Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel
angegriffen hat?«
»Vielleicht acht, neun - oder sogar zehn Jahre«, murmelte er. »Diese Burschen da müssen ziemlich gut sein.«
»Worum geht es dabei eigentlich?« fragte ich.
Er drehte sich um und musterte mich eindringlich. »Weißt du das wirklich nicht?«
»Bin gerade erst angekommen«, erklärte ich.
»Hast du Hunger? Durst?«
»Ehrlich gesagt - ja.«
»Dann komm mit!« Er nahm mich am Arm und führte mich zwischen die Steine zurück und dann den schmalen Pfad entlang.
»Wohin gehen wir?« wollte ich wissen.
»Ich wohne hier in der Nähe. Normalerweise beköstige ich nur Deserteure - um der alten Zeiten willen. Für dich mache ich eine Ausnahme.«
»Danke.«
Nach einer Weile teilte sich der Weg, und Dave schlug den rechten Pfad ein, der einiges Klettern erforderte. Schließlich führte uns das zu einer Reihe von Felssimsen, deren letzter ziemlich weit zurückreichte. Dahinter lag eine Anzahl von schmalen Schluchten, und in eine davon krochen wir. Ich folgte ihm ein kleines Stück hinein, dann hielt er vor einer niedrigen Höhlenöffnung. Ein abscheulicher Gestank von Fäulnis drang uns entgegen, und ich hörte das Summen von Fliegen im Innern.
»Hier wohne ich«, verkündete er. »Ich würde dich gern hineinbitten, aber es ist ein bißchen... äh...«
»Schon gut«, sagte ich. »Ich warte.«
Er trat geduckt durch die Öffnung, und ich stellte fest, daß mein Appetit schnell nachließ, besonders wenn ich mir etwas zu essen vorstellte, das er möglicherweise dort drin aufbewahrte.
Kurz darauf kam er wieder heraus, und ein Beutel hing ihm über der Schulter. »Hab'n bißchen was da drin«, verkündete er.
Ich kehrte durch die Schlucht zurück. »He! Wohin willst du?«
»Ich brauche Luft«, sagte ich. »Ich gehe zurück auf den Felssims. Hier drinnen ist es etwas eng.«
»Ach so. Na gut«, sagte er und kam mir nach.
Er hatte zwei ungeöffnete Flaschen Wein, einige Karaffen mit Wasser, einen frisch aussehenden Laib Brot, etwas konserviertes Fleisch, ein paar knackige Äpfel und ein noch nicht angeschnittenes Stück Käse in dem Beutel, wie ich feststellte, nachdem wir uns auf dem Sims an der frischen Luft niedergelassen hatten und er mich mit einer Handbewegung aufforderte, das Behältnis zu öffnen und mich zu bedienen. Da ich mich klugerweise auf die windabgewandte Seite gesetzt hatte, wählte ich etwas Wasser und einen Apfel als ersten Gang.
»Der Ort hat eine stürmische Geschichte«, bemerkte er, während er ein kleines Messer vom Gürtel löste und sich ein Stück Käse abschnitt. »Ich bin nicht sicher, wer ihn erbaut hat oder wie lange es ihn schon gibt.«
Als ich sah, daß er im Begriff war, mit dem Messer den Korken aus einer der Weinflaschen zu ziehen, hielt ich ihn davon ab und schickte eine verstohlene kleine Logrus-Anforderung aus. Die Reaktion kam schnell, und ich hielt ihm gleich darauf den Korkenzieher hin. Er reichte mir die ganze Flasche, nachdem er sie entkorkt hatte, und öffnete die zweite für sich selbst. Aus Gründen der Gesundheitsvorsorge war ich dankbar dafür, obwohl ich nicht in der Stimmung war für soviel Wein.
»Das nenne ich allzeit bereit«, lobte er, während er den Korkenzieher begutachtete. »So was brauche ich schon lange...«
»Behalt es«, sagte ich. »Erzähl mir noch etwas über jenen Ort. Wer lebt dort? Wie kam es, daß du einer Invasionsarmee angehörtest? Wer sind die jetzigen Angreifer?«
Er nickte und nahm einen kräftigen Schluck Wein.
»Der erste Herr auf der Festung, von dem ich gehört habe, war ein Zauberer namens Sharu Garrul. Die Königin meines Landes verschwand plötzlich und kam hierher.« Er verstummte und blickte in die Ferne, dann schnaubte er. »Politik! Ich weiß nicht einmal, aus welchem gegebenen Anlaß der Besuch damals stattfand. Ich hatte früher noch nie etwas über diesen Ort gehört. Jedenfalls blieb sie ziemlich lange, und die Leute machten sich so ihre Gedanken: War sie eine Gefangene? Ging es um die Ausarbeitung eines Bündnisses? Hatte sie ein Liebesabenteuer? Soviel ich weiß, schickte sie regelmäßig Nachrichten, doch das war der übliche nichtssagende Quatsch, dem man gar nichts entnehmen konnte - es sei denn, es gab außerdem noch geheime Botschaften, von denen einfache Menschen wie ich nichts erfuhren. Sie war übrigens mit einer beträchtlichen Gefolgschaft unterwegs, mit einer Ehrengarde, die nicht nur der Schau diente. Die Burschen waren abgebrühte Veteranen, auch wenn sie sich in schmucke Uniformen
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