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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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beziehungsweise unter welchen Bedingungen der United Oil die
Nutzung der Großraumfrachter der LTU-Hamburg, die ja wohl ein privates Lufttransportunternehmen
ist, gewährt wird?«
       »Unter welchen Bedingungen?« Der Konzernboss schien beinahe
an einem Lachkrampf zu ersticken. »Mensch, wissen Sie denn nicht, dass wir gerade
letztes Jahr den größten Coup vor der WakAG, der Wasserstoffkraft-AG, gelandet
haben? Die LTU gehört jetzt allein der United Oil!«
       Diesen Umstand wollte Posikol sich auch nur bestätigen
lassen. ‚Nun werde ich nicht nur meine Rache nehmen können’, dachte er
zufrieden, ‚sondern in diesem Konzernboss habe ich auch einen Mann mit durchaus
wichtigen Beziehungen und vielleicht der Möglichkeit gefunden, mir trotz allem
noch ein Zubrot - und wenn auch nur ein Zubrötchen - verdienen zu können.
    ---
     
     
     
    »Die Frage nach der Entstehungsgeschichte der Positronenemission
ist gleichzeitig die Frage nach den Eigenschaften des Meteoriten. Doch wollen
wir zunächst mit der Pflanze beginnen.«
       Professor Erskin hatte vor sich einen Aktenordner
ausgebreitet und vertiefte sich nun für ungewisse Zeit in dessen Innerem, ohne
die Anwesenden scheinbar noch wahrzunehmen. Doch plötzlich blickte er auf und
fixierte die kleine Gruppe, die hauptsächlich aus den Paläontologen der
wissenschaftlichen Expedition und der Vorbereitungskommision bestand.
       Darunter befanden sich auch Professor Ambros und ein gewisser
Rainer-Maria Steffenhagen, welcher als Angestellter der Universität für den
organisatorischen Ablauf zuständig war. Dessen Nase zierte eine kleine Nickelbrille,
durch deren dicke, randlose Gläser, die ihm das unauffällige Äußere eines Stadtneurotikers
verliehen, er jeden einzelnen wortlos fixierte, als wollte er ihn dadurch
bestrafen.
       Erskin fuhr jedoch unbeeindruckt fort: »Sie muß sich bereits
durch das Schattendasein in tieferen Geosynklinalen Eigenschaften erworben haben,
die sie ohne die direkte Einwirkung des Sonnenlichtes, aber auch ohne eine grössere
Anhäufung humusreicher Schichten auskommen ließ. Sie bildete starke Wurzeln,
die nicht so sehr nach unten als seitlich wuchsen, und die sich durchaus im
festen Stein verankern konnten«
       Er sortierte ein weiteres Blatt heraus. »Hier stellt sich nun
sogleich die Frage, ob die Saurier sich bereits zu diesem frühen Zeitpunkt von
der Pflanze ernährten. Dieser Umstand muß aufgrund der damaligen Meeresspiegelveränderung
und der Gewöhnungszeit der Saurier an sie bejaht werden. Die Wechselwirkung der
Pflanze zum Tier, ihr Sauerstoff-Koh-lenstoffaustausch und ihr Nahrungsangebot
muß sich in dem Maße entwickelt haben, in dem sich mit beginnendem Rückgang des
Meeres die weichen Wasserpflanzen und die sumpfigen Niederungen gleichermaßen reduzierten.«
       Er schaute die Anwesenden kurz an. »Sie wissen ja, dass diese
gegenseitige Anpassung der Natur nur unter bestimmten Umständen erfolgen kann.
Die fossilen Kreidefelsen und die Süßwasserablagerungen der Meeresfauna
beweisen überall zahlreich die Artenvielfalt, die während des vormals sehr
hohen Meeresspiegels entstanden war. Als sich dieser jedoch zurückzog, mußten
sich durch Mutation, zumindest aber durch die Selektion der geschlechtlichen
Fortpflanzung Genen und Chromosomensätze sich derart vermischt haben, dass sie
wiederum der veränderten Umwelt einen Evolutionsvorteil gegenüber einbrachten.«
       Bislang hatte er den anderen, die ebenso als Spezialisten auf
diesem Gebiet galten, nichts besonderes gesagt. Doch nun schien es, als ob ihre
Zuhörbereitschaft wuchs. Der Professor räus perte sich mehrere Male.
       »Sehen Sie. Der Meteorit hat mit seinem Staubmantel ja nicht
nur die Saurierwelt beeinflußt, sondern sämtliche Fauna. Der Umstand, dass die
ersteren am härtesten betroffen waren, lag hauptsächlich an ihrem großen
Nahrungsbedarf. Wir sollten jedoch innerhalb dieser Art noch einmal unterscheiden.«
Er machte eine abwinkende Bewegung mit dem Zeigefinger. »Die Sauropoden, also
die landläufig bekanntesten, große Saurischia, wie die Brontosaurier mit ihren verhältnismäßig
kleinen Köpfen, schwachen Zähnen und quadrupeden Säulenbeinen konnten aufgrund
ihrer Physiognomie einmal kaum dem weichenden Meer folgen und zum anderen nicht
in die unwegsamen, tiefen Mulden der einstürzenden Erdplatten eindringen. Sie
waren dafür einfach zu plump und die sich dort befindenden Wasserstellen zu
wenige, als dass sie ihnen

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