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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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steht uns noch was bevor?’ Er konnte nur hoffen, dass ihnen nicht mehr
allzu viele Schwierigkeiten gemacht werden würden, denn in zwei Tagen wollten
sie aufbrechen, sich zu den Gängen der archaischen Pflanze vorzuwagen.
       Nachdem der Bürgermeister auf seine Weise sämtliche
administrative Hindernisse aus dem Wege geschaffen hatte, war es tatsächlich gelungen,
die unterirdische Geosynklinale ausfindig zu machen. Und das Glück wollte es, dass
sie nicht zu tief lag. So konnte sofort mit der Ausschachtung des
Amphibienteiches ohne vorherige monatelange, bürokratische Verhandlungen begonnen
werden.
       Nachdenklich hörte Steff zu, wie Meika und Mata-Hele
miteinander sprachen. »Glaub aber nun bitte nicht, dass wir alle so sind«,
sagte Meika gerade. »Es gibt gute und schlechte Menschen, wobei die Reichen und
die Mächtigen aber immer ein bisschen schlechter sind, als die Armen und Besitzlosen.
Und trotzdem wollen alle weiter ganz schrecklich reich werden. Ist das nicht
komisch?«
       Mata-Hele lächelte. »Wieder so ein merkwürdiger Zwiespalt bei
den Menschen.« Und sichtlich ernsthafter fügte er hinzu: »Aber eins kann ich
dir im Namen meiner Rasse versprechen, Meika. Wir wollen lernen, euch zu
verstehen, und nie mehr soll es derartige Missverständnisse zwischen uns
geben.« Er zeigte über die Stadt, die nun im Rot des Abendhimmels ihre Lichter
entfachte. »So wie der Rat beschlossen hat, alle Frauen der Erde als gleichberechtigt
zu behandeln und ihnen sein Vertrauen zu schenken, so wird er auch daran gehen,
es euren Wirtschaftsleuten und Politikern gleichermaßen zu entziehen.«
       Bei den letzten Worten lachte er jedoch auf. Er war sich wohl
doch bewusst, dass das eine nicht ohne das andere ging. Eben der Zusammenhang
des Kosmos.
     
     
     
     
    Sie standen in der ersten von sechs Höhlen, die sich in alle
Richtungen vornan erschlossen. Schräg über ihnen mündeten drei schmale, in
ihrem Umfang etwa einen Meter messende Gänge in einer mächtigen Aufwölbung, die
allerdings zu flach war, als dass sie den Wissenschaftlern als Aufnahmequartier
dienen konnte. Zumal sie äußerst glitschig und ihre bleichen Wände von grünem,
dunklem Moos bewachsen waren. Auf derselben Ebene zur linken hin erstreckte
sich ein kleines Verließ, dessen Eingang aber zu eng war, dass ihn ein
ausgewachsener Mensch betreten konnte. Die Wissenschaftler leuchteten mit einer
Stablampe hinein und stellten fest, dass sich der Gang dort in einer Sackgasse
verlor. Deshalb beschlossen sie, geradeaus weiterzumarschieren.
       Sie fühlten sich noch frisch, nachdem sie alle erst vor einer
Stunde durch den künstlichen Schacht gekommen waren. Mit einem Seilzug, an dem
ein bequemer Sitz befestigt worden war, hatten sie die Techniker herabgelassen.
Proviant, Handwerkszeug, Messgeräte und aufblasbare Zelte waren ihnen gefolgt
und danach auf den Rücken der Expeditionsmitglieder gebürdet worden.
       Die Santoganer, die sich an dieser Exkursion beteiligten,
führten in eigener Regie ihre Ausrüstung mit, die speziell für die Erkundung
der Positronenemissionen und der Pflanze konstruiert war. Gerade in ihrer den
Menschen überlegenen Technik bestand die Chance, die bi-3 Teilchen rechtzeitig
zu erkennen und einer Gefährdung menschlichen Lebens durch das Anziehen eines
Schutzanzuges vorzubeugen.
       Dieser selbst bestand aus einer einteiligen Kunststoffsynthese
und lag gleich obenauf, quasi über den Rucksack gebreitet. Sein Kragen konnte
mit einem Sauerstoffhelm verbunden werden. Er war luftdicht abgeschlossen und
schmiegte sich hauteng um die Körper der Wissenschaftler. Allerdings konnte er
nur als Schutz gegen die Positronen benutzt werden und galt nicht auch schon
als solcher gegen die Kälte oder ein besonderes Druckverhältnis. Lediglich vor
der hohen Hitze, die in den tieferen Regionen zu erwarten war, schirmte eine
Flüssigkeitsfolie, die zwischen seinen Isolationsschichten geklebt war.
       Dieser Anzug war eigens von den Santoganern für die
Expedition entworfen und in Windeseile nach den Körpermaßen der Beteiligten geschneidert
worden. Die Außerirdischen selbst benötigten keine besonderen Schutzvorrichtungen
außer einen ominösen Behälter, der ihre spezielle Nahrung von fremden Bakterien
und der Feuchtigkeit der oberen Schächte abhielt. Die Hitze selbst oder gar die
weiter unten eventuell zu erwartenden Schwefelausdünstungen magmahaltiger
Vulkane würden sie kaum stören, da ihre silikonartige Epidermis vor

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