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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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er
sich. »Erinnern Sie sich denn nicht an Sokuks Worte? Er sagte, dass bei der
ganzen Angelegenheit etwas faul ist. Kapitän Shan-Ucci, ich bitte Sie, bleiben
Sie gelassen und fallen Sie nicht auf diese Art von Unsinn herein. Bemerken Sie
denn nicht, dass Sie von allen Seiten benutzt werden? Es tut mir wirklich leid,
sagen zu müssen: Trauen sie keinem mehr, der sie über die Positronen an etwas
binden will. Denn damit sind Sie für die Wirtschaft und auch die Politik zu
leicht erpressbar.«
       Bei den letzten Worten sprangen einige Santoganer von ihren
Sitzen und gestikulierten wild aufeinander ein. Doch erregten sie sich weniger
der Erläuterungen Steffs wegen, sondern der Wesensart der Menschen, gewissenlos
ihre Situation zu benutzen. Bislang waren sie bis auf wenige Zweifler alle der Meinung
gewesen, dass sich die Menschen als außerordentlich hilfreich erwiesen hatten.
Sie verstanden einfach nicht deren Charakterambivalenz, da sie nicht von
individuellen Persönlichkeiten auszugehen vermochten.
       Der Santoganer, dessen Leib von einem grünlichen Umhang
verhüllt war, stand erneut auf. »In diesem Zusammenhang interessiert mich noch
ein anderer Vorfall, Herr Doktor Maiger.« Er öffnete die Iris seiner Augen vollends
in Steffs Richtung. »Das Schiff meldete auch, dass auf unsere Botschaft in
Berlin ein Sprengstoffattentat von einer Frauenwehr verübt worden sei und zu
horrenden Verwüstungen der Räumlichkeiten geführt haben soll.« Er hielt den
Blick Steffs jetzt wie gebannt fest. »In welchem Zusammenhang sehen Sie den
Anschlag mit der Positronensuche, und wie erklären Sie sich die Gründe dieser Spezies?«
       Alle starrten nun zu Steff hinüber. Dieser schaute zuerst zu
Mata-Hele und ergriff auf dessen Nicken erneut das Wort. »Sie müssen sich, wenn
Sie die Hintergründe wirklich verstehen wollen, unbedingt mit der Tatsache
vertraut machen, dass es sich bei der Frauenwehr nicht um eine besondere Spezies
handelt, sondern um Menschen, wie ich es auch einer bin!« Er wartete kurz die
eher zurückhaltende Reaktion der Santoganer ab. »Sie haben sicherlich Schwierigkeiten,
eine Zweigeschlechtlichkeit zu akzeptieren, weil sie Ihnen hier bislang nur bei
nichtintelligenten Tieren vorgekommen ist. Dabei ist die Frau jedoch genauso
geschaffen und vernunftfähig wie der Mann. In der Tat ist sie sogar die
evolutionäre Voraussetzung für die Existenz der gesamten Menschheit!«
       Er war mittlerweile an den vorderen Rand der Empore
herangetreten und begann nun, den Exterranern das Wesen der Frau so gut wie
möglich zu schildern. Zunächst ihre biologischen Funktionen hinsichtlich
Zeugung und Geburt, dann deren Aufstieg in Politik und Wirtschaft. Und zuletzt ihr
gleichberechtigtes Miteinander Leben mit dem Mann. Die Santoganer lauschten
still seinen Ausführungen und schienen bemüht, den gewiss nicht zum ersten Mal
gehörten Aspekten erneut einen für sie harmonischen Sinn zu geben. »Wenn Sie
sich endlich bereitfinden würden, die Frau als gleichberechtigt zu achten, dann
würden sie auch den Anschlägen ein Ende setzen. Denn nichts anderes liegt ihnen
zugrunde: die verweigerte Anerkennung als ein Partner des unendlichen Kosmos.
Sie sind letztlich die Antworten auf die ihnen zugefügten Erniedrigungen. Und
diese kehren immer wieder zu dem zurück, von dem das Unrecht ausgegangen ist.
Als Zusammenhalt des Ganzen.«
       Diesen Worten folgte ein tumultartiges Durcheinander. In
Steffs Ohrhörer war Entsetzen, aber auch Ungläubigkeit auszumachen. Viele glaubten
seinen Ausführungen immer noch nicht. Aber den kosmischen Zusammenhang schienen
sie doch zu fürchten. Nur mit Mühe gelang es Shan-Ucci, indem er auf die
Vorbehalte der Ratsmitglieder einging und sie gleichzeitig auszuräumen
versuchte, wieder Ruhe zu erwirken.
       »Wir werden die Erklärungen von Herrn Doktor Maiger abwägen
und darüber entscheiden. Wir beginnen zu ahnen, welches Unrecht wir in diesem
Punkt vielleicht der Erde zugefügt haben - und wir werden nicht ruhen, bevor
wir uns nicht eine klare Meinung über die Frau gebildet haben.« Und zu Steff
gewandt fügte er hinzu: »Und wir werden uns Ihrer Worte erinnern, wenn es darum
geht, zu entscheiden. Aber Sie müssen verstehen, dass an diesen hohen Sitzungen
keine Fremden beteiligt werden können.«
       Damit gab er Steff die Hand. Alle anderen Mitglieder des
Rates bedankten sich nun auch, versicherten ihm eine den Tatsachen entsprechende
Entscheidung und wünschten ihm aufrichtig ein

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