Amarilis (German Edition)
dem Unbill
der Schmelzung weitgehend gefeit war.
Von den Menschen dabei waren neben John Cavanac, Steff Maiger
und Maurin O'Hara ein weiterer Techniker, der Statikingenieur Philipp Magnussen,
der die unterirdischen Gänge auf ihre Einsturzgefahr und Stabilität abzusichern
hatte.
Weiter begleitete die Gruppe ein Biologe, der sich für die
Kontrolle des Luftgemisches und die rechtzeitige Erkennung schädlicher Gase
verantwortlich zeigte und Claudine Duvier, eine Frau, die die Aufgabe erhielt,
nach Spuren fremdartigen Lebens zu suchen und bei einer möglichen Begegnung
oder auch nur der Entdeckung von Hinweisen eine Analyse beziehungsweise eine
Kommunikation herzustellen.
Auf Seiten der Santoganer, von denen einer Mata-Hele war, der
als Paläontologe bereits mit Steff und John eng zusammen arbeitete, begleitete
die Expedition auch Merin-Hellse und Korn-Ralda, die sich für die Auffindung
der Positronen und der Chemopflanze verantwortlich zeigten. Außerdem hielten
sie mittels ihres kurzwelligen Interferenzfunks die Verbindung zur Außenstelle
der Zentrale aufrecht.
Langsam gingen sie nun in den sich Dunkel vor ihnen
erstreckenden Höhlengang hinein und prüften vorsichtig den etwas
geröllbeschütteten Untergrund und die farblosen, spröden Wände. Bislang hatten
sie keine nennenswerten Schwierigkeiten vorgefunden, die sie zu einem Anhalten
zwangen. Selbst das Eintauchen in den Schacht war nach Plan verlaufen.
Lediglich beim Transport der Santoganer hatte es ein geringfügiges Problem
gegeben, da deren breite Hüftgelenke und rollartige Miniskusbecken nicht für
die Beförderung in einem menschlichen Sitz geschaffen waren. Doch mit einer speziellen
Trageschlaufe konnten mehrere Bretter zwischen ihren Armen verbunden werden,
die an langen Gurten über ihrem Kopf verknüpft wurden und sie wie in einem Lift
beförderten.
Auch das Ausheben der riesigen Grube zuvor, die danach zu
einem See umfunktioniert werden sollte, hatte keine Probleme bereitet. Fachgerecht
wurde der Boden aufgesprengt, und die Erde von einem Schaufelbagger ausgehoben.
Dann entlud ein Großraumfrachtschiff der United Oil einen mächtigen Bohrkran,
der in acht Meter Tiefe auf das von oben durch das Ultraviolettradar der
Santoganer geortete Höhlenlabyrinth stieß.
Mit demselben Transportschiff waren auch die Wissenschaftler
zur Bohrstelle gelangt, deren Eingangsschacht mit einer Betonwand ausgegossen
und mit stabilen Stahlbalken abgedeckt wurde. Von einer herunterfahrbaren
Laderampe waren sie dann aus dem Bauch des Schiffes gestiegen und hatten sich
ein letztes Mal von Erskin und Ambros, die erneut zurückbleiben mussten,
Instruktionen geben lassen und sich verabschiedet.
Nachdem sie nun mit der Umgebung der ersten Höhlen vertraut waren,
schritten sie kräftig aus. Dieser Zugang zu einem anscheinend sehr großräumigen
System von Grotten und Gängen war bisland nicht entdeckt worden, weil er erst
7½ Meter unter dem festen Erdboden begann. Über ihnen bestand die Landschaft
lediglich aus Feldern und einem riesigen Kartoffelacker. Hier unten ließ nichts
mehr auf die bäuerliche Umgebung ihrer heutigen Zivilisation schließen.
Vor ihnen kreuzten sich vier weitere Schächte, die rechts und
links abzweigten bis auf einen, der sich direkt vor ihnen zu einer größeren
Grotte ausbreitete. Von ihrer Decke hingen schmale, längliche Stalaktiten,
deren Spitzen im Licht ihrer Lampen feucht glänzten. Ab und zu tropfte es von
oben auf den etwas glitschigen Boden herunter. Aber sie hatten alle festes
Schuhwerk an, deren Kunststoffsohlen rutschfest und nässeabstoßend waren.
In der hallenartigen Erweiterung vermochten sie jedoch nichts
festzustellen, das auf den ehemaligen Weg der Pflanze hinwies. Etwa einen Meter
über ihnen schlossen sich die Wände in der Unberührtheit ewiger Finsternis
zusammen. Nicht einmal Fledermäuse oder kleine Echsen hatten hier einen
Unterschlupf gefunden, weil die Schächte von jeglicher Außenwelt abgeschnitten
waren.
Nirgends gab es einen natürlichen Eingang oder auch nur ein
Loch, in das sich ein Getier bis zu diesen Tiefen verirren konnte. Die feuchte,
nur annähernd noch ausreichend Sauerstoff aufweisende Luft wurde von keinem
Windhauch bewegt. Die dünne, aber stickige Atmosphäre musste dennoch aus dem
Erdreich der oberen Schichten versorgt werden, da Dr. Magnussen einen geringen,
aber beständigen Austausch feststellte, ohne den die später freie Atmung der
Menschen
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