Amarilis (German Edition)
den Arm
wieder heben. Verzweifelt biss er die Zähne aufeinander und schleppte sich über
das Gras.
Inzwischen war San-Fo-Lo aus dem Blockhaus gerannt und strich
suchend am Rand des dichten Unterholzes entlang. Sokuk konnte sich lediglich
auf den Boden werfen und sich fest ins kniehohe Gras pressen. Aus den Augenwinkeln
verfolgte er die Bewegungen des anderen.
Dieser schien ihn noch nicht entdeckt zu haben, war aber
aufgrund seiner durch die Baumstämme geschützten Position im Vorteil. Langsam
näherte er sich ihm.
Als der Santoganer nur noch fünf Meter von ihm entfernt war,
warf sich Sokuk in die Luft und schnellte in hohem Bogen über das Gras.
Sogleich richtete sich der andere auf und feuerte auf die Stelle, an der er
gerade noch den Körper des Menschen gesehen hatte. Doch Sokuk hatte sich bereits
weiter abgerollt und zielte nun auf den Außerirdischen, der noch immer aufrecht
in der Lichtung stand.
Mit leichtem Durchdruck des Anschlages holte er ihn von den
Beinen. Als sein Mündungsfeuer erloschen war, lag der Santoganer mit zerteilten
Oberschenkeln im Rasen. Hinter ihm glühten Baumstümpfe in einer meterlangen
Schneise.
Bevor sich der Santoganer erholen konnte, eilte Sokuk auf ihn
zu und feuerte den Rest seiner schaftartigen Hülse auf den am Boden Liegenden
ab. Dann vergewisserte er sich dessen Todes und ging zurück zum Blockhaus.
Als er sah, dass der Professor unverletzt geblieben war,
schaute er sich ein letztes Mal eilig um und humpelte durch die dichten Tannen
in den Wald hinein. Nicht nur, dass er bald das Auftauchen von Steff Maiger und
der Polizei erwartete. Er war sich bewusst, dass die Aktion der letzten Minuten
auch die umliegenden Anwohner und eventuell Spaziergänger aufmerksam gemacht
hatte.
Aber er wusste jetzt, dass sein Werk weitgehend erledigt war.
Rigel II war vernichtet und damit die letzte Gefahr, die dem Abkommen der Menschen
und Santoganer drohen konnte. Vorsichtig seinen Weg suchend, machte er sich
davon. Der Rest war die Arbeit der Polizei. Beruhigt konnte er sich endlich aus
dem Blickpunkt ziehen.
Nicht lange danach war die Luft erfüllt vom Motorengeräusch
der Helikopter. Alarmsirenen dröhnten und blinkten über den Bäumen, und von
unten kamen mehrere Polizeifahrzeuge durch den Waldweg gefahren. Rasch entdeckten
sie die einsame Blockhütte und befreiten den Professor aus seiner misslichen Lage.
Noch voll der Panik hockte dieser wie ein Häuflein Elend auf
seinem Stuhl, fast unbeweglich und mit geweiteten Augen. Vor ihm hatte sich ein
Blutbad ereignet, dessen Verlauf er nur wie durch einen Nebel wahrgenommen
hatte. Schreckensbleich hatte er zusehen müssen, wie Kortgens innerlich
verbrannte, und wie sich dann die tödliche Waffe auf ihn selbst gerichtet
hatte.
Immer noch an allen Gliedern zitternd, schleppte er sich, von
hilfreichen Händen gestützt, nach draußen und fand einen ruhigen Platz in einem
der Sanitärwagen. Dort wurde ihm zunächst eine Erfrischungstablette gegeben, sodass
er sich zusehends fing.
Auch Steff, Meika und Mata-Hele waren dabei. Sie hatten
sogleich, nachdem sie das Telex von Sokuk erhalten hatten, die Polizei benachrichtigt
und waren dann von einem Polizeigleiter auf dem Dach abgeholt worden.
Mata-Hele und Meika hatten sich an diesem Tag zum ersten Mal
getroffen, und es zeigte sich, dass sie sogleich gut miteinander auskamen.
Meika war zwar immer noch mit einer gehörigen Portion Skepsis zur Verabredung
gekommen, doch der aufrichtige Eindruck, den der Santoganer auf sie machte, die
ehrlichen Augen und die direkte Art, die kaum einer Lüge oder Intrige fähig
war, hatte sie alsbald für ihn eingenommen.
Sie hütete sich zwar davor, diesen anfänglichen Eindruck auf
alle Santoganer sogleich zu verallgemeinern, doch ihr wurde zusehends klarer, dass
die Hemmschwelle für beide mit wachsendem Vertrauen überwunden werden konnte.
Mata-Hele gestand ihr dabei, dass er sich bei der Entdeckung der menschlichen
Seele wie ein Pionier vorkam, der erst die Blockade einer Straßensperre
überwinden mußte, um den dahinter leuchtenden Pfad zu erkennen.
So fühlten sie sich gar in ihrem Gespräch einwenig gestört,
als der Telex in Steffs Zimmer zu klingeln begann und es diesem über einen
Piepton mitteilte. Schnell ließ er sich den Text an sein Mobile mailen. Dieses
war eine perfekte Weiterentwicklung aus Telefon, Fax, Fernseher und
DVD-Rekorder. Doch nachdem sie sich über den Inhalt
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