Amarilis (German Edition)
baldiges Gelingen seiner Forschungsarbeit.
Nachdem er die letzten Zeremonien des Dankes und des Abschiedes über sich
ergehen gelassen hatte, begleitete ihn Mata-Hele hinaus.
»Bitte missverstehen Sie uns nicht, Herr Maiger«, sagte
dieser. »Aber was für Sie eine Tatsache ist, braucht es für uns nicht unbedingt
auch zu sein. Die Objektivität ist immer das Resultat verschiedener
Erkenntnisse, und in unserem Sinne entspringen sie einer unterschiedlichen
Welt.« Fast entschuldigend fügte er hinzu: »Aber Sie können versichert sein,
dass ich in diesem Fall vollkommen auf Ihrer Seite stehe und versuchen werde,
Ihre Rechte vor dem Rat in Ihrem Sinne zu vertreten.«
Sie waren wieder in der Starthalle angelangt. Mata-Hele
wandte sich noch einmal zu Steff. »Ich muss Ihnen übrigens noch erklären, warum
ich vorgestern so schnell wieder von der roten Eben fortgeflogen bin.« Er
schürzte die Lippen einwenig vor. »Danach habe ich nämlich Shan-Ucci benachrichtigt,
der sofort Moren-El-Darte zu den Plasmafeldern schickte, um Josa Ferrnar
festzunehmen.«
Er öffnete Steff freundlich die Tür und brachte ihn zu einem
Gleiter, in dem ein Pilot wartete. »Wir hatten nämlich schon eine Weile den Verdacht,
dass er mit den Verschwörern unter einer Decke steckte. Der Navigator nun hat
sein Gespräch mit drei Unterführern belauscht und ihn daraufhin festgenommen.
Sozusagen auf frischer Tat ertappt. Nicht zuletzt deswegen war der Rat heute so
vollständig zusammen gekommen. Die beiden Hauptführer der Verschwörer sind
unschädlich gemacht worden, und nun müssen wir die Situation nutzen, bevor sich
die anderen neu konsolidieren.«
Er verabschiedete sich von Steff. »Sie entschuldigen, aber
für uns beginnt jetzt erst der eigentliche Teil der Besprechung. Ich hoffe
dabei - obwohl ich keine vollgültige Stimme im Rat besitze - mich für Ihre
Interessen befriedigend einsetzen zu können.« Er legte seine sechsfingrige Hand
auf Steffs Schulter. »Außerdem weiß ich, dass Kapitän Shan-Ucci auch auf Ihrer
Seite steht.« Dann trat er zurück, nicht bevor er in der Mimik des Menschen
einen Anflug von Hoffnung erkannt hatte. Wie jedes angehende Ratsmitglied hatte
auch er die Schule des Muskellesens durchlaufen.
Als der Gleiter abgehoben hatte, ging er wieder zum
Konferenzsaal. Dort herrschte bereits hektisches Getreibe. Ein erregter
Santoganer rief gerade den anderen zu: »Wer sagt uns, dass wir im Recht sind.
Selbst die Menschen auf der Erde scheinen sich gegen uns aufzulehnen. Beim Kreislauf
des Kosmos, ich sage, dass sich unser Schicksal mit den Positronen erfüllt hat.
Die Geschicke sind gegen uns, selbst in der entferntesten Weite des Alls.«
Beistimmendes Gemurmel begleitete seine Worte. Doch Shan-Ucci
erwiderte sogleich: »Die Menschen sperren sich doch gar nicht dagegen, dass wir
unsere Gittergeraden wieder auffüllen können. Sie haben nur einige ihrer Rasse
eigene Wesenszüge, unsere Not auszunutzen. Dabei steht jedoch in keinster Weise
etwas der Suche nach den Positronen im Weg. Schauen Sie sich Herrn Doktor
Maiger und seine Kollegen an! Wagt etwa einer an ihren redlichen Absichten zu
zweifeln?«
Grimmig setzte er sich. Doch seine Worte hatten nur bewirkt, dass
sich die Gemüter noch mehr erregten. Nur mit Anstrengung gelang es einem besonders
alten Santoganer, der sich bis jetzt zurück gehalten hatte, das Wort zu
ergreifen. Beschwichtigend hielt er beide Handflächen den anderen entgegen,
während er die Daumen rechtwinklig abspreizte.
»Es ist uns schon seit Jahrtausenden ins Auge gefallen, dass
wir den Planeten beherrschen, aber er uns umgekehrt nicht angenommen hat. Wem
ist es im Laufe seiner Gittergeraden nicht klar geworden, dass alle Gewächse
und Tiere auf Santoga ohne Kristalle sind, dass sie sich direkt aus der Erde
Schoß ernähren und sich untereinander nach Belieben vermehren. Kein Organismus
entspricht hier unserer eigenen Beschaffenheit, kein Halm dient uns selbst als
Nahrung. Wir essen synthetisch, wir errichten unsere unmittelbare Umgebung aus
künstlichen Silikaten, die nirgends natürlich anzutreffen sind - und nicht
zuletzt, wir vermehren uns als einzige nicht aus uns selber, sondern auf eine
dem Planeten unübliche Art: Wir leben und sterben je nach Laune des Zufalls,
der unsere Kristallstrukturen erweitert oder auflöst. Dieser Zufall, der nicht
aus der Evolution dieses Planeten geboren wurde, ist unser Schicksal, das wir
deshalb auch außerhalb Santogas
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