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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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seitlich zu mir herüber.
    »Merlin«, sagte er, »schön, dich wieder mal zu sehen. Hör mal, sobald es dir möglich ist, würde ich mich gern unter vier Augen mit dir unterhalten.«
    »Klar«, versicherte ich ihm. »Aber Random und ich müssen nach dem Essen noch etwas erledigen.«
    »Sobald es dir möglich ist«, wiederholte er.
    Ich nickte.
    Kurze Zeit später hatte ich das Gefühl, daß jemand versuchte, über meinen Trumpf Verbindung mit mir aufzunehmen.
    »Merlin!«
    Es war Fiona. Aber sie saß am anderen Ende des Tisches ...
    Ihr Bild wurde jedoch deutlicher, und ich antwortete: »Ja?« Dann blickte ich den Tisch hinunter und sah, daß ihr Blick in ihr Taschentuch vertieft war. Sie sah zu mir herauf, lächelte und nickte.
    Ich behielt ihr geistiges Bild simultan bei und hörte es sagen: »Ich möchte nicht laut sprechen, aus verschiedenen Gründen. Ich bin sicher, daß du nach dem Essen gleich wieder irgendwohin verschleppt wirst, und ich wollte dir nur sagen, daß wir unbedingt bald einen Spaziergang miteinander unternehmen oder auf einen der Teiche hinausrudern, oder uns per Trumpf nach Cabra versetzen oder das Muster gemeinsam betrachten müssen. Verstehst du?«
    »Ich verstehe«, antwortete ich. »Ich werde mich bei dir melden.«
    »Ausgezeichnet.«
    Dann war die Verbindung unterbrochen, und als ich zu ihr hinsah, faltete sie gerade ihr Taschentuch zusammen und blickte auf ihren Teller.
    Random verweilte nicht lange, sondern erhob sich, gleich nachdem er mit der Nachspeise fertig war, wünschte den anderen eine gute Nacht und bedeutete beim Hinausgehen Martin und mir mit einer Handbewegung, ihm zu folgen.
    Julian berührte mich, als ich an ihm vorbeikam, und bemühte sich, eine etwas weniger düstere Miene aufzusetzen, was ihm beinahe gelungen wäre.
    »Wir müssen zusammen in Arden ausreiten«, flüsterte er mir zu. »Bald.«
    »Gute Idee«, bestätigte ich. »Ich melde mich bei dir.«
    Wir verließen den Speisesaal. Flora fing mich in der Halle ab. Sie hatte immer noch Bill im Schlepptau.
    »Komm doch noch für einen Gute-Nacht-Drink in meinen Gemächern vorbei«, sagte sie, »bevor du dich zur Ruhe begibst. Oder besuch mich morgen zum Tee.«
    »Danke«, sagte ich. »Wir bleiben in Kontakt. Es hängt alles davon ab, wie die Dinge laufen, was das Wann betrifft.«
    Sie nickte und schenkte mir jenes Lächeln, das in der Vergangenheit zu zahlreichen Duellen und politischen Krisen geführt hatte. Sie ging weiter, und wir taten dasselbe.
    Als wir auf dem Weg zur Bibliothek die Treppe hinaufstiegen, fragte Random: »Sind das alle?«
    »Wie meinst du das?« fragte ich.
    »Haben jetzt alle ein heimliches Treffen mit dir vereinbart?«
    »Na ja, das alles waren Versuche, aber - ja.«
    Er lachte. »Ich hatte auch nicht angenommen, daß sie Zeit verschwenden würden. Auf diese Weise erfährst du den Lieblingsverdacht von jedem einzelnen. Es ist vielleicht gar nicht schlecht, wenn du sie sammelst. Könnte sein, daß sie später noch mal von Nutzen sind. Wahrscheinlich suchen sie auch alle nach Verbündeten - und du erscheinst ihnen bestimmt als ein sicherer Kandidat.«
    »Ich hätte mich ohnehin gern mit jedem von ihnen getroffen. Es ist nur schade, daß es auf diese Art geschieht.«
    Er deutete mit ausgestreckter Hand, als wir am oberen Treppenabsatz angekommen waren. Wir gingen durch den Flur in Richtung Bibliothek.
    »Wohin gehen wir?« fragte Martin.
    Obwohl er Random ähnelte, sah er weniger durchtrieben aus, und er war größer. Dennoch war er kein wirklich großgewachsener Mann.
    »Wir holen ein Gewehr«, sagte Random.
    »Oh! Warum?«
    »Ich möchte etwas Munition ausprobieren, die Merlin mitgebracht hat. Wenn sie sich tatsächlich zünden läßt, dann hat unser Leben um eine weitere Komplikation zugenommen.«
    Wir betraten die Bibliothek. Die Öllampen brannten noch. Das Gewehr stand in einer Ecke. Random ging hin, holte die Patrone aus der Tasche und lud die Waffe.
    »Also gut. Woran sollen wir sie ausprobieren?« überlegte er.
    Er trat hinaus in den Flur und sah sich um.
    »Ach! Genau das Richtige!«
    Er legte an, zielte auf eine Panzerrüstung, die in dem Flur stand, und bediente den Abzug. Es folgte ein lauter Knall und das Scheppern von Metall. Die Rüstung schwankte.
    »Heiliges Kanonenrohr!« entfuhr es Random. »Es hat funktioniert. Warum mir das, o Einhorn? Ich hatte mich auf eine friedliche Regentschaft gefreut.«
    »Darf ich es mal versuchen, Vater?« fragte Martin. »Das war immer schon mein

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