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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Angeborene Neugier, könnte man sagen. Meine Mutter war das Klatschthema der Stadt.«
    Er lachte und nahm einen großen Schluck Kaffee.
    »Werden Sie lange bleiben?« fragte er dann.
    »Schwer zu sagen. Wahrscheinlich aber nicht so richtig lange.«
    »Na ja, ich hoffe, Sie haben eine gute Zeit.« Er trank seinen Kaffee aus und stellte die Tasse aufs Geländer. Dann stand er auf, streckte sich und fügte hinzu: »Hat Spaß gemacht, mit Ihnen zu reden.«
    Nachdem er halbwegs die Treppe hinuntergegangen war, blieb er stehen und drehte sich um.
    »Ich habe das Gefühl, Sie werden weit kommen«, erklärte er. »Viel Glück.«
    »Sie vielleicht auch«, entgegnete ich. »Sie können gut mit Worten umgehen.«
    »Danke für den Kaffee. Bis bald.«
    »Ja.«
    Er bog um die Ecke und war verschwunden. Ich wußte einfach nicht, was ich von ihm halten sollte, und nach einigen Versuchen gab ich auf. Wenn die Inspiration schweigt, ermüdet der Geist schnell.
    Ich war gerade dabei, mir einen Sandwich zu machen, als Bill nach Hause kam, also machte ich gleich zwei. Unterdessen ging er in sein Zimmer, um sich umzuziehen.
    »Ich hatte eigentlich vorgehabt, diesen Monat mal ein bißchen auszuspannen«, erklärte er, während wir aßen, »aber das war ein alter Klient in einer dringenden Angelegenheit, deshalb mußte ich ins Büro. Was halten Sie davon, wenn wir heute nachmittag in die andere Richtung den Bach entlangwandern?«
    »Gut.«
    Während wir durch die Felder schlenderten, erzählte ich ihm von Georges Besuch.
    »Nein«, sagte er, »ich habe mit ihm nicht über irgendwelche Arbeiten gesprochen, die er für mich erledigen soll.«
    »Mit anderen Worten...«
    »Ich vermute, er ist gekommen, um Sie zu besuchen. Vom Haus seiner Familie aus kann man leicht sehen, wenn ich wegfahre.«
    »Ich wüßte nur allzugern, was er eigentlich wollte.«
    »Wenn es wichtig genug ist, wird er sich wahrscheinlich irgendwann dazu durchringen, es Ihnen zu sagen.«
    »Aber die Zeit läuft uns davon«, entgegnete ich. »Ich habe beschlossen, morgen abzureisen, vielleicht heute abend schon.«
    »Warum?«
    Während wir am Bach entlangspazierten, erzählte ich ihm von der Nachricht, die ich am vergangenen Abend vorgefunden hatte, und von der Verabredung für heute abend. Ich erläuterte ihm auch meine Bedenken, daß ich ihn auf Abwege geratenen oder absichtlich auf ihn gerichteten Geschossen aussetzen könnte.
    »Vielleicht ist die Sache nicht gar so ernst«, setzte er an.
    »Mein Entschluß steht fest, Bill. Es widerstrebt mir, unser Zusammensein abzukürzen, nachdem wir uns so lange nicht gesehen haben, aber ich habe nicht mit diesen vielen Scherereien gerechnet. Und Sie wissen, wenn ich weg bin, werden die auch nicht mehr da sein.«
    »Das mag schon sein, aber ...«
    Wir fuhren in diesem Stil noch eine Weile fort, während wir dem Wasserlauf folgten. Dann ließen wir das Thema endlich als erledigt fallen und wandten uns einem fruchtlosen Wiederkäuen meiner Rätsel zu. Während wir so dahinspazierten, blickte ich mich dann und wann nach hinten um, entdeckte jedoch niemanden. Ich hörte in dem Gebüsch am anderen Ufer in langen Abständen irgendwelche Geräusche, doch die hätten ohne weiteres von einem Tier stammen können, das durch unsere Stimmen gestört wurde.
    Wir waren seit mehr als einer Stunde gewandert, als mich das ahnungsvolle Gefühl überkam, daß etwas meinen Trumpf hochhob. Ich erstarrte.
    Bill blieb stehen und wandte sich zu mir um.
    »Was...«
    Ich hob die Hand.
    »Ferngespräch«, sagte ich.
    Im nächsten Moment spürte ich den ersten Schritt einer Kontaktaufnahme. Außerdem hörte ich wieder das Geräusch in den Büschen auf der anderen Seite des Wassers.
    »Merlin.«
    Es war Randoms Stimme, die mich rief. Ein paar Sekunden später sah ich ihn, an einem Schreibtisch in der Bibliothek von Amber sitzend.
    »Ja?« antwortete ich.
    Das Bild verfestigte sich, gab völlige Wirklichkeit vor, als ob ich durch einen Bogengang in einen angrenzenden Raum blickte. Gleichzeitig umfaßte mein Blickfeld noch immer den Rest meiner Umgebung, obwohl sie von einem Augenblick zum anderen mehr zum Rand zurückwich. Zum Beispiel sah ich George Hansen, der aus dem Gebüsch auf der anderen Seite des Baches aufsprang und mich anstarrte.
    »Ich möchte, daß du auf der Stelle nach Amber zurückkehrst!« sagte Random.
    George bewegte sich vorwärts, stapfte platschend ins Wasser.
    Random hob die Hand, streckte den Arm aus.
    »Komin! Weiter!« sagte er.
    Doch jetzt

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