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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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ins Fleisch gedrückt worden war, vom Finger. Frakir bewegte sich wieder, als wolle sie ihn schnappen, und ich schlug nach ihr.
    »Okay«, sagte ich. »Danke. Zieh dich zurück.«
    Sie zögerte offenbar für einen Augenblick, doch mein Willen erwies sich als ausreichend stark, auch ohne einen formellen Befehl. Sie wich über meine Hand zurück, wickelte sich wieder um mein Handgelenk und wurde unsichtbar.
    Ich erledigte meine Angelegenheiten an dieser Örtlichkeit und begab mich an die Bar zurück. Ich reichte Luke seinen Ring, während ich Platz nahm, und trank einen Schluck Bier.
    »Wie hast du ihn abbekommen?« wollte er wissen.
    »Mit ein bißchen Seife«, antwortete ich.
    Er wickelte ihn in sein Taschentuch und steckte es in die Tasche.
    »Dann kann ich wohl kein Geld von dir dafür verlangen, schätze ich.«
    »Das schätze ich auch. Trägst du ihn nicht?«
    »Nein, er ist ein Geschenk. Weißt du, ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, daß du hier auftauchst«, erklärte er, wobei er sich eine Handvoll Erdnüsse aus einem Schälchen schaufelte, das während meiner Abwesenheit gebracht worden war. »Ich dachte, daß du anrufen würdest, nachdem du meine Nachricht bekommen hast, und daß wir uns für irgendwann verabreden würden. Ich bin allerdings froh, daß es nicht so gelaufen ist. Wer weiß, wann irgendwann gewesen wäre. Verstehst du, ich habe einige Pläne in die Tat umgesetzt, und jetzt sind die Dinge schneller in Bewegung geraten, als ich angenommen hatte - und darüber wollte ich mit dir reden.«
    Ich nickte.
    »Auch ich wollte ein paar Sachen mit dir besprechen.«
    Er erwiderte mein Nicken.
    Ich war auf der Toilette zu dem endgültigen Entschluß gekommen, Martinez und die Dinge, die er anfangs gesagt und angedeutet hatte, vorerst noch nicht zu erwähnen. Obwohl die ganze Geschichte sich nicht so anhörte, als enthalte sie etwas, das für mich irgendwo von Bedeutung sein könnte, fühle ich mich in Gesprächen mit anderen Menschen - selbst mit Freunden - stets sicherer, wenn ich zumindest eine kleine Extra-Information habe, von der sie nichts wissen. Ich beschloß, es im Augenblick weiterhin so zu halten.
    »Dann wollen wir uns also wie zivilisierte Leute benehmen und alles Wichtige bis nach dem Essen aufheben«, sagte er, während er langsam seine Serviette zerfetzte und die Stücke .zusammenknüllte. »Wir können dann irgendwo hingehen, wo wir uns ungestört unterhalten können.«
    »Gute Idee«, stimmte ich ihm zu. »flöchtest du hier essen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich habe hier schon mal gegessen. Es ist nicht schlecht, aber mir ist nach etwas Abwechslung. Es wäre mein Herzenswunsch, in einem Restaurant gleich um die Ecke zu speisen. Ich gehe mal kurz rüber und sehe, ob sie einen Tisch für uns haben.«
    »Okay.«
    Er kippte den Rest seines Drinks in sich hinein und entfernte sich.
    ... Und dann die Erwähnung von Amber. Wer, zum Teufel, war dieser Martinez? Es war unbedingt erforderlich, daß ich das herausfand, denn ganz offensichtlich war er etwas anderes, als er darzustellen versuchte. Seine letzten Worte waren Thari gewesen, meine Muttersprache. Wie das sein konnte und warum es so war, war mir ein Rätsel. Ich verfluchte meine eigene Trägheit, weil ich mich so lange Zeit nur recht halbherzig mit S beschäftigt hatte. Das war allein die Folge meiner Arroganz. Ich hatte einfach nicht vorausgesehen, zu welchem verschlungenen Durcheinander sich die Sache entwickeln würde. Das geschah mir recht, obwohl ich für diese Lehre nicht dankbar war.
    »Okay«, sagte Luke, als er um die Ecke kam, in seiner Tasche wühlte und etwas Geld auf den Tisch warf. »Sie haben einen Tisch für uns reserviert. Trink aus, und laß uns einen Spaziergang machen.«
    Ich leerte mein Glas, stand auf und folgte ihm. Er führte mich durch die Flure und zurück in die Eingangshalle und weiter durch einen breiten Gang zum hinteren Ausgang. Wir traten in einen milden Abend hinaus und überquerten den Parkplatz zum Gehsteig entlang der Guadaloupe-Straße. Von da aus war es nur ein kurzes Stück zu der Kreuzung mit der Alameda. Dort überquerten wir zweimal die Fahrbahn und setzten unseren Weg fort, vorbei an einer großen Kirche, und bogen an der nächsten Ecke nach rechts ab. Luke deutete auf ein Restaurant mit dem Namen La Tertulia, das ein bißchen weiter vorn auf der anderen Straßenseite lag.
    »Da«, sagte er.
    Wir gingen hinüber und fanden den Eingang. Es war ein flaches Lehmziegelgebäude im spanischen

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