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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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nennen, überlebten. Weiter pflegte er seine Eier im trockenen
Sand knapp oberhalb der Wassergrenze zu legen, wo die Temperatur konstant und
wegen der Sonneneinwirkung auch hoch war. Dieser Umstand führte bei dem
ständigen Wechsel der damaligen Zeit von Transgression und Regression zu einer
oftmaligen Überflutung und damit zu einer Zerstörung der Nachkommenschaft.
Hinzu kam, dass sich nicht nur durch die Kälte, sondern durch die Veränderung
des Wasserspiegels auch die für sie wichtige Pflanzenwelt reduzierte.«
       Die durch die Fenster blinkende Abendsonne blendete Steff,
und er versuchte, seine Position einwenig zu ändern. Dabei erfasste er in den Augenwinkeln
ein erneutes Aufblitzen wie von Eisen, machte sich aber keine weiteren
Gedanken, um nicht den Faden zu verlieren.
       »Andere Reptilien wie die Champosaurier fraßen Laub, das es überall
in rauen Mengen gab. Zusätzlich hatten sie lange Arme, mit denen sie sich zu
einer Höhe aufrichten konnten, die ihnen auch das Abpflücken von Blättern
innerhalb eines größeren Radius ermöglichte. Sie überlebten ebenso wie Echsen,
Schlangen und die bereits erwähnten Schildkröten und Krokodile, die ihre Eier,
die wesentlich härtere Schalen aufwiesen, zum einen etwas entfernter von der
Ufernähe ablegten und zum anderen vergruben, was sie kälteunempfindlicher
machte. Außerdem waren diese Tiere wegen ihrer geringeren Größe vom
Nahrungsmangel nicht so sehr betroffen und beweglicher, um dem Meer zu folgen.
Auch die Vögel der damaligen Zeit waren einfach motiler und brüteten zudem, um
die Eier warm zu halten.
       Weiteres Übel geschah den Sauriern durch die Evolution der
Blütepflanzen in der Mittelkreide, denn durch sie vermehrten sich
Schmetterlinge und Nachtfalter, deren Raupen sich ausschließlich von der Flora
ernährten. Bevor jedoch ihre Vermehrung durch die Vögel reguliert werden
konnte, traten sie in einen angesichts des Größenunterschiedes makabren, aber
gerade deswegen siegreichen Existenzkampf zu den Dinos.
       Das Aussterben der Pflanzenfresser bedingte das Aussterben
der fleischfressenden Carnotheropoden. Aber auch andere, wirbellose Meerestiere
starben als Rasse vollkommen aus. Rudisten, muschelartige Molluske, die sich zu
Korallenriffen zusammenfanden, Schnecken, Ammoniten und Belemniten, beides tintenfischartige
Mollusken, lebten im seichten Meer und hatten bei dessen Veränderung keine
Überlebungschancen. Entweder wurde ihr Habitat weit überspült oder
ausgetrocknet. Durch die Regression der Ozeane wurden zusätzlich viele Regionen
isoliert, so dass ähnliche Arten, die besser angepasst waren, nicht einwandern
und zur allgemeinen Arterhaltung beitragen konnten. Wenn bei früheren Massensterben
noch Reptil auf Reptil folgte, so waren es beim Übergang von der Kreide zum Tertiär
Säugetiere und Vögel, die die Reptilien ablösten.«
       Erneut begann Steff, in seinen Unterlagen zu blättern. »Warum
haben die Säugetiere nun überlebt, werden Sie sich fragen. Und wieso - wenn sie
sich letztlich als die Überlebensstärkeren erwiesen - haben sie nicht schon
eher dominiert? Zwei berechtigte Fragen. Nun, schauen Sie, auch während der
frühen Zeit der Dinosaurier gab es schon Säugetiere, aber aufgrund ihrer
geringen Größe und aus Achtsamkeit vor den Carnos zogen sie es vor, ihr Leben
im Unterholz und in Höhlen zu fristen und sich von Insekten zu ernähren.
Zuguterletzt spezialisierten sich diese mausgroßen Tierchen auf die delikaten
Dinoeier, was zusätzlich ein Umstand für deren Aussterben war. Doch vor allem
wegen ihrer unscheinbaren Größe, ihrer Schnelligkeit, ihrem leistungsfähigerem
Nervensystem, ihrer stärkeren Vermehrung, der Brutpflege und der besseren
Regulation ihrer Körpertemperatur überlebten sie und wurden die neuen Herren
der Welt.«
       Auf dem Baum gegenüber dem Fenster, durch das Steff ein
kurzes Aufblitzen wahrgenommen hatte, ohne es sich jedoch erklären zu können,
raschelte es in diesem Augenblick deutlich, aber nicht laut genug, um durch die
dicken Thermoglasscheiben in den Raum zu dringen. Irgendjemand prüfte inmitten
der Baumkrone die Stärke der Äste, um sich dann auf einen seinem Gewicht
entsprechenden zu setzen. Vorsichtig lugte er durch das Laub zu Steff hinüber.
       Dieser kam nun zur zentralen Frage seines Referates: »Es
stellte sich heraus, dass nur der Saurier der Pflanze in die unterirdischen
Höhlen folgte. Für viele waren die Lebensumstände derart bedrohlich geworden,

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