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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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ein paar Freunde haben gestern hier gespielt«, erklärte er, »und wir fanden jede Menge Patronen.«
    Er öffnete die Hand und brachte mehrere metallene Gegenstände zum Vorschein.
    Während ich auf ihn zuging, kauerte er sich nieder und legte einen der Zylinder auf den Gehsteig. Dann streckte er plötzlich die Hand aus, griff nach einem Stein, der in der Nähe lag, und holte zum Schlag aus.
    »Nicht!« schrie ich.
    Der Stein prallte auf die Patrone, und nichts geschah.
    »Du hättest dich auf diese Weise verletzen können...«, setzte ich an, doch er unterbrach mich.
    »Nö. Diese Mistdinger explodieren einfach nicht. Man kann das rosafarbene Zeug nicht einmal anzünden. Haben Sie ein Streichholz?«
    »Rosafarbenes Zeug?« fragte ich, während er den Stein wegnahm und eine zerdrückte Hülse und eine kleine Spur rosafarbenen Pulvers freilegte.
    »Das da«, sagte er und deutete darauf. »Komisch, was? Ich dachte immer, Schießpulver sei grau.«
    Ich kniete nieder und berührte das Pulver. Ich zerrieb es zwischen den Fingern, schnupperte daran. Ich schmeckte es sogar. Ich hätte um keinen Preis zu sagen vermocht, was es war.
    »Das haut mich um«, erklärte ich. »Es brennt nicht einmal, sagst du?«
    »So ist es. Wir haben etwas davon auf eine Zeitung gelegt und das Papier angezündet. Es schmilzt und zerläuft, das ist alles.«
    »Hast du etwas davon übrig?«
    »Na ja... ja.«
    »Ich kaufe es dir für einen Dollar ab«, sagte ich.
    Er zeigte mir erneut seine Zähne und Zahnlücken, während seine Hand in der Seite seiner Jeans verschwand. Ich fuhr mit Frakir über einige kleine Münzen Schatten-Geld und nahm einen Dollar von dem Stapel. Er reichte mir zwei rußgestreifte doppelte Dreißiger im Austausch dafür.
    »Danke«, sagte er.
    »Meinerseits. Gibt es hier sonst noch was Interessantes?«
    »Nö. Alles andere ist Asche.«
    Ich stieg in meinen Wagen und fuhr davon. Ich ließ ihn durch die erste Waschanlage laufen, zu der ich kam, da die Scheibenwischer lediglich den Dreck auf der Windschutzscheibe verschmiert hatten. Während die Gummitentakel durch ein Meer von Schaum auf mich einklatschten, sah ich nach, ob ich das Streichholzheftchen noch hatte, das Luke mir gegeben hatte. Ich hatte es noch. Gut. Draußen hatte ich eine Telefonzelle gesehen.
    »Hallo. Hier New Line Motel«, sagte eine junge Männerstimme beim Abheben.
    »Bei Ihnen wohnte vor ein paar Tagen ein Lucas Raynard«, sagte ich. »Ich wüßte gern, ob er eine Nachricht für mich hinterlassen hat. Mein Name ist Merle Corey.«
    »Einen Augenblick bitte.«
    Pause. Ein Scharren und Rascheln.
    Dann: »Ja, hat er.«
    »Was steht da?«
    »Es ist ein verschlossener Umschlag. Ich möchte nicht...«
    »Okay. Ich komme vorbei.«
    Ich fuhr hin. Ich machte den Mann, zu dem die Stimme am Telefon paßte, an der Theke in der Eingangshalle aus. Ich wies mich aus und verlangte den Umschlag. Der Hotelangestellte - ein schmächtiger blonder Kerl mit einem dürftigen Schnauzbart - musterte mich einen Moment lang, dann fragte er: »Werden Sie Mr. Raynard treffen?«
    »Ja.«
    Er öffnete eine Schublade und zog einen kleinen braunen Umschlag heraus, dessen Seiten sich nach außen wölbten, als ob sich etwas Dickeres als Papier darin befände. Lukes Name und seine Zimmernummer standen darauf geschrieben.
    »Er hat keine Nachsendeadresse hinterlassen«, erklärte er, während er den Umschlag öffnete, »und das Zimmermädchen fand diesen Ring auf der Badezimmerablage, nachdem er bereits abgereist war. Würden Sie ihn ihm geben?«
    »Selbstverständlich«, sagte ich, und er reichte ihn mir.
    Ich nahm in der Sitzecke auf der linken Seite Platz. Der Ring bestand aus Rotgold und war mit einem blauen Stein verziert. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn jemals an ihm gesehen zu haben. Ich schob ihn auf den Ringfinger meiner linken Hand, und er paßte wie angegossen. Ich beschloß, ihn zu tragen, bis ich Gelegenheit hätte, ihn ihm zu geben.
    Ich öffnete den Brief, der auf dem Papier des Motels geschrieben war, und las:
    Merle,
    es tut mir leid wegen unseres Abendessens. Ich habe auf Dich gewartet. Ich hoffe, bei Dir ist alles okay. Morgen früh reise ich nach Albuquercjue ab. Dort bleibe ich drei Tage. Dann geht es für drei weitere Tage nach Santa Fe. In beiden Städten wohne ich im Hilton. Ich hätte gern noch einiges mit Dir besprochen. Bitte laß von Dir hören.
    Luke

    Hm.
    Ich rief mein Reisebüro an und stellte fest, daß ich den Nachmittagsflug nach Albuquerque noch

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