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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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Einsturzgefahr benachbarter Schichten und ohne die Zerstörung
des floramäßigen Luft-Boden-Kreislaufs entzogen werden konnte. Die Entwässerungsarbeiten
selbst wären mit hohen Kosten verbunden und hätten in mehr als einem halben
Jahr in akribischer Kleinarbeit durchgezogen werden müssen - immer unter dem Bedacht,
die von dem Moorland abhängige Flora und Fauna nicht zu vernichten.
       Als er in Berlin landete, stieg er ziemlich hoffnungslos und
deprimiert aus dem Flugzeug. Er konnte nur darauf bauen, dass Professor Erskin
und die anderen ermutigendere Gedanken hatten als er. Eine Lösung, wenn auch
nur die Hoffnung einer Idee, war bereits mehr, als er sich im Augenblick
überhaupt vorstellen konnte.
       Am Ausgang des Flughafens rief er sich von einer Telefonzelle
aus ein Taxi zur Rampe seines Wartesteigs. Beim Hinausgehen wäre er fast mit einem
Santoganer zusammengestoßen, der aus der anderen Richtung kommend,
augenscheinlich einen Bekannten grüßen wollte, der sich neben der Telefonzelle
aufhielt. Hastig entschuldigte sich John bei ihm und schritt, den Vorfall
sogleich vergessend, zum Gleiterstand der Taxis weiter.
       San-Fo-Lo aber stockte für einen Moment, da er sich des Anderen
erinnerte. Er wusste von John Cavanac als einen der Wissenschaftler, die mit
ihm von Santoga zur Erde zurückgefahren waren. Sogleich teilte er dem anderen,
den er jetzt traf, seine Beobachtung mit, doch Kortgens nickte nur. Er hatte
selbst den Astronauten erkannt und sich gefragt, was diesen in eine derart
offensichtlichen Nervosität versetzt haben mochte.
       John war sich nicht der neugierigen Blicke bewusst, die
verfolgten, wie er in das Taxi stieg und den Weg zur Stadtmitte nahm. Innerlich
deprimiert, bereitete er sich auf eine wahrscheinlich ausweglose Diskussion
vor. Es beschämte ihn zudem, den Santoganern offenbaren zu müssen, dass sie für
die Auffindung der Positronen nun doch einen überhöhten Preis zu zahlen hatten.
       Im Zimmer von Erskin, das in einem Seitenflügel des Instituts
für Paläontologie lag, empfing ihn der alte Professor und hörte sich noch
einmal den traurigen und zugleich wütenden Bericht seines Mitarbeiters an. Doch
mit der Herzensgüte eines erfahrenen Greises, der bereits mehr Demütigungen zu
erleiden hatte, als ihm selbst lieb gewesen, aber dennoch immer wieder aus dem
Schattendasein der Schmach in das Licht des Sieges hinausgetreten war, umfasste
er ihn und ließ ihn sich erst einmal ausschimpfen.
       Nachdem er sicher war, dass der junge Wissenschaftler seinen
Groll einwenig überwunden hatte und nicht mehr in seinen unheilvollen Jähzorn
auszubrechen drohte, eröffnete er ihm die Lösungsalternativen, die sich seine
Mitarbeiter der Universität und speziell des Projektes überlegt hatten, um doch
noch zu den Schächten gelangen zu können.
       »Wissen Sie, John«, sagte der Professor, »es gibt, soweit wir
es uns vorstellen können, wahrscheinlich nur zwei, wenn auch geringe
Möglichkeiten. Alles andere, sich zum Beispiel auf gerichtlichem Wege aus
übergeordnetem Interesse das Begehungsrecht zu erstreiten, kann nämlich Jahre
dauern.« Er hob seinen grauhaarigen, schweren Kopf und sah den jungen Paläontologen
aus etwas triefligen Bernhardineraugen mild an.
       »Die eine ist, wir haben einfach das übergroße Glück, dass
außerhalb des Geländes des Unternehmens die unterirdische Moräne noch zu orten
ist. Das wäre gar nicht mal so ungewöhnlich, da die einstürzenden Geosynklinalen
sicherlich ein verzweigtes System von Gängen und Höhlen hervorgebracht haben mussten,
die sich nicht alle gleichermaßen nach unten zu erstrecken brauchten.« Er holte
sich einen Schreiber. »Sagen Sie, wie lang zieht sich die dortige Mulde hin?
Konnten Sie das unter den gegebenen Umständen errechnen?«
       John Cavanac runzelte die Stirn. »Sicherlich fünf Kilometer,
soweit es den eingestürzten Schacht betrifft. Jedenfalls nirgends breiter als
einen halben Kilometer.« Er zögerte bei den nächsten Worten. »Wir sind uns aber
noch nicht ganz im Klaren, denn die damalige Vertiefung ist heute vollkommen abgedeckt
und hat sich im Laufe der Zeit auch erheblich geostatisch verändert.«
       »Ich verstehe.« Der Professor biss auf den Kugelschreiber.
Glück war nicht auszurechnen. »Wir müssen halt sehen, wieweit sich der
unterirdische Verlauf der Höhlen erstreckt und fortsetzt.« Er machte einige Notizen,
die John ihm über die bislang geführten Berechnungen und amtlichen

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