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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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fingen meine Umrisse offenbar an zu flimmern, und ich hörte, wie George aufschrie. »Halt! Warte! Ich muß mit...«
    Ich streckte die Hand aus und griff nach Bills Schulter.
    »Ich kann dich nicht mit diesem Irren allein lassen«, sagte ich. »Komm!«
    Mit der anderen Hand umfaßte ich Randoms Hand.
    »Okay«, sagte ich, während ich mich vorwärtsbewegte.
    »Halt!« schrie George.
    »Zur Hölle mit dir!« entgegnete ich, und wir ließen ihn zurück; sollte er sich doch an einem Regenbogen festhalten.
    Random sah verdutzt auf, als wir beide nach dem Durchwandern in der Bibliothek herauskamen. Er stand auf, wonach er immer noch kleiner war als wir, und wandte seine Aufmerksamkeit Bill zu.
    »Merlin, wer ist das?« fragte er.
    »Dein Rechtsberater, Bill Roth«, sagte ich. »In der Vergangenheit hattest du immer nur über Mittelsleute Kontakt zu ihm. Ich dachte, du würdest ihn vielleicht gern...«
    Bill ließ sich auf ein Knie sinken, ein >Euer Majestät< auf den Lippen, doch Random hielt ihn an den Schultern fest.
    »Laß den Quatsch!« wies er ihn zurecht. »Wir sind nicht bei Hofe.« Er schlug ihm in die Hand und fuhr fort: »Nenn mich Random. Ich wollte dir seit langem persönlich für die gute Arbeit danken, die du im Zusammenhang mit dem Vertrag geleistet hast. Irgendwie bin ich nie dazu gekommen. Schön, dich kennenzulernen.«
    Ich hatte noch nie zuvor erlebt, daß Bill um Worte verlegen war, doch er schaute nur um sich, sah Random an, den Raum, durch das Fenster zu einem fernen Turm.
    Schließlich: »Es ist Wirklichkeit...«, hörte ich ihn kurz darauf flüstern.
    »Habe ich das richtig gesehen, ist jemand auf euch zugesprungen?« fragte Random, an mich gewandt, während er sich mit einer Hand durch die ungebändigten braunen Haare fuhr. »Und ich gehe mal davon aus, daß deine letzten Worte da drüben nicht an mich gerichtet waren.«
    »Wir hatten ein kleines Problem«, antwortete ich. »Das ist der wahre Grund, warum ich Bill mitgebracht habe. Verstehst du, jemand versucht, mich umzubringen, und...«
    Random hob die Hand. »Verschon mich fürs erste mit den Einzelheiten. Später muß ich alles wissen, aber -nun, eben später. Zur Zeit haben wir uns mit mehr Unannehmlichkeiten als gewöhnlich herumzuschlagen, und die deinen sind vielleicht ein Teil davon. Aber ich muß erst einmal ein bißchen zu Atem kommen.«
    Erst da bemerkte ich einige tiefe Furchen in seinem von Natur aus jungen Gesicht, und mir wurde allmählich klar, wie angespannt er war.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Caine ist tot. Ermordet«, antwortete er. »Heute morgen.«
    »Wie ist das passiert?«
    »Er war nach Schatten-Deiga gereist - einen fernen Hafen, mit dem wir Geschäfte betreiben. Er war mit Gerard unterwegs, um über die Erneuerung eines alten Handelsabkommens zu verhandeln. Er wurde erschossen, ins Herz getroffen. Er war sofort tot.«
    »Hat man den Bogenschützen geschnappt?«
    »Es war kein Bogenschütze, zum Teufel! Es war ein Scharfschütze mit einem Gewehr, auf einem Dach. Und er ist entkommen.«
    »Ich dachte, Schießpulver würde in dieser Gegend nicht funktionieren.«
    Er vollführte eine schnelle Geste, die Handflächen nach oben.
    »Deiga liegt vielleicht weit genug im Innern des Schattens, damit es funktioniert. Niemand kann sich erinnern, daß es dort jemals ausprobiert wurde. Dabei fällt mir jedoch ein, daß dein Vater einmal eine Mischung anbrachte, die hier sehr wohl funktionierte.«
    »Stimmt. Das hatte ich beinahe ganz vergessen.«
    »Jedenfalls findet die Beerdigung morgen statt.«
    »Bill! Merlin!«
    Meine Tante Flora, die Rossettis Angebote (von denen eins darin bestand, daß sie für ihn Modell stehen sollte) abgelehnt hatte. Groß, schlank und herausgeputzt eilte sie auf uns zu und küßte Bill auf die Wange. Ich hatte ihn noch nie zuvor erröten gesehen. Sie wiederholte die Szene mit mir, doch ich war weniger beeindruckt, da mir einfiel, daß sie einst meines Vaters Wächterin gewesen war.
    »Wann seid ihr angekommen?« Auch ihre Stimme war reizvoll.
    »Gerade eben«, antwortete ich.
    Sofort hakte sie uns beide mit den Armen unter und versuchte, uns wegzuführen.
    »Wir haben uns so vieles zu erzählen«, setzte sie an.
    »Flora!« wies Random sie zurecht.
    »Ja, Bruder?«
    »Du kannst von mir aus mit Mister Roth das volle Programm durchziehen, aber ich brauche Merlins Anwesenheit noch eine Weile hier bei mir.«
    Sie verzog die Lippen kurz zu einem Schmollmund, dann ließ sie meinen Arm los.
    »Jetzt weißt

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