungsersatz ausgesucht hatte.
Sie hatte biped zu sein und nach Möglichkeit nicht zu groß, gelenkig und« - er
hob lehrerhaft den Zeigefinger - »einen Herdeninstinkt ausgebildet haben.«
Er räusperte sich erneut, wobei sein etwas dicklicher Bauch
ins Schlingern geriet. »Ich muß gestehen, dass wir uns alle zunächst geirrt hatten,
als wir annahmen, aufgrund der speziellen Wasserpflanze einen Sauropoden in den
Höhlen vorfinden zu können. Die Ausgrabungen und Höhlenfunde der 20-ger und
30-ger Jahre, aber vor allem der Ornithischerfund im Jahre 2052, unterstreichen
meine jetzige Theorie und deuten weiterhin direkt auf eine einzig mögliche
Spezie hin: auf das Iguanodon.«
Steff schaute auf die Aufzeichnungen, die bei archäologischen
Forschungen in Kanada aufgenommen worden waren. Sie zeigten mehrere dieser vor
allem in Herden vorkommenden Tiere, 100000 Millionen Jahre alt, von den einige
aufgerichtet fünf Meter hoch maßen und bis zu vier Tonnen schwer waren. Sie
besaßen an drei Fingern jeweils kleine Hufabplattungen anstelle von Krallen und
einen Dorndaumen zur Verteidigung. Es hatte ebenso hohle Knochen und Luftsäcke
wie die Sauropoden, um das Gewicht niedrig zu halten und die Geschwindigkeit
und Wendigkeit zu erhöhen. Gleichzeitig verfügte es über einen Hüftfortsatz,
das Ilium, das sich wie bei den bipeden Theropoden entlang der Wirbelsäule zum
Kopf hinstreckte und weiterhin für Schnelligkeit und Balance sorgte.
Dennoch gehörte es nicht der Klasse der Saurischia an, deren
dreistrahlige Gelenkform einen bipeden Laufstil nicht ermöglichte. Es besaß neben
dem Darmbein und dem Schambein, das parallel zum Sitzbein nach vorn und hinten
verlief, am Vorderende des Pubis einen vierten Knochenfortsatz, der es den Ornithischiern
zuordnete.
Einen weiteren Unterschied wies das Iguanodon durch sein
Prädentale aus, einem unsymmetrischen Unterkieferknochen, der das Vorderkinn
bildete. Die kanadischen Höhlenfunde deuteten zwar auch auf die Anwesenheit von
Sauropoden hin, die sich ebenfalls zeitweilig von der noch nicht chemosynthtisch
entwickelten Pflanze ernährten. Aber ihre stark abgenutzten Zähnen bezeugen, dass
ihr Ausweichen auf diese Flora ihnen dennoch ihren Untergang bereitete. Denn
ein Ausfall der Zähne mußte zwangsläufig zum Tod führen.
Die Ausgrabungen in Kanada begründeten jedoch nicht nur das
Überleben des Iguanodons schon. Die Höhlen dort waren nicht vulkanoiden Ursprungs,
und sie ließen einen weiteren, wenn nicht den Hauptbestandteil einer
chemosynthetischen Entwicklung vermissen: das Plasma des Meteoriten. Sie
bewiesen lediglich die Tatsache, dass sich die bezügliche Urpflanze nicht nur
in Teilen Europas, sondern auch in Nordamerika verbreitet hatte.
Doch nirgendwo anders konnte sie sich derart entwickeln,
Positronen der Art der bi-3 zu produzieren. Die Fernanalysen des Plasmas ergaben
eine aus äußerster Hitze erkaltete Masse, deren dissozierte Ionen die vulkanoide
Schwefelmischung der Luft elektrisierte. Die dabei freiwerdende Energie wirkte
sodann lenkend auf die atomaren Teile der Umgebung.
Mata-Hele konnte während der letzten Feststellungen nicht
umhin, an die Plasmafelder des Plateaus zu denken. Doch diese Gemeinsamkeit
verwunderte ihn noch nicht zu sehr, da Plasma in vielen Situationen und unter mancherlei
Bedingung ähnliche Eigenschaften aufwies. Ebenso bedeutete das Vorkommen von
Sulfaten noch nicht, dass beide Planeten weiterreichende Übereinstimmungen
aufzuweisen hatten.
Durch den Einfluß des Plasmas, so wurde gefolgert, mußten
jedoch die Positronen entstanden sein. Welche Bedeutung sie allerdings der
Pflanze gaben, zu welchem eigenen Nutzen sie die Natur dieses geschehen ließ,
war ihnen aber nicht möglich herauszufinden. Diesen speziellen bi-3 Bestandteilen
mochte eine Bedeutung zuteil sein, die allein durch eine direkte Untersuchung
eine Erklärung finden konnte.
Weiterhin bestand erhebliche Unklarheit über den Umstand, der
die Pflanze sich von einer fotosynthetischen zu einer chemosynthetischen Basis
verändern gelassen hatte. Wieweit das Plasma des Meteoriten auch hierbei eine
Rolle gespielt hatte, war nicht zu erkennen. Es zeigte eigentlich keine
typischen Eigenschaften, die eine sonnenlose
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