Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel
noch nicht feststellen«, erwiderte ich.
»Wie auch immer, da unten ist heute nacht bestimmt gute Beute zu machen. Halte dich in der Nähe auf,
dann kannst du so viel abschleppen, wie du nur tragen kannst.«
»Ich möchte wissen«, sagte ich, »warum Dalt erneut angreifen sollte, wenn er sich mit der Königin und ihrem Sohn so gut versteht.«
»Ich glaube, das betrifft nur den Sohn«, sagte er, »und der ist verschwunden. Die Alte soll angeblich eine richtige Hexe sein. Und letzten Endes ist der Bursche nun mal ein Söldner. Vielleicht hat Kasman ihn angeheuert, damit er gegen sie vorgeht.«
»Vielleicht befindet sie sich nicht einmal in der Festung«, mutmaßte ich, ohne die geringste Ahnung von dem gegenwärtigen Lauf der Dinge zu haben, jedoch eingedenk meiner nicht lange zurückliegenden Begegnung mit der Dame. Als ich mir dieses Bild vergegenwärtigte, rief das jedoch eine seltsame Gedankenkette in mir hervor. »Wie heißt der Prinz eigentlich?« fragte ich.
»Rinaldo«, antwortete er. »Er ist ein rothaariger großer Typ.«
»Sie ist seine Mutter!« entfuhr es mir unwillkürlich.
Er lachte. »Auf diese Weise wird man ein Prinz«, sagte er. »Indem man die Königin zur Mutter hat.«
Aber das würde ja bedeuten...
»Brand!« sagte ich und fuhr dann fort: »Brand von Amber.«
Er nickte. »Dann hast du also die Geschichte gehört?«
»Eigentlich nicht. Nur soviel«, entgegnete ich. »Erzähl sie mir.«
»Nun ja, sie hat sich einen Amberiten an Land gezogen - den Prinzen namens Brand«, erklärte er. »Gerüchte besagen, daß sie sich durch irgendeine magische Machenschaft kennengelernt hatten und daß es Liebe auf den ersten Blutstropfen war. Sie wollte ihn an sich binden, und ich habe sagen hören, daß sie in einer geheimen Zeremonie sogar richtig vermählt wurden. Doch er war an dem Thron von Kashfa nicht interessiert, obwohl er der einzige war, den sie gern darauf sitzen gesehen hätte. Er reiste viel und war für lange Zeitspannen abwesend. Ich habe sagen hören, daß er für die Tage der Dunkelheit vor einigen Jahren verantwortlich war und daß er damals in einer gewaltigen Schlacht zwischen dem Chaos und Amber ums Leben kam, durch die Hand von seinesgleichen.«
»Ja«, sagte ich, und Dave warf mir einen seltsamen Blick zu, der eine Mischung aus Verwirrung und Argwohn ausdrückte. »Erzähl mir mehr über Rinaldo«, forderte ich ihn schnell auf.
»Da gibt es nicht viel mehr zu sagen«, antwortete er. »Sie zog ihn groß, und ich habe gehört, daß sie ihm einiges von ihrer Kunst beibrachte. Er kannte seinen Vater nicht allzugut, da dieser so häufig weg war. Er war ein ziemlich wildes Kind. Ein paarmal lief er von zu Hause weg und trieb sich mit einer Bande von Gesetzlosen herum...«
»Mit Dalts Leuten?« fragte ich.
Er nickte. »Er schloß sich ihnen an, so wird erzählt -obwohl seine Mutter damals auf viele von ihnen ein Kopfgeld ausgesetzt hatte.«
»Moment mal. Du sagst, daß sie diese Gesetzlosen und Söldner zutiefst haßte...«
»Hassen ist vielleicht das falsche Wort. Sie hatte sich vorher kaum mit ihnen auseinandergesetzt, doch als ihr Sohn sich mit ihnen anfreundete, drehte sie irgendwie durch.«
»Sie glaubte, sie übten einen schlechten Einfluß auf ihn aus?«
»Nein, ich vermute, es gefiel ihr nicht, daß er jedesmal zu ihnen lief, wenn er sich mit ihr überworfen hatte.«
»Trotzdem sorgte sie dafür, daß Dalt aus der Schatzkammer der Festung bezahlt wurde, wie du sagtest, und sie gewährte ihm freien Abzug, nachdem er sie gezwungen hatte, den Kampf gegen Sharu Garrul aufzunehmen.«
»Genau. Darüber gab es damals einen heftigen Streit zwischen Rinaldo und seiner Mutter. Schließlich gab sie nach. So habe ich es jedenfalls von einigen Kerlen gehört, die dabei waren. Das war einer der wenigen Anlässe, da der Junge sich ihr wirklich widersetzte und gewann, behaupten sie. Tatsächlich sind die Jungs deswegen desertiert. Sie gab den Befehl aus, daß jeder, der Zeuge dieser Auseinandersetzung geworden war, hingerichtet werden sollte, so wurde mir berichtet. Sie waren die einzigen, denen die Flucht gelang.«
»Eine resolute Dame.«
»Kann man sagen.«
Wir kehrten zu der Stelle zurück, wo wir gelagert hatten, und aßen noch etwas. Das Lied des Windes nahm an Lautstärke zu, und draußen auf dem Meer kam ein Sturm auf. Ich fragte Dave nach den hundeartigen großen Geschöpfen, und er erklärte mir, daß sich heute nacht wahrscheinlich einige Rudel von ihnen ein Festmahl mit
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