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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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nickte.
    Ich nahm den Hörer, wartete eine Weile, bis ich das Klicken hörte, und begann erst dann zu sprechen, in der Hoffnung, der Anrufer glaube, ich hätte an einem Nebenanschluß abgehoben.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Merle Corey?«
    »Am Apparat.«
    »Ich brauche einige Informationen, die Sie vermutlich haben.«
    Es war eine Männerstimme, irgendwie vertraut und doch wieder nicht.
    »Mit wem spreche ich?« fragte ich.
    »Tut mit leid. Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Dann wird das wahrscheinlich auch meine Antwort auf Ihre Frage sein.«
    »Lassen Sie mich vielleicht erst einmal meine Frage stellen?«
    »Nur zu«, sagte ich.
    »Okay. Sie sind Freunde: Luke Raynard und Sie.«
    Er machte eine Pause.
    »So könnte man es ausdrücken«, antwortete ich, um die Leere zu füllen.
    »Sie haben gehört, daß er von Orten namens Amber und Burgen des Chaos sprach.«
    Auch diesmal war es wieder mehr eine Feststellung als eine Frage.
    »Vielleicht«, sagte ich.
    »Wissen Sie selbst etwas über diese Orte?«
    Endlich eine Frage.
    »Vielleicht«, wiederholte ich.
    »Bitte, das hier ist ernst. Ich brauche mehr als ein >Vielleicht<.«
    »Tut mir leid. >Vielleicht< ist das einzige, das Sie hören werden, wenn Sie mir nicht sagen, wer Sie sind und warum Sie das wissen wollen.«
    »Es könnte sich für Sie als sehr zweckmäßig erweisen, wenn Sie ehrlich mir gegenüber sind.«
    Ich unterdrückte gerade noch rechtzeitig eine Erwiderung und spürte, wie mein Puls zu rasen anfing. Die letzte Bemerkung war auf Thari gesprochen worden. Ich behielt mein Schweigen bei.
    Dann: »Nun, das hat nicht geklappt, und ich weiß immer noch nichts Genaues.«
    »Was? Was wissen Sie nicht?« wollte ich wissen.
    »Ob er es ist, der von einem dieser Orte stammt, oder ob Sie es sind.«
    »Um so geradeheraus wie möglich zu sein: Was geht das Sie an?« fragte ich ihn.
    »Einer von Ihnen beiden schwebt womöglich in großer Gefahr.«
    »Derjenige, der von einem dieser Orte stammt, oder der andere?« fragte ich.
    »Das kann ich ihnen nicht verraten. Ich kann mir keinen weiteren Fehler leisten.«
    »Was meinen Sie? Welches war der letzte?«
    »Sie wollen es mir nicht sagen - weder aus Gründen der Selbsterhaltung, noch um einem Freund zu helfen?«
    »Ich würde es Ihnen vielleicht sagen, wenn ich wüßte, daß es wirklich so ist. Aber wie die Dinge liegen, habe ich eher den Eindruck, daß Sie es sind, von dem die Gefahr ausgeht.«
    »Ich versichere Ihnen, ich versuche nur, der richtigen Person zu helfen.«
    »Worte, Worte, Worte«, entgegnete ich. »Angenommen, wir beide sind von einem solchen Ort?«
    »Ach, herrje!« entfuhr es ihm. »Nein, das kann nicht sein.«
    »Warum nicht?«
    »Vergessen Sie es. Was muß ich tun, um Sie zu überzeugen?«
    »Hm. Warten Sie mal. Lassen Sie mich nachdenken«, antwortete ich. »Nun gut. Was halten Sie davon? Wir treffen uns irgendwo. Sie bestimmen den Ort. Ich sehe mir Sie genau an, und wir tauschen Informationen aus, Stück für Stück, bis die Karten auf dem Tisch liegen.«
    Es entstand eine Pause.
    Dann: »Das ist Ihre unumstößliche Bedingung?«
    »Ja.«
    »Lassen Sie mich darüber nachdenken. Ich nehme bald wieder Verbindung zu Ihnen auf.«
    »Noch eine Sache...«
    »Was?«
    »Sollte ich derjenige sein, bin ich dann hier und jetzt in Gefahr?«
    »Ich glaube schon. Ja, das sind Sie wahrscheinlich. Auf Wiederhören.«
    Er hängte ein.
    Es gelang mir, gleichzeitig zu seufzen und zu fluchen, während ich den Hörer auf die Gabel legte. Leute, die offenbar über uns Bescheid wußten, tauchten jetzt am laufenden Band auf.
    Bill kam in die Küche; seine Miene drückte Verblüffung aus.
    »Woher wußte dieser... Wer-immer-es-sein-mag... überhaupt, daß Sie hier sind?« waren seine ersten Worte.
    »Das war meine Frage«, sagte ich. »Denken Sie sich eine andere aus.«
    »Das werde ich tun. Wenn er wirklich einen Treffpunkt vorschlägt, werden Sie hingehen?«
    »Darauf können Sie sich verlassen. Ich habe diesen Vorschlag gemacht, weil ich den Kerl kennenlernen will.«
    »Wie Sie richtig angedeutet haben, könnte er es sein, von dem die Gefahr ausgeht.«
    »Das soll mir recht sein. Auch er selbst wird in eine ziemlich brenzlige Lage geraten.«
    »Das gefällt mir nicht.«
    »Nach meinem Geschmack ist es auch nicht so recht. Aber es war das einzige Angebot, das ich bis jetzt machen konnte.«
    »Nun, es ist Ihre Entscheidung. Schade, daß es keine Möglichkeit gibt, ihn schon vorher ausfindig zu machen.«
    »Das ist mir

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