Amarilis (German Edition)
im Klaren waren, hinderte
sie nichts mehr, umgehend zu handeln. Dabei merkte Meika, wie der Santoganer sogleich
bestrebt war, der Brisanz der Situation eine ruhige, aber dennoch antreibende
Note zu verleihen.
Gespannt hörten nun alle drei mit zu, wie der Professor
zuerst stockend, dann aber immer freier den Hergang zu schildern begann. Dabei
stellte sich heraus, dass ihm während der Zeit vom Konzernboss ständig ein
Sedativum gespritzt worden war, welches weitgehend seine Sprach- und
Denkfähigkeit gehemmt hatte, so dass selbst Kortgens nichts von ihm erfahren
konnte. Erst durch die ihm von den Ärzten verabreichten Gegenmittel ließ es in
seiner Wirkung nach.
Als er dabei war, über die Schüsse zu berichten, die sich aus
dem rückwärtigen Fenster gelöst hatten, schauten sich alle fragend an. Erst mit
der Zeit fielen dem alten Mann weitere Einzelheiten ein, und er gab, soviel er wusste,
zu Protokoll.
Als er dabei war, das Geschehen, das sich nach dem Tod von
Dr. Kortgens vor der Hütte abgespielt hatte, zu schildern, horchte Steff auf.
Giacomo beschrieb nämlich einen Mann mittleren Alters mit rundem, teigigen
Gesicht, dessen abstehende Ohren ihm aufgefallen waren. Dieser hatte dann den
dritten Santoganer in einer waghalsigen Aktion erledigt. Danach hatte ihn der Professor
nicht mehr gesehen.
Steff überlegte, ob er die Beteiligung Sokuks ans Licht
bringen sollte, aber dann entschied er sich dagegen. Er wusste nicht, was
dieser noch vorhatte, und er wollte ihm nichts in den Weg stellen. Ihm war
klar, dass der drahtige, etwas untersetzte Mann wichtiger war, wenn ihm seine
Entscheidungen und Vorgehensweisen selbst überlassen wurden. Sokuk hatte sich
einmal verrannt und sich von anderen benutzen lassen. Er war einer irrealistischen
Theorie nachgehangen, bis sie ihn fast selbst umbrachte. Noch einmal würde er
keinem Vertrauen und sich auch an keinen binden. Sokuk sollte endlich frei
sein, und Steff hoffte, dass der ihm zum Schluss nicht unsympathische
Sonderling letztlich seinen inneren Frieden finden konnte.
In diesem Augenblick stieß ihn Mata-Hele von der Seite an und
machte ihn auf die letzten Worte des Professors aufmerksam. Dieser berichtete
gerade von dem, was der Konzernboss in keiner Phase versäumt hatte, immer
wieder zu erwähnen: von den Positronen.
Dabei klappte dem Santoganer der Kiefer vor Enttäuschung auf,
als er erfuhr, dass Giacomo gar nicht in der Lage war, die bi-3 Teilchen herzustellen.
So etwas hatte er auch nie gesagt und dem Industriellen in dieser Hinsicht
niemals Hoffnung gemacht. Der andere wollte jedoch partout, dass der Professor
kein Wort über die Möglichkeit der direkten Positronenherstellung verlauten
ließ und sperrte ihn, als er sich weigerte, die Wahrheit zu verheimlichen, in
der Hütte ein.
In dieser Angelegenheit konnte der Professor lediglich bestätigen,
dass es ihm gelungen war, unter den Bedingungen der irdischen Gravitation Bestandteile
der bi-3 Positronen herzustellen, wobei die Negativbindung der Antimesonen
aufgehoben wurde. Eine weitere Annäherung war jedoch nur aus einem bestimmten
Aggregatzustand des flüssigen Plasmas möglich, welches nur auf Santoga
existierte. Weitere dahingehende Forschungen waren wegen seiner Gefangennahme
abgebrochen worden.
Als herausgekommen war, dass der Konzernboss und der
verstorbene Dr. Kortgens ihn gekidnappt hatten, wurde eine internationale
Fahndung nach dem Industriellen angelegt. Es zeigte sich, dass die kleine Waldhütte
seiner Frau, einer gewissen Gesine Schulze, gehörte. Doch alsbald stellte sich
heraus, dass Schulze nicht mehr in seinem Hause anzutreffen war und bereits
unter falschem Namen das Land verlassen hatte.
Ferner hinterließ er ein Bankkonto, auf dem am vorherigen Tag
gerade 150 Milliarden Euromark von der Deutschen Handelsbank GmbH überwiesen
worden war. Der aktuelle Kontostand differierte allerdings nicht wesentlich mit
dem, der vor dieser Transaktion bestanden hatte.
Kopfschüttelnd musste die Polizei zunächst die Flucht des
Konzernbosses hinnehmen. Der alte Professor wünschte ihn, sichtlich erregt, in
die Wüste, wobei er sich in seinen Schimpftiraden nicht einmal den schlechtesten
Ort ausgesucht hatte, der dem Mann mit der Zigarre und den 150 Milliarden noch
blieb, sich zu verstecken.
Steff, Meika und Mata-Hele gingen zurück zum Gleiter, der sie
hergebracht hatte. ‚Sind jetzt alle Hindernisse überwunden’, fragte sich Steff,
‚oder
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