Amarilis (German Edition)
in
einem schwach bläulichen Schein erschöpfte.
Steff legte sein Atemgerät an. Die Mundöffnung war am Kinn
und hinter dem Kopf mit einer Haftschale befestigt und oberhalb mit einer Nasen-förmigen
Erhöhung verbunden, so dass beide Luftwege geschlossen blieben. Eine
Sprachkommunikation bestand jetzt nur noch über einen kleinen, vorn eingebauten
Filter, der die Worte gut vernehmlich durchließ.
Bevor Steff sein Zimmer verließ, prüfte er noch einmal den Verschluss
des Köfferchens, aber es war immer noch zu. ‚Eigentlich müsste es heute zu
öffnen sein, wenn Sokuk die Wahrheit gesagt hat.’ Er war sehr gespannt darauf,
was dieser ihm mitteilen wollte und beabsichtigte, die Informationen möglichst
rasch weiter zu geben, falls diese eine Bedeutung für die Menschen hatten.
Er dachte, einwenig durch den nahen Park zu gehen, um sich
die Umgebung anzuschauen und dann mit John Cavanac das Haus für exsantoganische
Kommunikation aufzusuchen, um etwas mehr über die ständig einlaufenden
Ergebnisse der bi-3-Beobachtungsstation zu erfahren.
Mit der Hand bedeckte er seine Augen, als er nach draußen
trat und in den glutroten Feuerball der santoganischen Sonne schaute. Mithilfe
der Spezialbrille war die gleißende Korona der Protuberanzen um den Stern herum
gut sichtbar. Im fernen Vakuum des Weltalls leuchteten die Eruptionen noch
Sekunden nach ihrer Entstehung.
Für ihn aber war der Kosmos nun weniger beklemmend als noch
vor einem Monat. Obwohl sich dessen Fremdartigkeit sichtlich gesteigert hatte,
gab es jetzt einen großen Unterschied: Er war ihm bereits begegnet. Er war ein
Teil von ihm geworden, und er verstand nun, dass er es auch immer bleiben
würde.
Die Sonne von Santoga zog einen tiefen Schatten, dessen
Ränder sich scharf auf dem Boden abzeichneten. Nicht nur die Luft musste im
Augenblick freier von Staubpartikeln sein, die Strahlen schienen, obwohl sie
eher seitlich kamen, auch heißer und klarer.
Da diese Region Santogas wegen der niedrig stehenden Sonne
nur einen relativ kurzen Tag hatte, beeilte sich Steff, zu John zu kommen.
Dieser wollte in der Mensa des Kommunikationshauses auf ihn warten. ‚Wahrscheinlich
aber’, dachte sich Steff, ‚war er nur scharf darauf, die einheimischen Getränke
auszuprobieren.’
Auf dem Schiff bestand für die Santoganer Alkoholverbot. Sie
hatten in dieser Beziehung eine völlig andere Einstellung als die Menschen, da
sie ihn eher als Gift und Droge ansahen und fast ausschließlich zu medizinischen
Zwecken benutzten. Eine der wenigen Ausnahmen waren ihre Sommersonnenfeste und
andere feierliche Anlässe, die mit dem Einbringen der Bodenerträge zu tun
hatten.
Besorgt schaute Steff noch einmal nach oben. Mittlerweile
hatten sich einige Wolken gebildet, und er wollte auf keinen Fall in einen Regenguss
geraten. Wie er gehört hatte, sollten diese Gewitterschauer dermaßen stark
sein, dass sich die Erde in ein einziges Schlammloch verwandeln konnte. Zudem
war der Regen schwefelhaltig, so dass er die Bildung von Säure befürchtete.
Als er dies John an der Bar der Mensa erzählte, konnte sich
dieser kaum halten vor Lachen. »Was du nicht sagst, mein lieber Steff«,
prustete er ihm entgegen und trank sein Glas leer.
»Du scheinst mir einwenig mit den hiesigen Getränken auf
Kriegsfuß zu stehen«, fiel Steff pikiert ein. »Nun sag schon, was es dabei so
zu lachen gibt.«
»Die Wolken da oben haben überhaupt nichts mit Wasser zu tun.
Tags über scheint es hier sowieso nicht zu regnen.« Er zeigte durch das geschlossene
Fenster und wies dann auf die Klima- und Luftzufuhranlage. »Aber was meinst du,
warum sie die Sauerstoffpumpe abstellen?« Wieder erschöpfte er sich in einer
Lachsalve. »Das, was du da für eine Regenwolke hältst, sind lediglich tausende
und abertausende kleiner Insekten, die in Scharen über das Land fliegen. Wie
bei uns die Heuschrecke. Die Santoganer nennen sie den Schauhereinkäfer, weil
er immer durch die Fenster oder sonst welche Öffnungen herein kommt, und dann
in solchen Massenschwärmen. Da kann man allerdings etwas Angst bekommen, wie?«
Steff sah ihn verblüfft an. »Stimmt das wirklich? Aber was
sucht er denn bei ihnen?«
Wieder musste John lachen, als er Steffs Gesichtsausdruck
sah. »Ganz einfach. Der Schauhereinkäfer wird durch die Gerüche angezogen, die
in einem Haushalt nun mal entstehen. Schweiß der Menschen, Verdunstung und
Ausscheidung der Santoganer und
Weitere Kostenlose Bücher