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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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einer Baugesellschaft stand. Hier sollten nicht nur Hotels, sondern
auch Läden, Straßen und ein gewaltiger Freizeitpark errichtet werden. Versorgt
von einem eigenen Wasserstoffkraftwerk.
        John hatte augenblicklich erkannt, welche übergeordneten
Interessen hinter diesem geschäftigen Treiben standen. Die Gegend bot
normalerweise für eine dermaßen breite Touristenplanung keinen Reiz. Eine solch
lockende Perspektive musste erst geschaffen werden, und für ihn lag das ‚Wie’
auf der Hand. Zumal er erfuhr, in welcher Hektik und mit welchen Mitteln die Beschaffung
der Grundstücke vonstattengegangen war.
       Er fragte sich nur, wer hinter diesen Plänen stand. Und wo
das Loch im Senat oder in den wissenschaftlichen Gremien war, das das
außerordentlich streng gehütete Geheimnis des Standorts der Pflanze preisgegeben
hatte.
       Wütend schnaubte er durch die Nase. ‚Mit welchen Mitteln wurde
hier gearbeitet?’ ging es ihm durch den Kopf. ‚Wer kann ein solches Interesse
haben, die Sensation der Chemopflanze und einer möglicherweise überlebenden
Fauna derart ausschlachten zu wollen, indem er eine Art Weggebühr erhob?’
       ‚Vor allem aber’, dachte er, ‚vor allem haben wir jetzt ein
Problem: unsere gesamte Expedition wird in Frage gestellt! Wie sollen wir nun
die genaue Fundstelle lokalisieren können? Geschweige denn, dass es uns
gelingt, überhaupt an sie heranzukommen.’
       Er hatte mit einem Interessenvertreter der Agentur
gesprochen, die offiziell vor diesem Geschäft stand. Die wahren Hintermänner
hatte er weder zu Gesicht bekommen noch ihre Namen erfahren. Der Angestellte
der beauftragten Maklerfirma enthüllte ihm nur, dass es ihnen nicht gestattet
war, das Baugelände zu betreten. Lediglich durch eine noch zu benennende Abgabe
würde ihnen eine Art Anmietung erlaubt. Für John schien dieser Umstand äußerst widersinnig
zu sein, da die Gegenseite ohne Pflanze auch kein Geschäft machen konnte. Doch
ihr Vertreter konnte plausibel darlegen, dass das Interesse der Santoganer
sicherlich höher zu bewerten war, als ein ständiger Tribut, den sie für die
Benutzung des Geländes zu entrichten hatten.
       In diesem Augenblick hörte er den Sprecher des
internationalen Luftschiffhafens seinen Flug ausrufen. Rasch erhob er sich und
marschierte auf die Personenkontrolle zu. Verbissen ließ er die Prozedur der
Radarabtastung und des Laserdetektors über sich ergehen. Denn ihm war noch ein
anderer Umstand eröffnet worden. Nicht nur für die Benutzung der Oberfläche des
Grundstückes sollten sie bezahlen, sondern auch für dessen unterirdisches
Begehen.
       Er fragte sich, wie man nur so gewissenlos die Not anderer
ausnutzen konnte, um sich zu bereichern. Sie waren ja nicht einmal die
ursprünglichen Besitzer des Landes, sondern hatten es allein aus Gewinnsucht
und Spekulation mit dem Elend der Santoganer erworben.
       Denn sie hatten sich bis zu einer Tiefe von zehn Metern das
gesamte Bodenrecht gepachtet. Damit konnten die Techniker der Expedition,
selbst wenn sie die Fundstelle entdeckt hätten, auch nicht ohne Durchdringung
dieses Teils des Terrains dem Lauf folgen, den die Pflanze in ihrer Jahrmillionen
alten Geschichte durch die Schächte der Erdkruste genommen hatte.
       Verzweifelt überlegte er im Flugzeug, das er wenig später
bestieg, ob es Möglichkeiten der Umgehung des Geländes gäbe. ‚Sicherlich bestand
die Chance, den Fundort auch ohne direkte Berührung zu lokalisieren. Aber wie
konnten sie in die unterirdischen Gänge von außen eindringen, ohne deren
10-Meter-Terrain oder andere Baugesetze zu verletzen?’
       Auf dem relativ kurzen Flug fiel ihm keine Möglichkeit ein,
die Vorschriften der Bodennutzung zu umgehen. Selbst wenn sie von außerhalb des
Geländes einen senkrechten Stollen in einen der verschütteten Höhlenschächte
treiben würden, dürften sie das nicht tiefer als zehn Meter tun. Denn eine
zusätzliche Bohrung darüber hinaus war grundsätzlich nicht erlaubt, da für Sumpfland
diesbezüglich keine Extragenehmigungen ausgeteilt wurden.
       In einen natürlichen Schacht zu gehen und ihn auszubauen
beziehungsweise zu festigen, war etwas anderes, da er bereits in seinem Grunde
vorhanden und in der morastigen Natur eingefügt war. Einen künstlichen Stollen
daneben jedoch errichten zu wollen, bedeutete, dass sie zunächst monatelange
Studien darüber hätten erstellen müssen, wie dem Boden das Wasser ohne Verlust
seiner Nährsalze, ohne

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