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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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undenkbar wäre. Zumal wies die Kondensation von Wasser weiterhin auf
eine Verbindung mit der Außenwelt hin.
       Allein oder in Zweierreihen schritten sie voran, wobei sich
der Boden unter ihren Füßen unmerklich senkte. Sie stellten fest, dass sie
bislang fast ausschließlich geradeaus gegangen waren, da die vom Hauptgang abbiegenden
Flure nur kurz waren und oftmals als Sackgasse endeten. Viele der uralten Gänge
waren auch verschüttet oder die Decke war eingestürzt, so dass sie keine
Möglichkeit fanden, diese Wege weiter zu verfolgen.
       John meinte, dass sie sich noch in der damaligen, jahrmillionen
alten Geosynklinale befanden, derem kilometerweiten Verlauf sie nun folgten.
Fast schnurgerade, nur bisweilen von einer Verschüttung oder einem riesigen Vorsprung
versperrt, verlief der Pfad, auf dem sie glaubten, der Pflanze zu folgen. Denn
bislang waren sie nur auf Vermutungen angewiesen, da sich noch keine Spuren
vormaligen Lebens zeigten.
       Der Biologe und die Französin, eine Philanthropin und
Altertumsforscherin, die sich auf die Erkennung urmenschlicher Zivilisation
spezialisiert hatte, beobachteten jede Spur, die sich in den Spalten und
Schatten der Felsen abzeichnete und gingen jedem Hinweis auf eine ehemalige
Pflanzenkultur nach. Doch bislang bemühten sie sich vergebens. Die Analysen der
Kondensation und der sich auf dem Boden in winzigen Mulden fangenden Tropfen
bestätigten lediglich die kristallklare Reinheit des Wassers. Und die
Stichproben, die sie von den Algen und Flechten an den Wänden nahmen, erwiesen
sich als untauglich hinsichtlich ihres Vorhabens.
       Inzwischen hatten sich die Gänge merklich verflacht, obwohl
sie sich in ihrer Länge unverändert dehnten. Für die Menschen begann somit eine
Wegstrecke qualvollen, gebückten Gehens, eine Tortur für ihre Wirbelsäule und
der diese Haltung nicht gewohnten Bänder.
       Die Santoganer hingegen blieben von dieser Behinderung
weitgehend verschont, da sie im Durchschnitt um 30 Zentimeter kleiner waren.
Außerdem gelang es ihnen aufgrund ihrer wendigeren Hälse, die sich um die
eigene Achse drehen konnten, gefährlichen Vorsprüngen oder von der Decke spitz
herunterhängenden Stalaktiten auszuweichen.
       Nachdem sie eine beträchtliche Strecke zurückgelegt hatten,
vernahmen sie plötzlich das leise Murmeln eines Baches. Verwundert schauten sie
sich um und gewahrten in einem der abzweigenden Seitengänge eine kleine Quelle,
deren dünnes Rinnsal dahinfloss und plötzlich in einer Felsspalte verschwand.
Sie musste ihren Weg von oberhalb, von irgendeiner Anhöhe aus genommen haben
und hatte nun begonnen, in die unteren Schichten der Erdkruste zu fließen, sich
dort in den Steinesfalten zu verteilen oder in weichere Sandschichten zu
versickern.
       Jetzt konnte Dr. Magnussen auch erklären, durch welche
Öffnungen, Nuten des Gesteins und zunächst nur leichte Auflockerungen des
Erdreiches der geringfügige Luftaustausch vonstattenging. Denn mit dem Wasser gelangten
auch zahllose Mineralien in die unterirdischen Höhlen, und mit ihnen kam der
Sauerstoff.
       Allein die Positronenzähler der santoganischen Maschinen
maßen weiterhin keinen Auswurf, und auch ihre anderen Sensoren wiesen kein
Leben aus, das sich wie die Menschen mit dem Gas des Sauerstoffs versorgte.
Auch die diversen Detektoren, die jede Wärmebewegung der nächsten Umgebung
wahrnehmen konnten, zeigten keinerlei Fremdkörper an. Es schien, als ob sie
sich dem Leben eher weiter entfernten und sich selbst von dessen erhaltenden
Bedingungen abschnitten.
       Mittlerweile hatten sie bereits einmal für mehrere Stunden
campiert und gerastet. Die Santoganer arbeiteten derweil an ihren komplizierten
Apparaturen, um deren Empfindlichkeit auf das leicht veränderte Ambiente
einzustellen. Die Menschen hingegen fanden nach den Anstrengungen des langen
Fußmarsches im Schlaf eine ersehnte Erquickung. Während die Außerirdischen,
denen ein wie auch immer begrenzter Ohnmachtszustand in jeder Hinsicht fremd
war, sich leise über die kommenden Aufgaben ihrer Reise unterhielten, dämmerten
die Menschen in einem dumpfen, aber für ihr seelisches und körperliches Befinden
erholsamen Traumzustand dahin.
       Nicht zum ersten Mal dachte Mata-Hele dabei über die ihm erst
kürzlich eröffnete Beziehung der Menschen zum Mond nach, die sie Somnambulismus
nannten, und die sie ganz besonders während ihres Schlafes zu spüren glaubten.
       »Seid ihr wirklich überzeugt«, fragte er

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