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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Es bestimmt inzwischen alles Denken und Handeln. Und es war nicht schwierig für sie, jeweils bei den anderen irgendeinen alten Groll auszugraben, den diese gegen Caine hegen könnten, trotz der Tatsache, daß er uns alle gerettet hatte, indem er Brand aus dem Weg räumte. Und dasselbe geschah im Fall von Bleys - jeder fand bei den anderen Motive für eine solche Tat.«
    »Dir liegt also daran, den Mörder möglichst schnell dingfest zu machen, weil die Moral unter dem jetzigen Zustand leidet.«
    »Genauso ist es. Ich kann dieses gegenseitige Hick-hack und Anschwärzen nicht gebrauchen. Es spielt sich alles noch so nahe an der Oberfläche ab, daß wir es bald mit echten Verschwörungen, Intrigen und Blutrache-Akten zu tun haben könnten, sofern es nicht bereits so ist. Und irgendein kleines Mißverständnis könnte wieder Gewalt auslösen.«
    »Hältst du es wirklich für möglich, daß einer der anderen der Schurke ist?«
    »Scheiße! Ich bin nicht anders als sie. Ich werde unwillkürlich mißtrauisch. Es könnte gut so sein, aber ich habe bis jetzt nicht den geringsten Beweis dafür gesehen.«
    »Wer könnte sonst noch dahinterstecken?«
    Er löste die übergeschlagenen Beine voneinander und schlug sie aufs neue übereinander. Er trank noch einen Schluck Wein.
    »Zum Teufel! Die Zahl unserer Feinde ist riesengroß. Doch die meisten davon sind nicht draufgängerisch genug, um so etwas tatsächlich zu tun. Sie alle wissen, mit welchen Strafen sie rechnen müßten, wenn sie erwischt würden.«
    Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und betrachtete die Reihen von Büchern.
    »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll«, setzte er nach einer Weile an, »aber ich muß es loswerden.«
    Ich wartete. Dann fuhr er schnell fort: »Es sind gewisse Gerüchte über Corwin im Umlauf, aber ich glaube sie nicht.«
    »Nein«, sagte ich leise.
    »Ich sagte doch, ich glaube sie nicht. Dein Vater bedeutet mir sehr viel.«
    »Warum sollte irgend jemand so etwas glauben?«
    »Man munkelt, daß er wahnsinnig geworden sei. Du hast davon gehört. Was ist, wenn er in einen früheren Geisteszustand zurückgefallen ist, in jenen von damals, als seine Beziehung zu Caine und Bleys alles andere als herzlich war - oder zu irgendeinem von uns, wie ich in diesem Zusammenhang erwähnen möchte? Das wird zumindest behauptet.«
    »Ich glaube es nicht.«
    »Ich wollte nur, daß du dir bewußt bist, welche Vermutungen bei den Leuten so die Runde machen.«
    »Sie sollten sehr auf der Hut sein, damit nicht mir so etwas zu Ohren kommt.«
    Er seufzte. »Jetzt fang du nicht auch noch an! Bitte. Es herrscht allgemeine Aufregung. Such nicht nach Schwierigkeiten.«
    Ich trank einen Schluck Wein.
    »Ja, du hast recht«, pflichtete ich ihm bei.
    »Jetzt muß ich mir deine Geschichte anhören. Nur zu, bereichere mein Leben um ein paar weitere Probleme!«
    »Also gut. Wenigstens sind es Neuigkeiten aus erster Hand«, entgegnete ich.
    Und ich brachte meinen Bericht erneut vor. Das dauerte eine geraume Zeit, und es wurde allmählich dunkel, als ich zum Ende gekommen war. Er hatte mich nur mit gelegentlichen Zwischenfragen unterbrochen, die der Klärung dienen sollten, und war nicht in allerlei Mutmaßungen abgeschweift, wie es Bill beim Zuhören getan hatte.
    Als ich geendet hatte, stand er auf und entzündete einige Öllampen. Ich hörte beinahe, wie er nachdachte.
    Schließlich sagte er: »Nein, zu Luke fällt mir nichts ein. Er löst bei mir überhaupt kein Klingeln aus. Die Dame mit dem Stachel beunruhigt mich allerdings ein wenig. Mir ist, als hätte ich schon mal etwas über solche Wesen gehört, aber ich kann mich nicht an die Begleitumstände erinnern. Es wird mir schon wieder einfallen. Ich möchte mehr über dieses Geistrad-Projekt erfahren, an dem du arbeitest. Irgend etwas stört mich daran.«
    »Sicher«, sagte ich. »Aber mir ist noch etwas anderes in den Sinn gekommen, das ich dir zuerst erzählen möchte.«
    »Was denn?«
    »Ich habe dir gegenüber das Ganze so ziemlich auf dieselbe Weise dargestellt, wie ich es Bill berichtet habe. Tatsächlich war es fast eine wortgetreue Wiederholung, weil ich es vor ganz kurzer Zeit erst vorgetragen habe. Doch eine Sache habe ich Bill gegenüber nicht erwähnt, weil sie mir zu dem Zeitpunkt nicht wichtig erschien. Vielleicht habe ich es im Lichte der vielen anderen Dinge auch einfach vergessen, bis diese Geschichte mit dem Heckenschützen zur Sprache kam - und dann hast du mich daran erinnert, daß Corwin einst

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