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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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besaßen. Als
einziger in der dortigen Gegend Hamburg. Wegen des Monopols der
Frachtgenossenschaft wurden jedoch den Transportunternehmen zuständige
Landkreise zugewiesen, so dass auf keinen entfernteren Flughafen ausgewichen werden
konnte.
       Jetzt wusste Posikol, was zu tun war. Beinahe übermütig ging
er daran, seinen Rachefeldzug vorzubereiten. Hauptsächlich bestand seine Idee
im Zündstoff eines Papieres, das sich schon seit einer Weile in seinem Schreibtisch
befand. Dieses Dokument war die Zustimmung des Kartellamtes für eine 30%-ige
Abnahmegenehmigung der COU, das Konkurrenzunternehmen des Berliner Konzerns mit
seinem unangenehmen, aber einflussreichen Boss und dessen Verbindung zur United
Oil Company, die ihren Sitz in Hamburg hatte.
       Da war es, das Mosaiksteinchen. Klein, aber mächtig. Schnell
ließ er sich eine Verbindung zur Privatadresse des Bosses geben. Er konnte nur
hoffen, dass dieser zuhause war. Hier ging es um Minuten. Der Vorsprung der
anderen war sowieso kaum noch einzuholen.
       Als sich der Konzernmann tatsächlich meldete, fiel dem Bürgermeister
ein Stein vom Herzen. Der andere jedoch fragte sich sofort unruhig nach dem
Grund des plötzlichen Anrufes. Zuerst dachte er, es gäbe etwas Neues in Bezug
auf die Rohöllagerung in Berlin. »Na, Herr Posikol, ich hoffe, Sie haben mir
etwas Gutes mitzuteilen«, flötete er und ließ in seiner herrischen Art den
anderen gar nicht zu einer Antwort kommen. »Können Sie mir schon ein günstiges
Gelände anbieten, vielleicht auch bereits eine Genehmigung, bis in eine Tiefe
von 50-60 Meter gehen zu können?«
       »Das dürfte unser geringstes Problem sein«, antwortete ihm
der Bürgermeister und fuhr sogleich hastig fort: »Wir werden aber einige Schwierigkeiten
mit dem Kartell bekommen.« Diplomatisch gebrauchte er das interessenverbindende
‚wir’.
       »Was zum Donnerwetter soll das heißen?« grollte der andere
und steckte sich wutentbrannt die Zigarre am falschen Ende an.
       »Das heißt, dass die COU einen nicht unwesentlichen Anteil
erhalten wird. Es ist von 30% die Rede. Damit ist nicht nur ihr Monopol
verloren, sondern womöglich auch überhaupt jedwede Beteiligung. Denn wie wir
wissen, wird der größte Anteilseigner seine Position benutzen, um die weitere
Aufteilung zu kontrollieren und in möglichst kleine Häppchen dividieren zu lassen.«
       Dem Boss fiel fast die schlecht brennende Zigarre aus dem
Mundwinkel. »Wie ist das möglich, Bürgermeister?« Fauchend richtete er seinen Oberkörper
auf und verschluckte sich fast am kohligen Rauch, der aus dem Mundstück drang.
       Diese Gelegenheit nahm Posikol wahr, um zu erklären. »Aber
Sie wissen doch, dass Sie sich vollkommen auf mich verlassen können.« Sein
fettes Kinn erzitterte leicht unter der nickenden Bewegung des Kopfes. »Der
Antrag liegt zur Unterzeichnung sicher auf meinem Schreibtisch. Und Sie können
beruhigt sein, dass unter den Kontrakt, den ich beziehungsweise mein Innensenator
unterzeichnen wird, nur Ihr Name steht.«
       Der Konzernboss hatte inzwischen begriffen, was es mit seiner
Zigarre auf sich hatte und drückte sie nun entschlossen im Aschenbecher aus.
Halbwegs beruhigt wandte er sich erneut dem Hörer zu. »Na sehen Sie, Herr
Bürgermeister. Das sollen Sie auch nicht bereuen. Ein nicht unwesentlicher
Anteil meines Ölimports und der Lagerhallen wird Ihnen sicher sein. Ich glaube
jetzt fest daran, dass alles klappen wird. Die Zusagen von Shan-Ucci und der
Deutschen Kreditbank habe ich auch schon.« Er suchte sich eine neue Zigarre
heraus. »Sagen Sie mal, was soll jetzt noch schief gehen?«
       »Nichts, dass ich wüsste. Wenn Politik und Wirtschaft immer
so zusammenhalten würden. Ich hab Sie ja wohl von meiner Zuverlässigkeit überzeugt.«
Er wartete einige Sekunden. »Da wäre jedoch eine Bitte in eigener Sache. Sie
verfügen doch über ausgezeichnete Beziehungen zu der United Oil?«
       Auf der anderen Seite entstand eine kleine Pause. Doch dann
ertönte es wieder energisch: »Mehr als das, Bürgermeister. Wir sind sozusagen
ein- und derselbe Kopf.« Selbstherrlich zog er den würzigen Rauch der neuen
Zigarre ein.
       »Das triffst sich gut«, erwiderte Posikol einwenig
ungeschickt und hätte sich am liebsten auf die Lippen gebissen. »Ich meine,
dieser Umstand könnte uns noch einmal von Nutzen sein. Wissen Sie zufällig,
inwieweit die internationalen Frachtbestimmungen auf die See - und Flughäfen
begrenzt sind,

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