Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
gelesen.
    Während wir auf der 1-25 nach Norden fuhren, irgendwo zwischen länger werdenden Schatten in der Nähe des Sandia Peak, straffte sich Frakir an meinem Handgelenk leicht und minderte den Druck gleich darauf. Und noch einmal. Und dann noch einmal. Ich ließ den Blick schnell durch den kleinen Bus schweifen und suchte nach der Gefahr, vor der ich soeben gewarnt worden war.
    Ich saß im hinteren Teil des Fahrzeugs. Ziemlich weit vorne saß ein mittelaltes Paar, das mit texanischem Akzent sprach und eine auffällige Menge von Türkis- und Silberschmuck zu Schau stellte; etwa in der Mitte saßen drei ältere Frauen und unterhielten sich darüber, wie es früher in New York gewesen war; ihnen gegenüber auf der anderen Seite des Gangs saß ein junges Paar, das intensiv mit sich selbst beschäftigt war; zwei junge Männer mit Tennisschlägern saßen schräg hinter ihnen und sprachen übers College; dahinter saß eine Nonne, die las. Ich blickte wieder aus dem Fenster und bemerkte auf dem Highway oder in seiner Nähe nichts besonders Bedrohliches. Ich wollte auch nicht dadurch Aufmerksamkeit auf mich lenken, daß ich einen Lokalisierungsversuch unternahm.
    Also sagte ich ein einziges Wort auf Thari, während ich mir das Handgelenk rieb, und die Warnung hörte auf. Auch wenn der Rest der Fahrt ereignislos verlief, war ich beunruhigt, denn gelegentlich war ein Fehlalarm allein aufgrund der Eigenart des Nervensystems möglich. Während ich beobachtete, wie roter Schiefer und rote und gelbe Erde, von Brücken überspannte Flußbetten, ferne Berge und nähere Hänge, von Pinien gesprenkelt, vorbeizogen, dachte ich nach. S? Ist S irgendwo dort hinten, lauernd, wartend? Und wenn ja, warum? Könnten wir uns nicht einfach zusammensetzen und bei ein paar Bierchen über alles reden? Vielleicht beruhte das Ganze ja auf einer Art Mißverständnis.
    Ich hatte allerdings das Gefühl, daß es sich um kein Mißverständnis handelte. Aber ich hätte einiges darum gegeben, einfach nur zu wissen, was da vor sich ging, auch wenn damit nichts gelöst wäre. Ich hätte sogar das Bier ausgegeben.
    Das Licht der untergehenden Sonne berührte die aufblitzende Helligkeit der Schneestreifen am Sangre de Christo, während wir in die Stadt fuhren; Schatten glitten über graugrüne Hänge; die meisten Gebäude in Sichtweite waren gekalkt. Beim Aussteigen aus dem Bus kam es mir ungefähr zehn Grad kälter vor, als ich es beim Einsteigen in Albuquerque empfunden hatte. Aber schließlich war ich jetzt auch etwa sechshundert Meter höher, und der Tag hatte sich um eineinviertel Stunden weiter dem Abend genähert.
    Ich meldete mich an und fand mein Zimmer. Ich versuchte, Luke anzurufen, doch es meldete sich niemand. Dann duschte ich und zog meine zweite Garnitur Kleidung an. Ich läutete noch einmal sein Zimmer an, doch noch immer antwortete niemand. Ich bekam allmählich Hunger und hatte gehofft, mit ihm abendessen zu können.
    Ich beschloß, die Bar ausfindig zu machen und mich für eine Weile an einem Bier festzuhalten, um es dann noch einmal zu versuchen. Ich hoffte, daß er keine schwerwiegende Verabredung hatte.
    Ein Mr. Brazda, den ich in der Eingangshalle ansprach, um mich nach der Richtung zu erkundigen, erwies sich als der Geschäftsführer des Hotels. Er fragte mich nach meinem Zimmer, wir wechselten einige Höflichkeiten, und er zeigte mir den Gang, der in den Salon führte. Ich setzte mich in die angegebene Richtung in Bewegung, kam aber nicht ganz bis an mein Ziel.
    »Merle! Was, zum Teufel, machst du denn hier?« ertönte eine vertraute Stimme.
    Ich drehte mich um und sah Luke, der gerade eben die Eingangshalle betreten hatte. Er war verschwitzt und lächelte; er trug staubige Arbeitskleidung, Stiefel und eine Arbeitsmütze, und sein Gesicht war von Schmutzstreifen durchzogen. Wir schüttelten uns die Hände, und ich sagte: »Ich wollte mit dir reden.« Und dann: »Und was machst du - hast du dich zu irgendeinem Dienst verpflichtet?«
    »Nein, ich bin den ganzen Tag in den Pecos gewandert«, antwortete er. »Das tue ich jedesmal, wenn ich hier in der Gegend bin. Es ist großartig.«
    »Dann muß ich es auch irgendwann mal probieren«, sagte ich. »Jetzt bin ich vermutlich dran, ein Abendessen auszugeben.«
    »Da hast du recht«, antwortete er. »Laß mich eben kurz duschen und mich umziehen. Wir treffen uns in fünfzehn bis zwanzig Minuten an der Bar. Okay?«
    »Okay. Bis gleich.«
    Ich schritt weiter durch den Korridor und fand den

Weitere Kostenlose Bücher